Private Lagerbeihilfenaktion (PLH) Schweinefleisch
In den letzten 15 Jahren wurde bei einem Preisniveau von 1,3 € je kg Schweinefleisch in unregelmäßigen Abständen eine EU-finanzierte Lagerbeihilfe gewährt, um den aktuellen Schweinefleischmarkt zu entlasten. Die befristete Maßnahme sollte dazu beitragen, dass die Preise vorübergehend stabilisiert werden.
Die Lagerbeihilfen werden gewährt für lagerfähige Teilstücke vom Schwein wie Bauch, Fettabschnitte und ggfs. für Schinken zu Reifungszwecken. Die Lagerdauer beträgt je nach Aktion mindestens 3 bis maximal 6 Monaten. Nicht lagerwürdig sind die werttragenden Frischfleischteilstücke wie Lachs, Kotelett u.a., weil der Wertverlust zwischen Frisch- und Lagerware ein Vielfaches ausmacht.
Die Konzentration der Lagerhaltung auf die weniger wertvollen Teilstücke vom Schwein deutet bereits daraufhin, welche begrenzten Erfolge hinsichtlich der Auswirkung auf die Preisstabilisierung zu erwarten sind. Dementsprechend wird scharfe Kritik an PLH-Aktionen geübt.
(1) Die kurzfristige künstliche Nachfrage verhindere möglicherweise zwar einen akuten weiteren Preisverfall in vergleichsweise geringem Umfang, der jedoch in keinem adäquaten Verhältnis zu den Folgewirkungen stehe.
(2) Der öffentlich bekannte Information, welche Mengen nur für eine bestimmte Zeit vom Markt fern gehalten werde, hindere speziell Verarbeitungsbetriebe daran, sich auf eigene Kosten zur Bedarfssicherung ausreichende Vorräte anzulegen. Damit wird das übliche Nachfrageverhalten während der Lagerzeit reduziert. Das Preisniveau fällt somit niedriger aus, als es unter regulären Marktbedingungen der Fall wäre. Der Preisstabilisierungseffekt wird nur in einem eng begrenzten Umfange wirksam.
(3) Im Zeitraum der Wiederauslagerung wird das laufende Angebot zusätzlich mit der Folge, dass sich ein niedrigeres Preisniveau über einen langen Zeitraum etabliert.
(4) Die Preisminderungseffekte fallen in der Summe größer aus als der verhinderte Preisrückgang in der kurzen Zeitspanne des Überangebots.
Für die Beurteilung der Sinnhaftigkeit einer PLH-Aktion kommt es wesentlich auf die Marktkonstellationen in der Lager– und Auslagerungszeit an. Im Falle eines anhaltenden übersättigten Marktes wäre die PLH-Aktion kontraproduktiv und führt zu einer sich selbst treibenden dauernden Eingriffsnotwendigkeit.
Handelt es sich jedoch um eine kurzfristige Störung eines ansonsten durchschnittlich funktionierenden Angebots-Nachfrage-Verhältnisses oder sind sogar zukünftige knappere Marktsituationen zu erwarten, dann könnte die ausgleichende Wirkung zwischen der Verhinderung eines Preistiefs und einer Abflachung einer (ggfs übertriebenen) Preisauftriebsphase durchaus sinnvoll sein. Unter solchen Bedingungen lässt sich die Verwendung öffentlicher Gelder rechtfertigen.
Die aktuellen niedrigen Schweinepreise in der EU sind in 1. Linie eine Folge der russischen Importsperre. Die Auslöser des Einfuhrverbots, die AFP und der Ukraine-Konflikt, dauern aller Voraussicht nach über die beabsichtigte Zeitspanne bis August 2015 hinaus an. Ersatzausfuhren haben nur einen Bruchteil des russischen Exportverlustes abfangen können.
In der Zwischenzeit hat der Verfall der russischen Währung Ausmaße angenommen, die größere Importmengen von Schweinefleisch aus den westlichen Exportländern fast unbezahlbar machen. Die Einkommenslage in Russland ist deutlich schwächer geworden. Eine Rückkehr zum alten Verbrauchsniveau mit entsprechenden Einfuhrzahlen ist wenig wahrscheinlich.
Letztlich fehlt es am politischen Willen, die Einfuhren im alten Stil und Umfang wieder zuzulassen. Die seit Jahren verfolgte Zielsetzung einer hohen russischen Selbstversorgung würde mit einer unbegrenzten Importöffnung unterlaufen werden. Die finanziellen Bemühungen und Initiativen zur Steigerung der Eigenproduktion würden im Keim erstickt.
Last not least würde ein im Jan.-2015 denkbarer Beginn einer PLH-Aktion zur Auslagerung in der Vorbereitungszeit der Grillzeitspanne zur Folge haben und damit eine saisonal übliche Preiserholung in überschaubarer Größenordnung weiter unterdrücken und die Kurse unnötig lange niedrig halten
Nach derzeitigem Kenntnisstand sind die Voraussetzungen für eine erfolgreiche PLH-Aktion nicht zu erkennen. Es muss eher das Gegenteil befürchtet werden. Allerdings werden politische Entscheidungen selten von rationalen Momenten geprägt, sondern der vordergründige kurzfristige „politische Erfolg“ wird höher gewichtet als mittel- und langfristige Wirtschaftlichkeitsüberlegungen.