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12.14
08:20

PLH - Voraussetzungen für eine sinnvolle Aktion nicht erkennbar

Private Lagerbeihilfenaktion (PLH) Schweinefleisch

In den letzten 15 Jahren wurde bei einem Preisniveau  von 1,3 € je kg Schweinefleisch in unregelmäßigen Abständen eine  EU-finanzierte Lagerbeihilfe gewährt, um den aktuellen  Schweinefleischmarkt zu entlasten. Die befristete Maßnahme sollte  dazu beitragen, dass die Preise vorübergehend stabilisiert werden.

Die Lagerbeihilfen werden gewährt für lagerfähige Teilstücke vom Schwein wie Bauch, Fettabschnitte und ggfs. für Schinken zu Reifungszwecken. Die Lagerdauer beträgt je nach Aktion mindestens 3  bis maximal 6 Monaten. Nicht lagerwürdig sind die werttragenden Frischfleischteilstücke wie Lachs, Kotelett u.a., weil der Wertverlust  zwischen Frisch-  und  Lagerware ein Vielfaches ausmacht.

Die Konzentration der Lagerhaltung auf die weniger wertvollen Teilstücke  vom Schwein deutet bereits daraufhin, welche begrenzten Erfolge hinsichtlich der Auswirkung auf die Preisstabilisierung  zu erwarten sind.  Dementsprechend wird scharfe Kritik an PLH-Aktionen geübt.

(1)    Die kurzfristige künstliche Nachfrage verhindere möglicherweise zwar einen akuten weiteren Preisverfall in vergleichsweise geringem Umfang, der jedoch in keinem adäquaten Verhältnis zu den Folgewirkungen stehe.

(2)    Der öffentlich bekannte Information, welche Mengen nur  für eine bestimmte Zeit vom Markt fern gehalten werde, hindere  speziell Verarbeitungsbetriebe daran, sich  auf eigene Kosten zur Bedarfssicherung  ausreichende Vorräte anzulegen.  Damit wird das übliche Nachfrageverhalten während der Lagerzeit reduziert.  Das  Preisniveau fällt somit niedriger aus, als es unter regulären Marktbedingungen der Fall wäre. Der Preisstabilisierungseffekt wird nur in einem eng begrenzten Umfange wirksam.

(3)    Im Zeitraum der Wiederauslagerung  wird das laufende Angebot zusätzlich mit der Folge, dass sich ein niedrigeres Preisniveau über einen langen Zeitraum etabliert.

(4)    Die Preisminderungseffekte fallen in der Summe größer aus als der verhinderte Preisrückgang in der kurzen Zeitspanne des Überangebots.

Für die Beurteilung der Sinnhaftigkeit einer PLH-Aktion kommt es wesentlich auf die Marktkonstellationen in der  Lager– und Auslagerungszeit an. Im Falle eines anhaltenden übersättigten Marktes  wäre die PLH-Aktion  kontraproduktiv und führt zu einer sich selbst treibenden dauernden Eingriffsnotwendigkeit. 

Handelt es sich jedoch um eine kurzfristige Störung eines ansonsten durchschnittlich funktionierenden  Angebots-Nachfrage-Verhältnisses oder sind sogar zukünftige knappere Marktsituationen zu erwarten, dann könnte die ausgleichende Wirkung zwischen  der Verhinderung eines  Preistiefs  und einer Abflachung einer (ggfs übertriebenen) Preisauftriebsphase durchaus sinnvoll sein. Unter solchen Bedingungen lässt sich die Verwendung öffentlicher Gelder rechtfertigen.

Die aktuellen niedrigen Schweinepreise in der EU sind in 1. Linie eine Folge der russischen Importsperre.  Die Auslöser  des Einfuhrverbots, die AFP und der Ukraine-Konflikt, dauern aller Voraussicht nach über die beabsichtigte Zeitspanne bis August 2015 hinaus an. Ersatzausfuhren haben nur einen Bruchteil des russischen Exportverlustes abfangen können.

In der Zwischenzeit hat der Verfall der russischen Währung Ausmaße angenommen, die größere  Importmengen von Schweinefleisch aus den westlichen Exportländern fast unbezahlbar machen.  Die  Einkommenslage  in Russland ist deutlich schwächer geworden.   Eine Rückkehr zum alten Verbrauchsniveau mit entsprechenden Einfuhrzahlen  ist wenig wahrscheinlich.

Letztlich fehlt es am politischen Willen, die Einfuhren im alten Stil und Umfang wieder zuzulassen. Die seit Jahren verfolgte Zielsetzung einer hohen russischen  Selbstversorgung würde  mit einer unbegrenzten Importöffnung unterlaufen werden. Die finanziellen Bemühungen und Initiativen zur Steigerung der Eigenproduktion würden im Keim erstickt.

Last not least würde ein im Jan.-2015 denkbarer Beginn einer PLH-Aktion  zur Auslagerung in der Vorbereitungszeit der Grillzeitspanne zur Folge haben  und damit eine saisonal übliche  Preiserholung in überschaubarer Größenordnung weiter unterdrücken und die Kurse unnötig lange niedrig halten

Nach derzeitigem Kenntnisstand sind die Voraussetzungen für eine erfolgreiche PLH-Aktion  nicht zu erkennen. Es muss eher das Gegenteil befürchtet werden. Allerdings werden politische Entscheidungen selten von rationalen Momenten geprägt, sondern der vordergründige kurzfristige „politische  Erfolg“ wird höher gewichtet als mittel- und langfristige Wirtschaftlichkeitsüberlegungen.

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