EU-Kommission: kurzfristige Vorschau auf den Schweinefleischmarkt 2015 und 2016
In der jüngsten kurzfristigen Vorschau auf zentrale EU-Agrarmärkte prognostiziert die EU-Kommission einen leicht wachsenden Schweinefleischmarkt für die Jahre 2015 und 2016.
Die Erzeugung soll im Jahre 2015 um 1,3 % wachsen, aber im darauf folgenden Jahr 2016 höchstens um 0,3 % zunehmen. Grundlage für diese Einschätzung sind die Hochrechnungen aus den Viehzählungsergebnissen sowie Trendwertkalkulationen. Überraschend ist die Feststellung, dass in den neuen 13 mittel- und osteuropäischen Staaten das Wachstum signifikant höher ausfallen soll als in den alten 15 Mitgliedsländern. In den zurückliegenden Jahren wiesen die neuen EU-Mitglieder regelmäßig starke Abnahmeraten auf.
Die Verbrauchsentwicklung bewegt sich nur wenig. Nach einer leichten Steigerung soll der Konsum im Jahre 2016 sogar wieder etwas zurückgehen Der Pro-Kopf-Verbrauch wird auf knapp 32 kg geschätzt und fällt damit unter das Ergebnis des Jahres 2011 zurück.
Die EU-Importzahlen an Schweinfleisch sind mit 0,07 % (!) gemessen am EU-Inlandsverbrauch vernachlässigbar gering.
Nach dem Einbruch der Schweinefleischexporte im Jahre 2014 infolge des russischen Importverbotes um fast 13 % gegenüber dem Vorjahr werden für 2015 und 2016 Steigerungsraten von +5 % bzw. +6 % prognostiziert. Die absoluten Ausfuhrmengen auf Schlachtgewichtbasis berechnet steigen auf 2,1 Mio. t (2016), bleiben aber immer noch hinter dem Höchtswert des Jahres 2013 mit 2,2 Mio. t zurück.
In den Schätzungen sind die jüngsten Eurokursentwicklungen nicht eingeflossen. Daher kann davon ausgegangen werden, dass die Exportzahlen etwas höher ausfallen können, sofern die Wechselkurse sich für eine längere Zeit auf dem derzeitigen Niveau halten sollten. Das Absatzpotenzial im asiatischen Raum ist sehr aussichtsreich.
Für Unsicherheit sorgt auch das zukünftige Verhalten Russlands in Sachen Schweinefleischimporte. Selbst bei einer Aufhebung der Importsperre zum angekündigten Termin 8. August 2015, bleiben immer noch die Problem mit der Afrikanischen Schweinepest, die sich in den baltischen Staaten fast flächendeckend ausgebreitet hat. Denkbar wäre eine Teilauflockerung der Sperren für unbelastete Erzeugungsregionen wie Dänemark, Niederlande und Frankreich.
Wesentlich gravierender für evtl. Schweinefleischimporte werden sich das schwächere russische Einkommen und die fast halbierte Kaufkraft des Rubel auswirken. Eine Rückkehr zu alten Einfuhrmengen in der Größenordnung von 750.000 t ist kaum denkbar.
Nicht zuletzt besteht die Frage nach dem politischen Willen. Die Zielsetzung zu einem höheren russischen Selbstversorgungsgrad zu kommen, wird durch Grenzöffnungen eher unterlaufen und die Investitionsanstrengungen im eigenen Lande in Frage stellen.