Schwerpunkte der Schweinehaltung in Europa
Die Viehhaltung in der Landwirtschaft ist nicht gleichmäßig über die Fläche verteilt. Für die jeweiligen Standorte haben sich Schwerpunkte herausgebildet. In der flächenabhängigen Rindviehhaltung ist die Verteilung an den regionalen Futteraufwuchs mit Schwerpunkt Grünland gebunden und damit weniger stark konzentriert als in den beiden flächenunabhängigen Veredlungszweigen der Geflügel- und Schweinehaltung.
Für die Schweinehaltung haben sich teilweise historisch bedingt die Veredlungszentren herausgebildet. Wesentliche Triebkraft war im Regelfall eine schwache Ertragsleistung des Bodens. Um eine existenzfähige Betriebsgrundlage zu haben, ist eine Veredlungswirtschaft notwendig. Im weiteren Verlauf der Entwicklung wurde die Zufuhr an preiswerten Kraftfuttermitteln zur treibenden Kraft. Ein Mindestmaß an leistungsfähigen Unternehmen der Wirtschaftszweige im vor- und nachgelagerten Bereich verstärkte den Ballungseffekt. Sog. Agglomerationseffekte beschleunigten diesen regionalen Konzentrationsprozess, der heute durch seine Schattenseiten stärker ins Gewicht fällt.
Der nordwesteuropäische Raum mit Teilen Belgiens, der Niederlande, den nordwest-deutschen Veredlungsgebiete sowie Dänemark sind geprägt durch weniger ertragsstarke Böden, hatten aber den Vorteil der Hafennähe. Das bedeutete in den früheren Zeiten der EU-Marktabschottung zum Weltmarkt dennoch preiswerten Zugang zu Futtermitteln aus Übersee. Eiweiß- und Ölsaaten sowie Maniok-Futtermittel waren von den europäischen Importabgaben ausgenommen und hatten jahrzehntelang einen Futterkostenvorteil gegenüber dem weiteren EU-Binnenmarkt von 30 bis 50 %. Die Verhältnisse sind heute teilweise immer noch vorhanden, aber wesentlich weniger stark ausgeprägt.
In Frankreich erwies sich die Bretagne mit ihren weniger ertragsreichen Standorten im Vergleich zum Pariser Becken und dem Süden Frankreichs mit Weinbau für die Schweinehaltung geeignet. Noch heute werden im flächengroßen Frankreich mehr als 55 % aller Schweine gehalten. Eiweißfuttermittel sind preiswert aus Übersee zu beziehen und das notwendige Getreide wird in unmittelbarer Nachbarschaft der Normandie und des weiteren Pariser Beckens erzeugt. Das Hauptabsatzgebiet für Schweinefleisch ist Paris. Allerdings ist die bretonische Lage mit europäischen Randständigkeit kaum erweiterbar. Frankreichs Schweinefleischversorgung liegt um die 100 %.
Mit dem Beitritt Spaniens in die EU im Jahre 1986 erlebte die spanische Schweinewirtschaft eine Boomphase mit Schwerpunkt im Nordosten, der sie nach Deutschland an die 2. Stelle in der EU brachte. Tourismus und ein steigendes Einkommen führten dazu, dass Spanien den weltgrößten Schweinefleischverzehr je Kopf der Bevölkerung ausweist. Mittlerweile ist Spanien zum Nettoexportland aufgestiegen.
In Italien konzentriert sich die Schweinehaltung in der norditalienischen Tiefebene mit der berühmten Gegend um Parma. Allerdings handelt es sich um eine überschaubare Größenordnung. Italien besitzt nur einen Selbstversorgungsgrad von 69 %.
Im östlichen Teil der EU tritt Polen im nordwestlichen Teil mit einer größeren Schweinedichte in Erscheinung. Allerdings sind die kleinen Betriebs- und Bestandsstrukturen wenig in der Lage, im Wettbewerb mit seinen westlichen Nachbarn mit zuhalten. Die Schweinebestände in fast allen osteuropäischen Ländern sind nach dem EU-Beitritt im Jahre 2004 zwischen 25 und 45 % zurückgegangen.