Importsperre für Fleisch stellt russische Verbraucher auf eine harte Belastungsprobe und betroffene Exportländer ebenso
Die als Gegenreaktion auf die westlichen Wirtschaftssanktionen verhängte Importsperre auf Nahrungsmittel trifft die russischen Verbraucher in mehrfacher Hinsicht. Zunächst fehlt im Fleischsektor rd. ein Drittel des Angebots früherer Jahre. Das führt bereits zu einem zwangsweisen Konsumsparen.
Darüberhinaus haben sich die Verbraucherpreise für Fleisch erheblich verteuert. Schweinefleisch in den Einkaufszentren war im Okt. 2014 um mehr als 25 % teurer im Vorjahresmonat. Angesichts der schwächer gewordenen Einkommenslage muss sich der Verbraucher überlegen, wie häufig er sich ein Stück Fleisch leisten kann.
Die Verteuerung ist gleich dreifach verursacht. Die starke russische Nachfrage aus den Herkunftsländern mit Schwerpunkt Brasilien hat dort zu steigenden Exportpreisen geführt. Dazu kommt die teure Fracht aus den weit entfernt liegenden Gebieten. Die Halbierung der Kaufkraft der russischen Währung führte nochmal zu einer Verteuerung der Importware.
Letztlich ist festzustellen, dass bei knapper Verfügbarkeit und kontinuierlichen steigenden Preisen Hamstereffekte austreten von kaufkräftigen Leuten, die mit der Knappheit noch ihre Geschäfte machen. Das gilt auch für Schmuggelware.
Die als Ersatz für gesperrte Lieferungen aus den westlichen Ländern EU, USA und Kanada konnten durch die steigenden Lieferungen aus Brasilien und anderswoher bei weitem nicht gedeckt werden. Nach den verfügbaren Unterlagen ist davon auszugehen, dass nur etwa 100.000 t Ersatzlieferungen mobilisiert werden konnten, aber die Größenordnung von gesperrten 800.000 t bei weitem nicht abdecken können.
Die geplante Grenzöffnung nach einem Jahr ist in weite Ferne gerückt. Da fehlt es zum einen an der Aufhebung der gegenseitigen Wirtschaftssanktionen angesichts des anhaltenden Ukraine-Konfliktes. Der zweite mittelfristig wirkende Hinderungsgrund besteht in der ausgeweiteten Afrikanischen Schweinepest in den EU-Ländern Polen, Litauen, Estland und Lettland, der enorme Ausmaße erreicht hat. Und letztlich fehlt es auch am poltischen Willen, die Grenze möglichst wieder zu öffnen. Bei fehlendem Druck von Importware können die russischen Schweinehalter die Eigenerzeugung besser in Gang bringen. Das braucht aber einige Jahre.
Und zwei große Fragen kommen noch oben drauf: In welchem Zeitrahmen wird das Rohöl wieder zu seinen alten Kursen zurückkehren und die russische Einkommenslage verbessern Damit eng verbunden ist die Frage nach der Zurückgewinnung der Kaufkraft des Rubel. Es erscheint ziemlich unwahrscheinlich, dass eine Wiederherstellung der ursprünglichen Importlage möglich ist. Es ist eher davon auszugehen, dass die besten Zeiten der Schweinefleischausfuhren nach Russland für eine ganze Zeit vorerst vorbei sind.