Russlands Schweinefleischerzeugung wächst industriemäßig in Richtung Selbstversorgung und darüber hinaus
Noch vor 4 Jahren war Russland mit wachsender Tendenz auf die Einfuhr von Schweinefleisch in einer Höhe von rd 1 Mio. t je Jahr angewiesen. Drei Viertel davon kam aus den EU-Mitgliedstaaten. Die ab 2014 verhängte Importsperre hat die jährlichen Einfuhren auf 400.000 t zurückgedrängt. Gleichzeitig ging die Nachfrage vorübergehend aufgrund gestiegener Preise und zurückgehender Einkommen deutlich zurück. Die Nachfrageminderung war neben den gestiegenen Preisen u.a. eine Folge des gefallenen Rohölkurses, der für Russland entscheidend für den wirtschaftlichen Wohlstand ist. Für 2017 rechnet man wieder mit dem gleichen Stand wie vor der Importsperre.
Von Regierungsseite wurden bereits seit dem Jahr 2006 erhebliche Fördergelder bereitgestellt, die Schweinefleischerzeugung im eigenen Lande voranzutreiben. Die langfristige Zielsetzung heißt Selbstversorgung auf der Basis der mehr als ausreichend vorhandenen Getreideversorgung spätestens bis 2020.
In den letzten 10 Jahren hat sich die russische Produktion von Schweinefleisch verdoppelt. Für das Jahr 2017 rechnet man mit einer Schweinefleischerzeugung in Höhe von über 3 Mio. t bzw 9,3 % mehr als im Jahr zuvor. Dennoch reicht es noch nicht ganz bis zur Autarkie.
Die russiche Schweinehaltung kann in 2 Kategorien aufgeteilt werden. Zum einen besteht die traditionelle Hinterhofhaltung, die bis 2005 noch einen Anteil von 70 % erreichte. Heute soll der Anteil auf 20 % geschrumpft sein und sich vornehmlich in den großen Weiten Russlands behaupten. Die industriemäßige Schweinehaltung in unterschiedlichen Kombinationen von der Futtermittelbereitstellung über die Aufzucht und Mast bis zur Schlachtung und Zerlegung schreitet mit staatlicher Unterstützung voran. Die 10 größten Unternehmen der Schweinehaltung haben ihre Kapazitäten innerhalb von 4 Jahren um das 2,5 fache gesteigert und besitzen rd. 30 % am russischen Schweinefleischmarkt. In den kommenden 10 Jahren sollen die 20 größten Unternehmen rd. 75 % der Erzeugung bestreiten. Für die Jahre nach 2020 wird der Export vor allem in Richtung China intensiviert werden.
In jüngster Zeit wurden die Anstrengungen zwar verstärkt, aber die Afrikanische Schweinepest im Lande führt immer wieder zu massiven Rückschlägen. Darüberhinaus sorgt der schwache Rubelkurs für teure Einfuhren von Eiweiß-, Mineralfuttermittel und sonstigen Futterzusatzstoffen sowie teuer importierte Betriebseinrichtungen und Maschinen.
Auf der Nachfrageseite steht eine nicht mehr wachsende Bevölkerung von 147 Mio etwa so groß wie Deutschland und Frankreich zusammen, aber mit einer völlig weiträumigeren Flächenverteilung. In Moskau konzentrieren sich jedoch rd. 12 Mio- Menschen. Der pro-Kopf-Verbrauch an Schweinefleisch liegt beit 32 kg und stagnierte vorpübergehend. Das gehobene Schweinepreisniveau hat dazu beigetragen, dass zwischenzeitlich verstärkt auf das preiswertere Gefügelfleisch zurückgegriffen wird.
Hohe Schweinepreise oberhalb von 2 €/kg sind dringend erforderlich, um u.a. die hohen Investitionskosten mit einer Rückzahlungsfrist der Kredite von üblichen 8 Jahren zu ermöglichen. Preiswertes eigenes Energiefutter wird teilweise durch teures Eiweißfutter und geringer Futterverwertung ausgeglichen. Die Arbeitsproduktivität läßt häufig zu wünschen übrig. Und nicht zuletzt ist auf die weiten und im Winter schwierigen Wege von den Produktions- zu den Verbrauchszentren hinzuweisen.
Die geographischen und politischen Infrastrukturen sind eben anders als im westlichen Europa.