Russland: Importverbote und fehlende Finanzkraft zwingen zur Steigerung der Eigenversorgung
Russische Schweinefleischimporte von über 1 Mio. t noch im Jahre 2013 gehören der Vergangenheit an. Im Jahr 2015 werden gerade noch 0,3 Mio. t eingeführt und für das nächste Jahr 2016 schätzt das USDA nur noch 0,2 Mio. t.
Der Ausgleich der fehlenden Mengen wurde in der jüngeren Vergangenheit zunächst zum größten Teil durch zwangsweisen Konsumverzicht geleistet. Anstelle von 3,26 Mio. t noch im Jahre 2013 wurde der Konsum auf 2,93 Mio. t im Jahre 2015 heruntergefahren. Einen wesentlichen Beitrag zum teilweisen Ausgleich lieferte auch die Umstellung auf Geflügelfleisch. Rindfleisch ist vergleichsweise zu teuer.
An dritter Stelle stehen die Bemühungen um die Erhöhung der Eigenerzeugung. Die russische Schweinefleischerzeugung lag noch im Jahre 2013 bei 2,4 Mio. t. Nach jüngsten Einschätzungen soll die Produktion auf 2,63 Mio. t im Jahre 2015 angestiegen sein. Für das Jahr 2016 rechnet man mit einer weiteren Zunahme auf 2,78 Mio. t.
Die ehrgeizigen Ziele der russischen Regierung auf Beibehaltung der 100 % Selbstversorgung erfordern erhebliche investive Anstrengungen mit staatlichen und privaten Geldern. Und die Aufstockung braucht mehrere Jahre bis von der der Schweinehaltung, der Futtermittelindustrie und der Verarbeitungsbranche logistisch alles auf die Reihe gebracht ist.
Die Erhöhung der Produktionskapazitäten wird um so stärker gefordert, je mehr die Schweineerzeugung in sog. Hinterhofhaltungen zur Hausversorgung immer mehr zurückgehen.
In dem Maße wie die Verbraucherpreise für Schweinefleisch wieder auf „normale“ Werte zurückfallen, wird erwartet, dass die Rückumstellung von Geflügel- auf Schweinefleisch stattfindet.
Der Weg zur nachhaltigen und zufriedenstellenden Selbstversorgung wird noch eine Weile in Anspruch nehmen.
Eine Rückkehr zu alten Importmengen ist neben den politischen und seuchenhygienischen Gründen auch schon deshalb nicht mehr begehbar, weil inzwischen die Kaufkraft durch die Halbierung des Wertes des russischen Rubel und das Einkommen aufgrund der schwachen Wirtschaftsentwicklung fehlt.
Last not least wird man auf jeden Fall vermeiden, dass die bisherigen Anstrengungen zur Verbesserung der Eigenversorgung nicht durch die Grenzöffnung für billige Importware unterlaufen werden.
Der russische Importmarkt ist für die EU auf längere Sicht weitgehend abzuschreiben.