Chinas steigende Schweinefleischimporte lassen nach – EU-Lieferungen vor den USA
China ist in den letzten beiden Jahren vor Japan zum weltweit größten Einfuhrgebiet von Schweinefleisch geworden. Auf der Exportseite dominieren die EU und die USA mit zusammen einem Ausfuhranteil von mehr als 60 % am gesamten Welthandel mit Schweinefleisch.
Im Wettbewerb um den gestiegenen Absatzmarkt China hatte bislang die EU die besseren Karten. Drei entscheidende Vorteile haben die EU-Ausfuhren nach China im 1. Halbjahr 2016 verdoppeln lassen. Die EU konnte mit ihren im Frühjahr niedrigen Einstandspreisen gegenüber der US-Konkurrenz punkten. Dabei kam der schwache Euro zusätzlich zur Hilfe. In den EU-Mitgliedstaaten wird der US-Wachstumsförderer Ractopamine nicht eingesetzt, der in China nicht zugelassen ist. Das Exportsortiment besteht aus weniger wertvollen Teilstücken, so dass der Exporterlös noch unter dem der USA bleibt.
Die jüngere Entwicklung der letzten 3 Monate zeigt, dass die Importsteigerungen Chinas deutlich abgenommen haben. Die Lieferungen aus der EU stagnieren, während die US-Ausfuhren einen leichten Rückschlag zeigen. Letzteres ist umso bemerkenswerter, weil die Schweinenotierungen in den USA kräftig eingebrochen sind, während gleichzeitig in der EU eine Preishochphase durchlaufen wurde.
Im Exportgeschäft spielen jedoch kurzfristige Notierungsänderungen aufgrund von mehrmonatig laufenden Lieferverträgen eher eine untergeordnete Rolle. Darüberhinaus muss beachtet werden, dass keine ganzen Schweine gehandelt werden, sondern nur Teilstücke, deren Preise nicht zwingend im gleichen Maße mit den Notierungsergebnissen schwanken.
So ist es nicht verwunderlich, dass die Lieferungen nicht von heute auf morgen umgestellt werden, sondern erst einer gewissen Zeit der Neuorientierung bedürfen. Diese Phase scheint in der EU jetzt angekommen zu sein. Dabei spielt die EU-Binnenmarktentwicklung mit einem steigenden saisonalen Angebot eine entscheidende Rolle mit.
Es ist davon auszugehen, dass die vom Export ausgehenden Preisimpulse nicht mehr die bisherige große Schubkraft entwickeln werden. Nach den Viehzählungsergebnissen soll das Schweineangebot in der EU im 4. Quartal deutlich unter Vorjahresniveau liegen und könnte damit zu einer spürbaren Entlastung beitragen. Die Preise werden sich den veränderten Angebots- und Nachfrageverhältnissen im In- und Ausland anpassen müssen.