Nach dem EU-Beitritt: 10 Jahre Schweinehaltung in Polen
Zum EU-Beitrittstermin 2004 hatte Polen einen Schweinebestand in der Größenordnung von knapp 19 Mio. Tieren. Nach der jüngsten Viehzählung vom 1. März 2015 wurden nur noch 11,5 Mio. Schweine festgestellt.
Die Zahl der Zuchtsauen betrug 2014 noch 1,8 Mio. Stück. Das jüngste Zählergebnis lieferte mit 0,956 Mio. Sauen nur noch die Hälfte.
Die Schweinefleischerzeugung in Polen ist jedoch nur von 1,92 Mio. t auf 1,84 Mio. t gefallen.
Auf den ersten Blick scheinen die Zahlen nicht recht zusammen zu passen. Bei genauerer Betrachtung sind jedoch 3 wichtige Einflussfaktoren zu berücksichtigen.
(1) Die Halbierung des Sauenbestandes in Polen wurde teilweise aufgefangen durch eine höhere Produktivität der aufgezogenen Ferkel je Sau und Jahr.
(2) Fehlende Ferkel werden in wachsendem Umfangen aus anderen EU-Ländern importiert. An 1. Stelle steht Dänemark mit einem jährlichen Export nach Polen in der steigenden Größenordnung von rd. 4 Mio. Ferkel. Allein in I. Quartal 2015 wurden 1,11 Mio. Ferkel von DK nach PL transportiert. In der gleichen Zeit des Vorjahres waren es noch 0,83 Mio. Jungtiere.
Aus den Niederlanden bezieht Polen weitere 0,42 bis 0,55 Mio. Ferkel je Jahr, allerdings mit abnehmender Tendenz. Hollands Ferkelausfuhren haben ihre Kapazitäten erreicht.
(3) Die Fleischleistung der Schweine wird in einer kürzeren Mastdauer durch besseres Tiermaterial, günstigere Haltungsformen und gezielte Fütterung erhöht.
Die vorgenannten Aspekte erklären den vergleichsweise geringen Rückgang der Schweinefleischerzeugung in Polen gemessen am Rückgang der Tierbestände.
Polen ist von einem ursprünglichen Exportland zu einem Nettoimportgebiet geworden. Die polnische Abhängigkeit von Einfuhren besteht sowohl auf der Ebene der Lebendeinfuhren wie auf der Grundlage der Fleischimporte.
Trotz des heftigen Strukturwandels bestehen nach wie vor erhebliche strukturelle Nachteile. Rd 80 % der Schweine stehen in Kleinbeständen, die unter europäischen Wettbewerbsverhältnissen wenig Aussicht auf fortdauernden Bestand haben. Der polnische Abstockungsprozess in der Schweinefleischerzeugung wird daher weitergehen. Besonders starke Schübe sind jedes Mal bei schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen der Schweinehaltung zu beobachten, verursacht durch hohe Futtermittelpreise und/oder niedrige Schweinepreise.
Seit gut einem Jahr kämpft Polen mit der Afrikanischen Schweinepest, die entlang der russischen Grenze für Ausfälle in ganzen Regionen führt. Die restlichen Ausfuhren sind weitgehend gesperrt aus Angst um Verschleppung der tödlichen Krankheit.