Schweinepreise in Deutschland/Europa über 1,90 € je kg gestiegen – weltweit jedoch gefallen – wie lange geht das zusammen?
Die Schweinepreise haben nach anfänglichen Schwierigkeiten in der mehr oder weniger ausgefallenen Mai-Grillphase mittlerweile einen unerwartet hohen Aufschwung genommen. Dazu beigetragen hat zwar auch die sich belebende Nachfrage, aber ausschlaggebend war das stark zurückgegangene Lebendangebot an Schweinen. In früheren Monaten übliche deutsche Schlachtzahlen von mehr als 1 Mio. Stück je Woche gehören der Vergangenheit an. Jetzt sind es nur noch etwas über 920.000 Stück je Woche.
Die Verringerung des Schweineangebotes ist in allen bedeutenden Erzeugungsgebieten in der EU-28 zu beobachten. Gleichzeitig sind auch noch die Schlachtgewichte reduziert worden. Das Schweinefleischangebot in Europa ist nur knapp bedarfsdeckend.
Dennoch wird weiterhin – wenn auch auf verringertem Niveau - Schweinefleisch in Drittländer exportiert. Schließlich ist Europa ein Exportüberschussgebiet, allerdings nicht mehr so drängend wie noch vor einigen Monaten und Jahren.
Schweinepreise von über 1,90 € je kg haben Seltenheitswert. Es stellt sich die Frage, wie lange kann dieses Preisniveau durchgehalten werden. Böse Erinnerungen an das Vorjahr werden wach, als im August/September 2012 ähnlich hohe Notierungen relativ kurzfristig wieder einbrachen. Steht uns eine ähnliche Entwicklung bevor?
Zum Vorjahr bestehen jedoch grundlegende Unterschiede. Im Gegensatz zu heute lagen die Schlachtzahlen damals bei rd. 1 Mio. je Woche. Bis Anfang Sept.-2012 funktionierte aber ein recht flotter Ausfuhrabsatz nach Russland mit dortigen Preisen von über 3 € je kg. Mitte September rutschten die russischen Schweinepreise auf unter 2,50 €/kg und zogen die europäische Preise mit nach unten.
Fast zeitgleich gaben die Schweinepreise im weltgrößten Exportgebiet der USA deutlich nach. In der Konkurrenz um die wichtigsten Importgebiete blieb für Europa kaum eine Wahl, als mit einiger Verzögerung zu folgen.
Was ist heute anders? Zunächst besteht in Europa nicht mehr so sehr ein auf Export drängendes Angebot aufgrund der rückläufigen Schlachtzahlen. Daran wird sich auf absehbare Zeit auch nicht viel ändern, denn das verringerte Ferkelaufkommen der letzten Monate spricht nicht für einen kurzfristig Wiederanstieg der Schlachtungen. Dazu muss erst die Sauenhaltung in Verbindung mit steigenden Ferkelzahlen je Sau und Jahr wieder angekurbelt werden. Das dauert erfahrungsgemäß fast ein Jahr.
Dennoch stellt sich die Frage, wie stark angesichts des nicht mehr so reichlich fließenden Exportabsatzes in Drittländer der Einfluss der in den Importländern vergleichsweise niedrigen Preise auf die hiesigen Notierungen sein wird. Zwar gelangen überwiegend weniger wertvolle Teilstücke mit geringerem Gewicht für die Auszahlungskurse in den Export, eine begrenzende Wirkung des Preispotenzials wird man auf jeden Fall erwarten dürfen.
Darüberhinaus stellt sich die Frage, wie stark der Konsument auf die höheren Verbraucherpreise reagieren wird. Bislang ist vom gestiegenen Erzeugerpreisniveau noch vergleichsweise wenig auf der Einzelhandelsstufe angekommen. Das dauert erfahrungsgemäß bis zu einem halben Jahr. Üblicherweise ist die Preiselastizität vergleichsweise gering.
Terminkurse für Schweine in Frankfurt und Chicago
€ = 1,33 $ |
Sept 13 |
Okt 13 |
Nov 13 |
Dez 13 |
Febr 14 |
März 14 |
Mai 14 |
Eurex Frankfurt |
1,853 |
1,76 |
1,69 |
1,68 |
1,60 |
1,68 |
1,74 |
Lean Hogs CME |
- |
1,41 |
- |
1,36 |
1,40 |
- |
1,46 |
Die US-Schweinepreise haben nach ihren saisonalen Höhenflug in der Barbecuesaison wieder ihren Herbst-/Winter-Abschwung eingeleitet.
An der Eurex in Frankfurt werden im Vergleich zu den aktuellen Preisen im August-13 recht niedrige Preise notiert. Die Begründung kann möglicherweise mit den Negativ-Erfahrungen früherer Jahre gerechtfertigt werden, ob die Einschätzung aber auch unter den Vorzeichen der aktuellen und absehbaren Marktentwicklung gerechtfertigt ist, muß in Frage gestellt werden.