EU: beachtlich rückläufiger Sauenbestand + steigende Ferkelleistung je Sau => weniger Ferkel
Die jüngsten Viehzählungsergebnisse in bedeutenden schweinehaltenden EU-Mitgliedstaaten zeigen in allen Ländern rückläufige Sauenzahlen mit Ausnahme von Spanien.
Insgesamt wurden knapp 3 % weniger Sauen festgestellt. Die Spannbreite reicht jedoch von -0,4 % in Großbritannien bis -13,3 % in Polen. In Deutschland wurden -2,9 % weniger Sauen in 2019 gezählt.
Spanien ist das einzige Land mit steigenden Sauenbeständen um +1,6 %. Gleichzeitig ist eine deutliche Verbesserung der Ferkelleistung zu beobachten. Auf der iberischen Halbinsel besteht noch viel Platz für Erweiterungsmöglichkeiten. Die Stallbauten sind äußerst günstig.
Ein entscheidender Vorteil für die spanische Schweinehaltung resultiert aus dem überwiegenden Verbundsystem von der Futtermittelherstellung über die Ferkelerzeugung, der Mast und anschließenden Schlachtung und Fleischverarbeitung. Der Nachteil hoher Futterkosten aufgrund eines geringen Selbstversorgungsgrades mit Getreide wird wieder wettgemacht.
In den übrigen EU-Mitgliedsaaten ist davon auszugehen, dass die Verfügbarkeit an Ferkeln abnimmt. Eine Produktivitätssteigerung der Ferkelleistungen in Höhe +2,8 Mio. Ferkeln reicht nicht aus, um den Ferkelausfall der geschlachteten Sauen von -6,58 Mio. Tieren auszugleichen.
Für Deutschland wirken sich niedrigere Sauenzahlen gleich doppelt stark aus. Bei einem 80 %-igen Selbstversorgungsgrad kommt zum Rückgang der selbsterzeugten Ferkel noch ein fallendes Exportangebot der Hauptlieferländer Dänemark und Holland dazu. Im Wettbewerb um die knappen Ferkel werden diejenigen Importländer bevorzugt, die die höchsten Ferkelpreise bieten.
Hauptimportländer sind neben Deutschland noch Polen, Italien und einige südosteuropäische Regionen. Die schärfste Konkurrenz besteht zwischen Polen und Deutschland, die aus Dänemark jeweils rd. 6,5 Mio. Tiere importieren. Polens Einfuhren mit einem Ferkeldefizit von fast 40 % hat in den letzten Jahren stark aufgeholt. Trotz der überdurchschnittlich hohen Ferkelpreise ist der polnische Sauenbestand im Jahre 2019 nochmals um -13,3 % gesunken. Die Ursache ist der hohe Anteil unrentabler Kleinbestände unter 20 Sauen, die im Zuge des Generationswechsels aus der Produktion ausscheiden.
Durchgehend hohe Ferkelpreise könnten im Regelfall eine ausreichende Begründung für Bestandsaufstockungen liefern. Allerdings stehen dem die aktuellen Diskussionen um die Tierhaltung entgegen. Mögliche Investoren werden von den unklaren Rechtsvorgaben zur zukünftigen Tierhaltung abgeschreckt. In Erwartung weiterer Auflagen werden bestehende Bestände aufgegeben, weil die zukünftige Wirtschaftlichkeit nicht mehr gesehen wird.
In den traditionellen Veredlungsgebieten Nordeuropas wird bei fallenden Sauenzahlen die Schweinehaltung insgesamt als rückläufig anzusehen sein. Erst wenn der Sauenbestand um weniger als 1,2 % schrumpft, kann mit einer anhaltenden Leistungssteigerung der Ferkelerzeugung ein Ausgleich hergestellt werden.