US-Schweinemast – Vom „Jahrhundertjahr" in den tiefen Keller
Höhen und Tiefen der Wirtschaftlichkeit in der Schweinemast liegen eng beieinander. Die US Schweinehalter haben gerade eine Talfahrt mit Unternehmerverlusten bis zu 35 € je Schwein hinter sich gebracht. Allerdings sehen die Aussichten für den Rest des Jahres bei weiter fallenden Preisaussichten nicht grundlegend besser aus.
Ganz anders hat dagegen das Wirtschaftsjahr 2014/15 ausgesehen. Über das ganze Jahr hinweg hat man nur schwarze Zahlen geschrieben. Der Höhepunkt wurde im März 2014 mit einem Unternehmergewinn von rd. 50 € je Schwein erreicht.
Hintergrund für dieses „Jahrhundertjahr“ war die PEDv-Epidemie (= tödliche Durchfallerkrankung bei Saugferkeln), die rd. 15 % des Ferkelbestandes gekostet hat. Den Höhepunkt erreicht die Krankheit in den kalten Monaten von Jan bis März eines Jahres. Schweine- und Ferkelpreise schossen in die Höhe. Schweinepreise überschritten in den USA zum 1. Mal die Grenze von 2 €/kg. Ein 22,5 kg übliches US-Ferkel kostete knapp über 100 € je Tier.
Bei gedämpften und später fallenden Futterkosten sorgten die gestiegenen Schweinepreise immer noch für einen ungewöhnlichen hohen Gewinn.
Die ungewöhnlich hohe Rentabilität 2013/14 verursachte zunächst um 5 bis 7 kg höhere als sonst übliche Schlachtgewichte zum Teilausgleich der fehlenden Schlachtzahlen. Die Sauenzahlen wurden um rd. 5 % aufgestockt. In den kritischen Monaten Jan bis März 2015 erreichte die PEDv-Epidemie jedoch nur ein Drittel des Ausmaßes des Vorjahres.
Das Ergebnis war ein Überangebot an Schweinen und Schweinefleisch, so daß die Preise umgerechnet unter die Marke von 1,50 €/kg fielen. Anhaltend hohen Futter- und Ferkelkosten wurden in der Schweinemast seit Herbst letzten Jahres rote Zahlen geschrieben. Die Talsohle mit 35 € Verlust je Schwein wurde in den Monaten Febr. bis April 2015 erreicht. Die ab Mai einsetzende Grillsaison sorgte für Entlastung ohne jedoch in den Bereich schwarzer Zahlen zu gelangen.
Die auslaufende Grillsaison führt in jüngster Zeit zu weiter abfallenden Schweinepreisen. Die Futterkosten sind bislang noch auf durchschnittlichem Niveau geblieben. Die Aussichten auf die Herbst- und Wintermonate sehen nach Maßgabe der Börsenterminkurse wenig erfolgversprechend aus.
Der zunehmend stärker werdende Dollarkurs verschlechtert die Wettbewerbsfähigkeit der USA im Exportgeschäft. Dabei werden rd. 20 % der Produktion im Ausland abgesetzt.
Bisher unterstützten ungewöhnlich hohe US-Rindfleischpreise von umgerechnet über 5 € je kg den Schweinefleisch. Inwieweit die Epidemie des Vogelgrippevirus mit fast 50 Mio. getöteten Legehennen und Puten eine Entlastung bleibt unklar. Auf der einen Seite fehlt das Fleisch, anderseits weisen viele Importeure US-Geflügelfleisch zurück.
Die EU als mittlerweile weltgrößter Exporteur von Schweinefleisch steht in unmittelbarer Konkurrenz zu den drängenden US-Ausfuhren. Der EU-Vorteil besteht im schwachen Euro-Kurs, aber die Märkte sind voll. Und Russland fällt auf absehbare Zeit als Einfuhrland aus.
Auch für die EU sind die Aussichten für die kommende Periode nicht vorteilhaft.