USDA-Prognose 2022: Chinas Fleischeinfuhren lassen nach – Schweinefleischexporteure auf Absatzsuche
Der weltgrößte Schweinefleischerzeuger China soll nach dem 30 %igen Produktionsanstieg 2021 wieder zu gemäßigten Aufwärtsentwicklungen zurückkehren. Das USDA schätzt für 2022 eine Eigenerzeugung von rd. 51 Mio. t bzw. +7,4 % zum Vorjahr. Im Tiefpunkt des Jahres 2020 war nur eine Menge von 36,4 Mio. t erreicht worden.
Der chinesische Schweinefleischverbrauch wird 2022 auf 54,4 Mio. t geschätzt. Der Vor-ASP-Verzehr lag bei 55,3 Mio. t. Der niedrigste Konsum wurde 2020 mit 41,5 Mio. t festgestellt.
Der zwangsläufige Konsumverzicht wurde gemildert durch steigende Importe von Fleisch jeder Art. Schweinefleisch wurde 2020 in einer Höhe von rd. 5,6 Mio. t eingeführt. Dazu kamen 3,3 Mio. t Rindfleisch und rd. 1 Mio. t Hähnchenfleisch. China beherrschte seinerzeit den weltweiten Fleischhandel insgesamt mit durchschnittlich 31 % Anteil, im Falle von Schweinefleisch sogar 45 %.
Für das Jahr 2022 schätzt das USDA die chinesischen Schweinefleischeinfuhren einschl. Hongkong auf 3,85 Mio. t.. Dazu werden 3,5 Mio. t Rindfleisch- sowie 0,8 Mio. t Hähnchenfleischimporte vorausgesagt. Der Handelsanteil am globalen Schweinefleischumsatz geht auf rd. 35 % zurück.; im Falle von Rindfleisch soll der Marktanteil noch geringfügig zulegen. Damit dürfte sich die weltweit knappe Versorgungslage beim Rindfleisch kaum entspannen.
Die chinesischen Importkürzungen betreffen vor allem die Schweinefleisch-exportierenden Länder. Dazu gehört als weltgrößte Ausfuhrregion die EU-27 mit einem bisherigen Lieferanteil nach China von über 60 %. Deutschland zählt dabei bekanntlich nicht mehr mit. Aber Spanien mit einem Handelsanteil von rd. einem Drittel ist stark betroffen. Auch Dänemark und Niederlande sind gefordert, alternative Absatzmöglichkeiten zu finden. Das USDA schätzt für 2022 einen EU-Exportrückgang von rd. 5 auf 4,75 Mio. t. Die US-Marktanalysten gehen davon aus, dass die in den letzten Jahren etwas vernachlässigten EU-Ausfuhren in Richtung Japan, Südkorea und Australien wieder zulegen. Auch Großbritannien steht mit steigenden Mengen auf der Ausfuhrliste.
Die USA als zweitgrößter Schweinefleischexporteur hat bereits ab Mitte 2021 rd. die Hälfte der früheren Ausfuhren nach China verloren, konnte aber einen beachtlichen Teil durch Ausfuhrsteigerungen nach Mexiko und anderen südamerikanischen Staaten wieder ausgleichen. Für das Jahr 2022 rechnet das USDA mit einer Ausfuhrminderung von 6 %.
Kanada exportiert rd. 65 % seiner Schweinefleischerzeugung. Das Land hat bereits erhebliche Liefereinbußen nach China hinnehmen müssen. Es wird mit weiteren Rückgängen gerechnet.
Von Brasilien’s expandierender Schweinefleischerzeugung gehen 30 % in den Export. Die Ausfuhren haben sich in 5 Jahren verdoppelt. Der Handelsanteil mit China liegt bei 16 %. Weitere Importländer brasilianischen Schweine-fleisches sind Vietnam, Philippinen sowie Argentinien und Uruquay. Für das Jahr 2022 schätzt das USDA nur noch eine moderate Zunahme von 1 %.
Die Schweinepreise fallen in den einzelnen Erzeugungsgebieten unterschiedlich aus und unterliegen im Zeitablauf erheblichen Schwankungen je nach Versorgungslage.
Hinsichtlich Niveau und Veränderung hat China die markantesten Preisunterschiede aufzuweisen. Während der ASP-Ausbreitungsphase lagen die Notierungen umgerechnet zwischen 5 und 6 €/kg, fielen Mitte des Jahres 2021 bei wachsender Eigenversorgung bis auf 2,3 €/kg zurück. Anfang 2022 schwanken die Preise um die Marke von 2,50 €/kg. Die Futurekurse an der Dalian Börse zeigen ab Herbst 2022 wieder Größenordnungen über 3 €/kg an.
Die EU-Schweinepreise bewegten sich 2021 monatelang in der Bandbreite von 1 bis 1,50 €/kg je nach Marktlage in den Mitgliedstaaten. Erst im März 2022 fand ein rasanter Preisaufschwung auf ein EU-Durchschnittsniveau von 1,75 €/kg statt, der durch ein reduziertes Schlachtschweineangebot und sich belebender Nachfrage angetrieben wurde.
Im April 2022 kam es zu einem Preisstopp, weil die Verbraucherpreissteigerungen zu einer gedämpften Nachfrage geführt haben. Hoffnungen richten sich auf eine günstige Grillsaison in den Sommermonaten.
Der Corona-bedingte US-Bestandsabbau bei Schweinen und Kühlhausvorräten in den vorangegangenen 2 Jahren hat in den zurückliegenden Monaten zu einer relativen Knappheit auf dem nordamerikanischen Markt beigetragen. Die US-Erzeugerpreise bewegen über der 2 €/kg-Linie. Für die Sommermonate 2022 werden an den Börsen Futurekurse um die 2,50 €/kg gehandelt. Im Herbst werden die Notierungen jedoch deutlich zurückgehen.
Brasiliens Schweinepreise werden stark von den Exportmöglichkeiten und den heftig schwankenden Wechselkursen beeinflußt. Das Niveau ist mit 1,35 €/kg bei einer Spannbreite von knapp 1 € bis 1,65 €/kg anzusetzen.
Fazit: Die internationalen Schweinefleischmärkte sind unter veränderten Rahmenbedingungen auf dem Weg zu einer Neupositionierung auf höherem Niveau.