3,9 % weniger Sauen in der EU – demnächst tendenziell weniger Ferkel
Die in den Monaten Mai/Juni 2016 durchgeführten Schweinezählungen in ausgewählten EU-Ländern ergab eine Reduzierung der Sauenzahlen von durchschnittlich 3,9 % im Vergleich zum Vorjahr. Die Spannbreite der Veränderungen in den einzelnen Ländern reicht jedoch von +1 % in Großbritannien bis -15,8 % in Polen.
Dieses Jahr-zu-Jahr-Ergebnis reiht sich ein in die langfristige Entwicklung rückläufiger Sauenzahlen, die in der EU in den letzten 10 Jahren um rd. 25 % abgenommen haben. Den stärksten Rückgang mit einer Halbierung der Sauenbestände mußte Polen aufgrund seiner kleinbetrieblichen Haltungsstrukturen verkraften. In Italien und Deutschland erreichten die 10-jährigen Abnahmeraten zwischen 28 und 23 %. Dänemark und Frankreich haben zwischen 15 bis 20 % abgestockt. Selbst in Spanien sind die Sauen um knapp 14 % verringert worden. Mit weniger als -1 % hat sich die Sauenhaltung in Holland durch die Umstrukturierung von Mastställen auf Sauenplätze einigermaßen halten können.
In den früheren Jahren wurden jedoch durch verbesserte Produktivität der Ferkelleistungen je Sau und Jahr infolge der Einführung fruchtbarer Sauenlinien ein erheblicher Teil der zu erwartenden geringeren Ferkelzahlen wieder aufgefangen.
Diese hohe Leistungssteigerung ist in den jüngeren Jahren nicht mehr in diesem starken Ausmaß zu beobachten. Zwar werden im Regelfall die leistungsschwächeren Sauenherden aufgegeben, jedoch nur noch wenige Sauenbestände mit höherer Produktivität aufgestockt. Eine übliche Leistungssteigerung von 0,10 bis 0,2 Ferkel je Sau und Jahr reicht jedoch nicht aus, den jüngsten Rückgang der Sauenzahlen komplett auszugleichen. Daher ist für die weitere Zukunft von einem geringeren Ferkel- und Schlachtschweineaufkommen in der EU auszugehen.
In den einzelnen EU-Ländern haben die schwachen Schweine- und Ferkelpreise im Jahr 2015 bis Anfang des Jahres 2016 hinein für unterschiedliche Verminderungen der Sauenzahlen geführt. In Polen hat sich der Abstockungsprozeß mit -15,8 % innerhalb eines Jahres verstärkt fortgesetzt. Hohe Abnahmeraten hat auch Deutschland mit -4,8 % zu verzeichnen. Die holländischen Sauenzahlen sind nach Jahren der Stabilität um -4,8 % gesunken. Frankreich und Dänemark sind mit -2,7 bzw. - 2,6 % weniger stark zurückgefallen. Der unterversorgte italienische Markt für Schweine hat mit -2,1 % weiter abgestockt. Auch die ansonsten sehr auf Expansion ausgerichteten Spanier haben mit -1,4 % weniger Sauen das Nachwuchspotenzial verringert.
Bei überschlägiger Rechnung mit 443.000 weniger Sauen sind im 1. Ansatz rd. 8,86 Mio. weniger Ferkel zu erwarten. Rechnet man eine Produktivitätssteigerung von 0,15 Ferkel je Sau und Jahr dagegen, reduziert sich das Minderaufkommen um 1,66 Mio. Ferkel. Per Saldo sind also grob geschätzt 7 Mio. weniger Ferkel bzw. Schlachtschweine bzw. rd. -2,7 % zu veranschlagen. Inwieweit die Rechnung aufgeht, wird man an den Schlachtzahlen erstmals im 4. Quartal 2016 ablesen können.