Schweinepreise im 2. Halbjahr 2016 – Konjunktur, Saisonalität, Export, Unvorhersehbares
Im 1. Halbjahr 2016 haben die Schweinepreise eine ungewöhnliche Entwicklung von niedrigen 1,28 €/kg auf 1,66 €/kg durchlaufen. Angefangen hatte die Entwicklung unter dem Druck einer gestiegenen Erzeugung bei gleichzeitig fehlendem Export nach Russland. Die Aussichten waren so trübe, dass man sich entschloss, Private Lagerbeihilfenaktionen zu starten. Vorübergehend wurden bis zu 90.000 t Fleisch aus dem Markt genommen. Gegner der Aktion prophezeiten einen anhaltenden Preisdruck bei der Auslagerung in der Grillsaison.
Doch es kam anders. Die in den Frühjahrs-/Frühsommermonaten boomenden Ausfuhren nach China und anderen südostasiatischen Ländern überlagerten den PLH-Effekt. Die Schlachtzahlen waren im I. Quartal noch hoch, gaben aber saisonüblich zu den Sommermonaten nach. Obwohl der Grilleffekt in diesem Jahr kaum nennenswerte Verbrauchssteigerungen im Inland auslöste, stiegen die Preise unter dem Einfluß der steigenden Drittlandexporte und zurückgehenden Schlachtzahlen auf wochenlange 1,66 €/kg.
Erfahrungsgemäß steigen in den Herbstmonaten die Schlachtzahlen wieder an und der übliche überdurchschnittliche Verbrauch in den Sommermonaten lässt nach. Damit verbunden ist ein saisonaler Preisrückgang um durchschnittliche 25 ct/kg bis in den Januar des nächsten Jahres hinein. Doch in den einzelnen Jahren gibt es Unterschiede.
Für das laufende Jahr sind 3 Besonderheiten herauszustellen.
Die Nachwirkungen der schlechten Schweine- und Ferkelpreise im Jahre 2015 haben zu einer Reduzierung der EU-Sauenbestände in einem Maße geführt, der nicht durch Steigerungen der Ferkelleistungen komplett aufgefangen werden kann.
Folgt man mit gebotener Vorsicht den Zahlen der Viehzählungsergebnisse, sollen die EU- Schlachtzahlen im 4. Quartal 2016 um 1,66 Mio. Stück hinter dem Vorjahr zurückbleiben. Je Durchschnittswoche würden rd.132.500 Schlachtungen weniger anfallen.
Die Schlachtzahlen im 4. Quartal 2016 sollen um rd. 3.330.000 Stück je Quartal bzw.267.000 je Woche niedriger ausfallen als im vorhergehenden 3. Quartal 2016. Sollten die Zahlen tatsächlich eintreffen, ist nicht mit einem üblichen Erzeugungsanstieg auf EU-Ebene zu rechnen.
Unterstellt man eine Fortsetzung der hohen Exportmengen auch für das 2. Halbjahr 2016 mit 100.000 t je Monat über Vorjahr lassen sich daraus zusätzliche 250.000 Schlachtungen je Woche herleiten.
Rechnerisch ergibt sich eine Differenz von 380.000 Schlachtungen bezogen auf rd. 5,48 Mio. Schlachtungen je Woche in der EU zur Vorjahresperiode. Das sind rd. - 7 % Differenz zum Vorjahr!
Aber: Die Schweinepreise in den USA sind seit Juli 2016 von rd. 2,55 €/kg auf umgerechnet aktuelle 1,20 €/kg zurückgegangen und sollen bis zum Dez. auf 1,10 €/kg fallen. Im Zusammenhang mit der Exportkonkurrenz werden sich die Preise der EU mit gebührendem Abstand an die der USA angleichen.
Im Endeffekt ist zu erwarten, dass die Schweinepreise im 2. Halbjahr 2016 das derzeitige Niveau möglicherweise nicht halten können, aber ein Preisabsturz wie im Vorjahr ist aus heutiger Sicht nicht zu begründen. Die Erfahrung lehrt, dass man mit unvorhersehbaren Entwicklungen ebenfalls rechnen muss.