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17:02

Kartoffeln in der Fruchtfolge zur Anbauplanung 2016

Die jährliche Anbauplanung nimmt eine zunehmend wichtige Rolle im Betriebsmanagement ein, doch wie erkenne ich die erfolgreichen Kulturen und mit welchen Anteilen baue ich sie an?

Eine wichtige ökonomische Bewertungsgröße ist dabei der Deckungsbeitrag der einzelnen Kulturen bis hin zum Gesamtdeckungsbeitrag des Betriebes, aber zunehmend auch der Einfluss der Festkosten, die bei wesentlichen Änderungen in der Ausrichtung des Betriebes auch angepasst werden müssen. Von daher kommt einer Rentabilitätsbetrachtung vom Deckungsbeitrag bis hin zum Unternehmergewinn eine immer stärkere Bedeutung zu.

 

Die wesentlichen Eckpunkte der einzelnen Kulturen

Die Zuckerrüben erzielten in den letzten Jahren im Rahmen der durch die Zuckermarktordnung verankerten Anbaumöglichkeiten sehr gute Deckungsbeiträge und Unternehmergewinne und waren damit vielfach die erfolgreichste Kultur im Betrieb. Der hohe Zuckerertrag und der gezielte Anbau der preisstärkeren Fraktionen (z. B. Vertrags- statt Übermengen) waren neben den Stückkosten wichtige Erfolgsparameter. Durch den Wegfall der sogenannten Quote und des garantierten Mindestpreises wird nach 2016 der Markt verstärkte Bedeutung für den Zuckerrübenanbau und das landwirtschaftliche Unternehmen erlangen. Der Entwicklung des Welt-Zuckermarktes und der davon abgeleiteten Zuckerrüben-Preisfindung kommt eine tragende Rolle zu. Aber noch ist es nicht soweit, für 2016 gilt letztmalig die ZMO, der Mindestpreis und auch die Vertragsmengen stehen fest und mit diesen kann kalkuliert werden. Aus heutiger Sicht ist jedoch verstärkt darauf zu achten die Anbaufläche richtig zu planen, da Übermengen aller Voraussicht nach einen so schwachen Preis erzielen werden, dass deren Deckungsbeiträge in den negativen Bereich rutschen werden. Von daher ist eine exakte Anbauplanung auf der Basis der letztjährigen Durchschnittserträge das „erste Gebot“, insbesondere, da die Zuckerfabriken im kommenden Jahr auch eine Unterlieferung der Vertragsmenge tolerieren. Es gilt: Die Zuckerrübe ist bei den dargestellten Kulturen eine gute Anbaualternative. Daher sollten die einzelbetrieblichen Anbaumöglichkeiten genutzt werden, wobei jedoch aus einzelbetrieblichem und auch marktwirtschaftlichem Interesse darauf zu achten ist, die Vertragsmengen nicht zu überschreiten.

 

Kommen wir zu einer weiteren erfolgreichen Kultur auf den Feldern, dem Weizen, der sich seit vielen Jahren mit dem Raps ein „Wimpernschlagfinale“ liefert. Die Erfolgsparameter beim Weizen sind der Ertrag, der Verkaufspreis und geringe Stückkosten. Die Betriebe, die das am besten beherrschten, erzielten in den letzten Jahren gute Deckungsbeiträge. Für die Höhe des Erzeugerpreises spielt es eine Rolle, ob die Ware ex. Ernte frei Erfasser, ab Hof oder direkt zum Verarbeiter vermarktet wird. Natürlich unterscheiden sich auch die Kosten für die drei verschiedenen Vermarktungswege, so dass nicht nur die Höhe des Erzeugerpreises allein bewertet wird, sondern letztlich auch die Stückkosten bezüglich der drei verschiedenen Vermarktungswege unterschiedlich bewertet werden müssen. Der Weizen spielt in vielen Betrieben mit ca. 50% an der gesamten Fruchtfolge eine wichtige Rolle. Da die Ertragsseite nicht beliebig gesteigert werden kann, kommt der Vermarktung neben den Kosten eine tragende Bedeutung zu. Eine Teilmengenvermarktung zu günstigen Zeitpunkten scheint neben der Struktur z. B. Kurzzeitlagerung bis einige Wochen nach der Ernte überlegenswert. Es gilt: Der Weizen ist nach einer Blattfrucht als Vorfrucht eine hervorragende Anbaualternative. Übrigens: Man sollte die verschiedenen Weizenqualitäten (Futter-, Brot- und Qualitätsweizen) differenziert bewerten. Ein gezielter Anbau für einen Abnehmer, der die entsprechende Qualität schätzt, kann erfolgversprechend sein, wie auch das Planungsbeispiel beim A-Weizen zeigt.

 

Der Raps ist an der Stelle wo er hingehört ein wertvolles Fruchtfolgeglied und für ihn gelten größtenteils die gleichen Aussagen wie für den Weizen. Es ist wichtig, dass er sich richtig in die Fruchtfolge eingliedert und auch der Anbau auf Dauer nicht zu eng wird. Um das Leistungspotential des Rapses voll auszuschöpfen ist ein vierjähriger einem dreijährigen Anbau vorzuziehen. Auf vielen Standorten tritt der Raps an die Fruchtfolgestelle der Zuckerrüben, der Kartoffeln oder sonstiger Hackfrüchte, da diese Kulturen aus den verschiedensten Gründen auf dem speziellen Standort nicht angebaut werden können. Insbesondere hier zeigt der Raps seine Stärke, da er neben der eigenen Ertragskraft auch noch eine gute Vorfruchtwirkung mit sich bringt. Es gilt: In Blattfrucht schwachen Fruchtfolgen ist der Raps neben der eigenen Erlöskraft auch aufgrund der positiven „Nebenwirkungen“ eine hervorragende Anbaualternative.

 

Die Wintergerste wird von vielen geschätzt, scheint jedoch auf den ersten Blick weniger rentabel zu sein. Den Rentabilitätsunterschied zum Weizen muss man jedoch nicht unmaßgeblich bereinigen. Die Gerste steht beim Start nicht in der ersten Reihe, die nimmt der Weizen nach einer Blattfrucht ein. Auch die Vermarktung erfolgt „stiefmütterlicher“. Die Gerste wird oftmals zuerst verkauft und nicht eingelagert und auch nicht gezielt an Veredlungs-/Zuchtbetriebe vermarktet, denen die Qualität etwas wert ist. Die Ernteentzerrung und die Fruchtfolgeeffekte - u. a. durch einen anschließenden Zwischenfruchtanbau - sind nicht unmaßgebliche Vorteile. Bewertet man die vorher genannten Faktoren monetär und ist im Einzelbetrieb der Ertragsunterschied zum Weizen nicht allzu groß, so sollte man die Rolle der Wintergerste überdenken. Aufgrund der vielfach auftretenden Frühsommertrockenheit und der damit verbundenen geringen Ertragsunterschiede zum Weizen sowie der weiteren genannten Faktoren rückt die Wintergerste in vielen Betrieben verstärkt in den Fokus und hat ein zunehmendes Anbaupotential.

 

Auch der Silo- und der Körnermais passen je nach Standort in die Fruchtfolge, wenn die individuellen Faktoren passen. Die Rentabilitätserwartungen liegen dabei auf einem ähnlichen Niveau wie bei den vorher genannten Kulturen, wobei dabei aber verstärkt sogenannte „weiche Faktoren“ in die Bewertung einfließen. In Betrieben mit Biogas und hoher Veredlungsdichte ist der Mais nicht wegzudenken und er erzielt über den direkten Kulturnutzen einen weiteren betrieblichen Nutzen.

 

Seitdem es das Greening und die Agrarumweltmaßnahmen in Form der Vielfältigen Kulturen gibt ist der Anbau von Ackerbohnen und Futtererbsen wesentlich interessanter geworden. Wie die Deckungsbeitragsübersicht zeigt sind - und waren auch in der Vergangenheit - die genannten Kulturen ohne die politischen Einflussfaktoren selten anbauwürdig, obwohl sie schon immer pflanzenbaulich viele positive Effekte hatten. Ist in einem Betrieb das Greening mittels eines Zwischenfruchtanbaus oder anderer Greening-Varianten relativ aufwendig bzw. teuer, bietet sich der Leguminosenanbau an. Die entstehenden Greening-Kosten können dem Leguminosen-Deckungsbeitrag positiv zugerechnet werden, so dass damit die Leguminosen wirtschaftlicher als viele andere Kulturen werden. In NRW und einigen anderen Bundesländern wird der Leguminosenanbau durch sogenannte Agrarumweltmaßnahmen zusätzlich gefördert. Wenn der einzelne Betrieb die Programmanforderungen ohne große „Verrenkungen“ erfüllen kann, können sich die Leguminosen durch die spezielle Förderung zum „Matchwinner“ des 2016er Anbaus entwickeln. Ob die Ackerbohnen oder die Futtererbsen besser sind entscheiden der spezielle Standort und die vorhandenen Absatzmöglichkeiten. Übrigens: Der Absatz und die Erzeugerpreise werden besser, wenn insgesamt größere Mengen angebaut und dem Markt zugeführt werden.

 

Der Kartoffelanbau spielt für den Betriebsgewinn eine zentrale Rolle.

Geht es bei vielen Kulturen um ein paar hundert Euro/ha mehr oder weniger Gewinn, sind es bei den Kartoffeln weit über eintausend Euro/ha. Bei einer Vermarktung ab Feld hat der erwartete Deckungsbeitrag für die Rentabilitätsbetrachtung noch eine gewisse Aussagekraft, bei einem vorhandenen Lager spielen andere Einflussfaktoren eine wichtigere Rolle. Daher darf bei den Kartoffeln nicht der Deckungsbeitrag über das vorgesehene Anbauvolumen entscheiden, sondern die Gewinnerwartung. Betrachtet man die letzten Jahre, so sind bei den eingegangenen Verträgen und den vorhandenen Ertrags- und Qualitätserwartungen vielfach Verluste vorprogrammiert gewesen. Bei einer derart risikoreichen Produktion und Vermarktung muss das Risiko verstärkt in die Verträge „eingepreist“ werden.

Die volatilen Märkte insbesondere bei Kartoffeln “haben es in sich“. Die Terminmarktnotierungen der letzten Jahre bewegten sich wie aus der Übersicht ersichtlich zwischen 4 und über 40 Euro/dt, der freie Kassamarkt lag etwas darunter und bezahlte für freie Ware im gleichen Zeitraum zwischen 3 und 35 Euro/dt. In fast jedem Jahr macht das Wetter „Sperenzchen“, Trockenheit und Hitze auf der einen Seite und Hagel und starke Niederschläge auf der anderen Seite bringen das anhand des Anbauvolumens erwartete Angebot durcheinander, genauso wie durchgängig gute Wachstumsbedingungen. In den meisten Jahren gab es zumindest kurzzeitig eine Möglichkeit, die freie Ware gewinnversprechend zu vermarkten. Aber es mag viele vielleicht erstaunen: Der freie Preis lag in genau so viel Jahren über wie auch unter dem Vertragspreis. Von diesen freien Preisen kann natürlich nur derjenige profitieren der über vertragsfreie Mengen verfügt. Eine knappe Marktversorgung an guten Qualitäten beflügelt sowohl die Phantasie der Fachspekulanten als auch die der fachfremden Spekulanten. Es wird wieder einmal sehr deutlich, dass die Modalitäten des vielfach praktizierten Vertragsanbaus wenig zeitgemäß sind und die Landwirte unabhängig vom Ertrags- und Marktverlauf nur selten zu den Gewinnern zählen können. Auch vor diesem Hintergrund erscheint die Planung des Anbaus als reines Glücksspiel. Dabei sind die gebotenen Preise für den Kartoffelanbau nicht allein entscheidend für die Wirtschaftlichkeit. Im Gegensatz zu vielen Ackerbauprodukten, bei denen der Ertrag multipliziert mit dem Preis den Hektarerlös ergibt, können bei Kartoffeln noch viele Ertrags- und Qualitätsmängel Einfluss auf den Hektarerlös nehmen. Hohe Ertragsschwankungen je nach Auspflanzungsbedingungen und Witterungsverlauf und später noch Lagerprobleme erhöhen das objektive Ertrags- und auch das Qualitätsrisiko. Ein Überfluss oder eine Unterdeckung an Ware in dem jeweiligen Erntejahr beeinflussen weiterhin die Erlösmöglichkeiten. Klar, die Kartoffeln kann man nicht gut übers Jahr lagern oder aus Übersee beziehen, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Ackerbaukulturen. Ob man verschiedene Sorten an Speisekartoffeln oder spezielle Industrieware anbaut, „ab Feld vermarktet“, oder die Vermarktung aus dem eigenen Lager vornimmt, die Wirtschaftlichkeit lässt sich nicht vorhersehen oder gar planen. Der Kartoffelanbauer lebt von den Erfahrungen der Vorjahre und er muss die vergangenen Erlöse und Kosten pro Hektar sehr genau ermitteln, um qualifizierte Zukunftsentscheidungen zu treffen. Die Anbauentscheidung pro oder contra Kartoffel lässt sich nicht aus Deckungsbeitragsrechnungen herleiten. Vor einer Anbauentscheidung muss man sich tiefer gehend mit den Faktoren beschäftigen, die die Wirtschaftlichkeit des Kartoffelanbaus beeinflussen.

 

Die Kostenstruktur im Kartoffelanbau

Im Ackerbaubetrieb prägen die Arbeitserledigungs-, Direkt- und Bodenkosten mit deutlich über 80 % an den Gesamtkosten das Geschehen. Auch bei den Kartoffeln spielen die Direkt- und Arbeitserledigungskosten mit zwei Drittel an den Gesamtkosten die wesentliche Rolle. Allein die Saatgutkosten machen je nach Sorte und Jahr ca. 15 % der gesamten Kosten aus, auch die Düngung und der Pflanzenschutz stellen gegenüber vielen anderen Kulturen quantitativ und qualitativ höhere Ansprüche. Ein höherer Bedarf an Schleppern und Spezialmaschinen und knapp 50 Arbeitsstunden pro Hektar bei gelagerter Ware schrauben die Kosten in die Höhe. Speziell für die Lagerung von Kartoffeln erstellte Gebäude und eine zusätzliche Ein- und Auslagertechnik verursachen ebenfalls hohe Kosten, die aber im Interesse einer qualitativ guten und damit Produktsubstanz erhaltenden Lagerung über Winter und im folgenden wärmeren Frühjahr erforderlich sind. Diese höheren Kosten für den Gesamtbetrieb werden oftmals unterschätzt und bei vielen Kalkulationen vernachlässigt. Insbesondere muss man auch den entgangenen Zins berücksichtigen, die der Kapitalbedarf für den Bau einer Halle von mehreren hunderttausend Euro mit sich bringt. Des Weiteren stellen noch die Nutzungskosten für den Boden eine beachtliche Größe dar und allgemeine Kosten wie Versicherungen, Betriebssteuern usw. müssen genauso wie bei anderen Kulturen den Kartoffelflächen angelastet werden. Die Vollkostenrechnung zeigt beträchtliche Kosten in Höhe von knapp 7.000 Euro pro Hektar, die natürlich je nach Jahr, Sorte und Betrieb schwanken, aber vielfach nicht von den erzielten Erlösen gedeckt werden. Ursachen hierfür sind sicherlich der bei einem Überangebot an Ware vorhandene Preisdruck, aber auch die vielfach mangelnde Kalkulation und damit die Preisforderungen der Erzeuger. Die Kosten für die vor Jahren erbaute Halle, für den eigenen Lohn- und Pachtanspruch des eigenen Bodens und für die Verzinsung des eingesetzten eigenen Kapitals in einer Größenordnung von insgesamt mehreren Euro/dt werden bei der „betriebseigenen“ Kostenkalkulation oftmals vernachlässigt. Eine Unachtsamkeit, die sowohl für die Erzeuger als auch für die Abnehmer einen erfolgreichen Kartoffelanbau auf Dauer gefährden kann.

Auch deshalb steht die Anbau- und Absatzplanung bei Kartoffeln vor großen Herausforderungen. Herbstliche Flächenreservierungen und Pflanzgutvorbestellungen für Kartoffeln dürfen nicht automatisch zu deren Anbau führen, wenn die Rentabilitätserwartungen vor der endgültigen Anbauentscheidung aufgrund der aktuellen Angebots- und Nachfragesituation nicht passen. Von daher sind auch Anbaualternativen im Frühjahr gefordert. Bei den „Frühjahrsalternativen“ ist insbesondere der Mais zu beachten, der bei den heutigen Preiserwartungen durchaus mit vielen Kulturen wirtschaftlich mithalten kann. Genau wie bei anderen Kulturen empfiehlt es sich, die Kartoffeln in Teilmengen zu vermarkten, schwerpunktmäßig insbesondere dann, wenn sich eine ausreichende Wirtschaftlichkeit erwarten lässt. Neben der traditionellen Kassamarktabsicherung kommt der Beobachtung des Kartoffelterminmarktes und gegebenenfalls einer Absicherung am Terminmarkt eine verstärkte Bedeutung zu.

 

Risiken und Chancen beim Kartoffelanbau

Starke Ertrags- und Qualitätsschwankungen beim Anbau und auch noch im Lager, dagegen ein starrer, selten befriedigender Vertragspreis und starke Preisschwankungen am freien Kartoffelmarkt prägen das risikoreiche Umfeld. Die Umsatzerwartungen sind sehr unterschiedlich. Unabhängig davon bestehen hohe Produktionskosten und ein hoher Kapitalbedarf. „Enge Fruchtfolgen“ - gute Kartoffelanbauflächen sind exponiert und begrenzt - eine große Witterungsabhängigkeit und „enge Spritztermine“ in ertragreichen Jahren drücken Preise und „Qualitäten“. Die Kartoffel ist beim Dünger- und Betriebsmittelkonsum anspruchsvoll, insbesondere beim teuren Saatgut. Der Bedarf an zusätzlichen Schleppern und teuren „Spezialmaschinen“ oder an einem Lohnunternehmereinsatz verhindert neben einer hohen Arbeitsbelastung und damit Arbeitskosten eine „schlanke“ Betriebsorganisation. Der Kartoffelanbau verlangt einen hohen Kapitaleinsatz und genügend Liquidität, da ein gutes Jahr vielfach zwei bis drei schlechte Jahre finanzieren muss. Eingeschränkte Vermarktungsmöglichkeiten bewirken eine starke Position der Erfasser und auch die Qualitätsanforderungen werden durch Angebot und Nachfrage beeinflusst. Durch ein zu großes Angebot gegenüber der Nachfrage ist der Kartoffelanbauer vielfach selbst der größte Feind eines erfolgreichen Kartoffelanbaus. Neben der Begrenzung der Risiken muss man verstärkt die Chancen nutzen. Die Verfügbarkeit preiswerter Saisonarbeitskräfte, optimale Standort- und Klimabedingungen, weite Fruchtfolgen und vielfach vorhandene Bewässerungsmöglichkeiten ermöglichen die notwendigen Quantitäten und die erforderliche Qualitätsproduktion. Hinzu kommen eine vorhandene gute Produktionstechnik, gute Aufbereitungs- und Lagerungsmöglichkeiten sowie die Nutzung vorhandener Infra- und Absatzstruktur. Die Bildung von Wertschöpfungsketten bzw. Verbundsystemen zur Nutzung von Synergieeffekten und Sicherheit durch eine vertikale Integration - u. a. auch durch eine Saatguterzeugung vor Ort - fördern eine höhere Umsatzerwartung und eine stabile Rendite. Der erfolgreiche Landwirt mit gutem, speziellem Know How braucht einen zielgerichteten Kartoffelanbau und die westeuropäischen Verarbeiter brauchen die guten erfolgreichen Kartoffelanbauer.

 

Hat sich der Landwirt einmal entschlossen, eine bestimmte Menge zu vermarkten, muss er entscheiden, ob eher eine Kassamarktvermarktung oder zunächst eine Terminmarktabsicherung sinnvoll ist. Der Jahresanfang ist oft keine gute Zeit für Absicherungen. Erfahrungsgemäß müssen die Weichen für den Absatz entweder rechtzeitig im Herbst bei der gesamtbetrieblichen Anbauplanung oder im Mai/Juni vor der Ernte gestellt werden. Der Kartoffelanbau ist Jahr für Jahr hochspekulativ und es ist kaum vorhersehbar wie sich der Preisverlauf ändert, weder Kassamarkt noch Terminmarkt finden für beide Seiten akzeptable Kurse. Trotzdem ist es vielfach richtig, einen Teil der Produktion bis Mai/Juni - aber nicht zu früh - abzusichern, ob einen kleineren oder größeren Anteil am Termin- oder am Kassamarkt hängt von dem Unterschied, das heißt der Basis ab. Für den Einsatz des Absatzinstrumentes Terminmarkt gilt immer die Grundregel: Beim Verkauf am Terminmarkt muss die Basis hoch sein und damit größer als beim Verkauf am Kassamarkt und gleichzeitiger Glattstellung (Kauf) der Kontrakte am Terminmarkt. Wer diese Regel berücksichtigt und die notwendige Liquidität für eventuelle Nachschüsse hat kann erfolgreich am Terminmarkt agieren.

 

Den Kartoffelanbau etwas variabler planen

Während viele Kulturen ein begrenztes Anbaurisiko besitzen, ist das Anbaurisiko bei den Kartoffeln weitaus höher und wird in Vorverträgen oftmals nicht ausreichend im Preise gewürdigt. In den letzten Jahren lagen die Vertragskonditionen im Frühjahr aus dem Lager gegenüber der Vermarktung in der Ernte ab Feld selten über 2 - 3 Euro/dt. Dabei betragen allein die Kosten für ein Lager und die Ein- und Auslagerung (Arbeit, Maschinen, Betriebsmittel, usw.) über 3 Euro/dt. Hinzu kommen die Verluste an Menge und Qualität gegenüber der in der Ernte verkauften Ware, was schnell auch 2 Euro/dt ausmacht. Aufgrund der geschilderten Mehrkosten ist der Landwirt „gezwungen“ neben der Vertragsware auch über freie Ware zu verfügen und kann mit Lagerware nur hoffen, dass der „freie“ Preis die Mehrkosten deckt bzw. einen Gewinn ermöglicht. Der „freie“ Preis ist jedoch nicht jedes Jahr zufriedenstellend, und auch nur dann erlöswirksam, wenn man über genügend freie Ware mit entsprechenden Qualitäten verfügt. Das „Vorhalten“/Risiko freier Ware setzt wiederum eine gute betriebliche Liquidität und sichere Erlöse aus anderen Betriebszweigen voraus.. Diese geänderten Rahmenbedingungen erfordern ein Umdenken im bisher praktizierten Vertrags-Kartoffelanbau. Sicherlich soll es nicht mehr in Richtung der sogenannten freien Ware führen, sondern um eine geänderte Vertragsgestaltung, die die Chancen und Risiken für Anbauer und Abnehmer besser verteilt. Die Möglichkeiten von Teilabsicherungen auch in Form von Prämienkontrakten oder EFP-Geschäften, wie in anderen Bereichen möglich und bewährt, sollten „geschaffen“ und in Anspruch genommen werden. Denken Sie darüber nach, bevor es wieder losgeht und Verträge nach altem „Strickmuster“ mit vielleicht etwas geänderten Konditionen vorgelegt und unterschrieben werden. Der Mais und die Leguminosen sind heutzutage „hoffähige“ Frühjahrskulturen, so dass im Falle schlechter Kartoffelkonditionen auch noch im Frühjahr die Anbauentscheidung zumindest teilweise korrigiert werden kann.

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