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03.14
12:38

Rechnet sich eine Beregnung?

Westeuropa zählt zu den besten Ackerbaustandorten in der ganzen Welt. Die äußeren Produktionsbedingungen, das Know-How der Betriebsleiter, die Marktnähe und die Logistik suchen ihres Gleichen. Dennoch: Zu nass oder zu trocken, selten passt die Witterung für den speziellen Zeitraum und Standort. In Zukunft wird es wohl nicht besser. Im Gegenteil: Die Witterungsextreme könnten zunehmen. Der relativ teure Standort verlangt auch optimierte Produktionsbedingungen, daher wohl dem, der noch Wasser „gezielt“ zuführen kann. 

Wirtschaftliche Gründe für eine Beregnung

Es gibt viele gute wirtschaftliche Gründe für eine Beregnung. Dabei stehen zunächst die Mehrerträge sowie die Qualitätssicherung und damit auch eine sichere Vertragserfüllung im Vordergrund. Die in den letzten Jahren deutlich gestiegenen Erzeugerpreise und damit ein höheres Erlöspotential oder auch Verlustpotential erhöhen den Gewinnspielraum. Gleichzeitig können wir trotz unserer guten klimatischen Verhältnisse zunehmende Phasen einer extremen Trockenheit und Verdunstung in ertragssensiblen Phasen erkennen. Steigende Pachtkosten durch zunehmende Flächenknappheit fordern eine höhere Flächenproduktivität, so dass ein verstärkter Anbau „umsatzintensiver“ Kulturen stattfindet. Eine Beregnung erhöht neben den vorher genannten Gründen die Produktions- und damit die Liefersicherheit, ohne die man keine Verpflichtungen eingehen kann.

Das Problem ist vielfach die Verfügbarkeit bzw. die Beschaffung des Wassers. Natürlich wäre es auch schön, wenn es größere Beregnungsblöcke (ab 50 ha) im Betrieb gäbe. Vielleicht kann man aber auch mit dem Feldnachbarn sprechen. Die Entnahme aus Oberflächengewässern wird oft nur sehr restriktiv genehmigt, während das Grundwasser sehr tief oder unzugänglich ist. Anstrebenswert wäre in jedem zweiten Jahr eine beregnungswürdige Kultur, aber auch alle vier Jahre kann es sich je nach individuellen Voraussetzungen rechnen. Beregnungswürdig sind alle Kulturen, die ein zeitkritisches Wasserbedürfnis haben und höhere Umsätze versprechen.

 

Die Kosten einer Beregnung

Den größten Kostenfaktor stellt die für die Wassergewinnung und Verteilung notwendige Energie dar, wobei die Frage ob Strom vorhanden ist oder Diesel genommen werden muss, die Brunnentiefe und die Ausbringungs- und Verteiltechnik die entscheidenden kostenprägenden Parameter sind. Danach folgen die direkten Brunnen-, Pumpen- und Arbeitskosten – die wiederum stark abhängig von der Ausbringungstechnik sind – wie es aus der Grafik der Kostenanteile bei der Beregnung ersichtlich ist. Die variablen Kosten und die Festkosten halten sich in etwa die Waage. Während die Festkosten stark vom möglichen Umfang der beregnungswürdigen Flächen abhängig sind, fallen die variablen Kosten für Energie und Arbeit nur bei der Inanspruchnahme an. Die festen Kosten setzen sich aus Brunnen, Pumpenaggregat für Diesel oder Strom, Erdleitung, Hydranten und Beregnungsmaschinen zusammen und bewegen sich zwischen 100 und 200 Euro/ha in Abhängigkeit von den Bedingungen vor Ort und von der Art der Verteilung, aber insbesondere von dem Umfang der Beregnungseinheit. In mitteleuropäischen Gefilden sind Beregnungsblöcke von 50 ha bis 100 ha anstrebenswert.

Die variablen Kosten für Energie und Arbeit des „Umsetzens“ bewegen sich vielfach zwischen 1 bis 2 Euro/mm in Abhängigkeit von der Energieart (Strom oder Diesel), von der Verteiltechnik (Energie und Arbeit) und von der „Kraft“ bzw. dem Aufwand für die Wasserbeschaffung (z. B. Brunnentiefe). Die Stromlösung ist die deutlich kostengünstigere Variante.

Im Durchschnitt liegt die „Bedürftigkeit“ der Kulturen zwischen 50 mm bis 150 mm in zwei bis fünf Teilgaben. Damit liegen die variablen Kosten bei durchschnittlich 150 Euro/ha, fallen aber nur an, wenn sie unmittelbaren Nutzen bringen. Klar: Die Arbeit zur Umsetzung der Technik ist umfangreich und unbequem, aber äußerst ertragreich.

 

Der Nutzen einer Beregnung

Wie schon eingangs erwähnt sind deutliche Mehrerträge und bessere Qualitäten und dadurch Mehrerlöse in Abhängigkeit von den angebauten Kulturen der angestrebte monetäre Nutzen. Natürlich sind die möglichen Mehrerlöserwartungen je nach Standort, Jahr und insbesondere Kultur sehr unterschiedlich. In der nachstehenden Modellrechnung wird von folgenden Annahmen ausgegangen:

  • Kartoffeln: 15% Mehrertrag (Menge, Übergrößen)
  • Zuckerrüben und Mais: 7,5% Mehrertrag
  • Weizen: 10% und bei Gerste bis zu 5% Mehrertrag

In der Modellrechnung ist unterstellt, dass in dem „Beregnungsblock“ die Beregnungskapazität für 25 % der Flächen vorhanden ist. Man kann anhand der Modellrechnung erkennen, dass sich die Beregnung nicht nur aufgrund des Mehrertrages, sondern auch aufgrund höherer Preise in trockenen Jahren und natürlich nur bei umsatzstärkeren Kulturen rechnet. Ein weiterer wesentlicher Punkt in der Betrachtung ist die höhere Ertragssicherheit und Qualität. Dieser Ansatz ist in der Berechnung monetär jedoch nicht bewertet. Der Anbau einer zweiten „beregnungswürdigen Kultur“ in der Fruchtfolge würde das Ergebnis weiter deutlich verbessern.

Hieraus ergibt sich die Frage: Welche Verbesserungen/Mehrgewinne können durch das Zusatzwasser erzielt werden?

Betrachtet man die Modellrechnung für den möglichen Mehrwert einer Beregnung so ergibt sich in Abhängigkeit von den beregneten Flächenanteilen, dem verkaufsfähigen Mehrertrag und den angenommenen Preisen ein positiver Gesamt-Saldo. Wie in der Übersicht 1 dargestellt liegt dieser Gesamt-Saldo zwischen 39 bis 204 Euro/ha für die Gesamtfläche bestehend aus Weizen, Zuckerrüben und Kartoffeln. Erhöht sich der Anteil der intensiveren Kulturen auf 50%, 75% oder gar 100%, die in der Beregnungseinheit bedient werden können, so erhöht sich die Rentabilität je nach Preisniveau auf deutlich über 1.000 Euro/ha, wie ebenfalls aus der Übersicht 1 ersichtlich. Das heißt, dass der Beregnungsblock geschickt um die Wasserstation angesiedelt werden muss. Hierfür ist dann ein Miteinander von verschiedenen Landwirten in einem Beregnungsverband von Vorteil, so dass das Wasser nur von „dankbaren“ Kulturen genutzt wird. In den Übersichten zwei und drei sind jeweils unter- bzw. überdurchschnittliche Mehrerträge unterstellt, die Ergebnisse/der Mehrgewinn sind entsprechend besser oder schlechter. Die Aussage bleibt: Wenn man die Beregnung für überwiegend umsatzstärkere und beregnungswürdige Kulturen einsetzt, ist sie hoch rentabel. Dabei ist eine zentrale Wasserstation, das heißt eine variable Wasserverfügbarkeit von großer Bedeutung.

 

Fazit:

 

Nicht selten haben sich die Investitionen in eine Beregung schon in 1-2 trockenen Jahren bezahlt gemacht. Zugegeben die variablen Kosten insbesondere für die Arbeit des „Umsetzens“ sind hoch, bringen aber erfahrungsgemäß eine „gute Verzinsung“. In trockenen Jahren verdient derjenige, der dann Ertrag und Qualität erzeugt gutes Geld. In Jahren des Wasserüberflusses bringt die Beregung nichts, kostet aber auch weniger, da die var. Kosten für Energie und Umsetzen nicht anfallen. Vielfach sind insgesamt 50 mm bis 100 mm Wasser zur rechten Zeit verteilt der entscheidende Ertrags- und Qualitätsfaktor, d. h. mit 200 bis 400 Euro/ha ist eine entsprechende „Versicherung“ möglich. Sichern Sie sich baldmöglichst Ihr Beregnungswasser bevor es andere (für sich) tun, Investitionen in wassersparende und bodenschonende Technik sind vielfach teurer, können sich auf Dauer aber trotzdem rechnen!

In Stichworten bleibt festzuhalten:

  • Eine knappe und teure Fläche erfordert eine Intensivierung der Produktion
  • Eine Beregnungsmöglichkeit beeinflusst die Werthaltigkeit von Flächen
  • Die Beregnung von „Intensivkulturen“ ist rentabel
  • Eine Beregnung für ausschließlich Getreide- und Rapsfruchtfolgen ist nicht rentabel
  • Ein höherer Anteil der beregnungswürdigen Kulturen bzw. eine koordinierte Nutzung der verfügbaren Wasserressourcen senkt die Kosten
  • Eine sichere Produktion ermöglicht bessere Vermarktungsergebnisse
  • Wasser wird ein immer wichtigerer Produktionsfaktor, dabei sind wasser- und bodenschonende Ausbringungstechniken zu bevorzugen
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