peterg
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

CHINA - Ist das Schlimmste vorüber?

Wollte kurz etwas aus meinem Urlaub berichten:

Die chinesische Volkswirtschaft ist in den letzten Monaten kräftig gebeutelt worden. Kursrutsch am Aktienmarkt, ein aufgeblähter Immobilienmarkt, aber auch Probleme in der Kreditwirtschaft haben die zentralen Entscheidungsgremien zum Gegensteuern veranlasst. Die Yuan-Abwertungen sind im Westen am bekanntesten. Daneben wurde in unseren Augen durch teilweise grotesk anmutende Versuche Einfluss auf die Aktienmärkte genommen (der Gesichtsverlust, den ein öffentlich verhafteter und an den Pranger gestellter Aktienhändler in China hat ist etwas, das wir nicht in gleicher Weise nachvollziehen können). Darüberhinaus versucht man vor Ort z. B. durch Erleichterung der Emmissionskriterien bei Corporate Bonds, den Firmen einfacher frisches Kapital zukommen zu lassen, ohne, dass der Staat hier direkt zuschießt. Und natürlich soll wieder einmal die allgegenwärtige Korruption eingedämmt werden. Kürzlich hörten wir nun von höchster Seite, dass das Schlimmste ausgestanden sein soll. Was ist davon zu halten? Chinas Wachstum wird in diesem Jahr die ursprünglich angepeilten 7% nicht erreichen. Ein Wachstum unter 5% würde wohl Schockwellen über Japan und Südkorea hinaus schlagen. Interessant ist m. E. was man im Augenblick in den südchinesischen Zeitungen (Southern China Morning Post - Hong Kong) lesen kann. Diese sind ganz offensichtlich frecher/freier als am Festland. China Daily scheint demgegenüber streng auf Linie gebürstet zu sein. Hong Kong selbst ist heute in keiner Weise mehr mit Festlandchina gleich zu setzen. Hong Kong ist extrem immobilienlastig. D. h. Im Verhältnis zu den nördlichen Nachbarstädten (Shenzhen, Guangzhou, etc.) wird hier relativ weniger Kapital in Produktivität also etwa Technologiefirmen vor Ort investiert. Stattdessen werden Immobilien in Hong Kong bevorzugt, was zu einer entsprechenden Blase und Anfälligkeit der Wirtschaft geführt hat. Auch diese könnte durchaus platzen. Was aber Festlandchina betrifft: Bei uns im Westen hat man kürzlich von Massenentlassungen einzelner Betriebe gelesen. Anfang Oktober war eine Urlaubswoche (=Goldene Woche) während des Nationalfeiertages. Im Anschluss daran gab es offensichtlich eine Welle von Firmenkonkursen. Interessant ist, dass laut South China Morning Post manche Firmen angeblich dabei sind, ihre Produktion aus den südchinesischen Städten ins billigere Ausland, wohl Kambodscha, Vietnam,... zu verlagern. Kaum zu glauben, oder? Ja, auch China ist nicht mehr ganz billig. Zumindest in den besonders westlich beeinflussten Großstädten wie Peking und Shanghai (Hong Kong spielt sowieso in einer anderen Preiskategorie). Da fiel mir wieder Nokia und andere ein, die vor einigen Jahren ihre Produktion nach Deutschland verlagerten, kräftig Subventionen abschöpften um dann zunächst, ich glaube nach Polen und später in die Ukraine? zu gehen. Solche Verhaltensweisen sind wohl international. Schließlich sind aber gerade in letzter Zeit in China die Teuerungsraten deutlich zurückgegangen, so dass heute deflationäre Risiken zunehmend auch in China beobachtet bzw. gefürchtet werden. Rohstoffimporte in China sinken trotz der niedrigen Rohstoffkosten. Im Jahr 2008 handelte China azyklisch und kaufte in großem Stil Rohstoffe billig ein. Diesesmal tut es dass bislang offensichtlich nicht. Das ist ebenfalls wenig beruhigend.

Also zusammengefasst, soweit ich das aus den lokalen Medien ersah, scheinen diese von den beruhigenden Äußerungen der chinesischen Führung nicht sehr überzeugt zu sein.

scorpion260
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

Das Thema ist durchaus interessant.
Bin ab morgen in Ägypten.
Ich werde aus dem Urlaub antworten;-).

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zorrie
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

Peter vielen Dank für Deine Einsichten!

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