Gerald Hell
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

Grundlagen von Aktien-Futures (Universal Futures) in London

Das Handelsspektrum für deutsche Anleger erweitert sich. Auf steigende Kurse zu setzen, war bislang kein Thema, denn Aktien kaufen kann man in vielfältigster Weise. Wer dagegen auf fallende Kurse setzen möchte, der wurde schon wesentlich eingeschränkt. Denn das Geschäft hatte nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn die Kursverluste vergleichsweise kräftig eingetreten sind. Ein schleichender Wertverfall läßt sich beispielsweise nur bedingt über eine Put-Option ausnutzen, führt der Zeitwertverfall doch zu einer sinkenden Optionsprämie.

Die sanfte Revolution kommt von der Insel. Die Liffe ist es, die nun die Universal Stock Futures gebracht hat. Dies ist ein Finanzkontrakt, der ebenso wie der Dax-Future oder der Bund-Future ein Handeln auf Termin - allerdings mit einzelnen Aktien - ermöglicht.

Was ist ein Stock Future?

Vereinfacht ausgedrückt sind die Universal Stock Futures Kontrakte auf Aktien bestimmter Unternehmen. Die erste Tranche umfaßte 25 Kontrakte auf Gesellschaften Europas und der USA. Die Liffe ist jedoch dabei, diese Produktlinie zügig auszubauen. Bevor wir uns dem Instrument als solchem zuwenden, sollten wir uns vielleicht kurz mit dem Kontrakt befassen. Die Handelseinheit beläuft sich auf 100 Aktien. Verfallmonate sind die beiden nächstgelegenen von März, Juni, September und Dezember, sowie die nächstgelegenen beiden Folgemonate. Letzter Handelstag ist bezogen auf Deutschland der dritte Freitag des Liefermonats, abgerechnet wird am ersten Arbeitstag nach dem letzten Handelstag. Die Kursstellung erfolgt in Euro, wobei die Mindestkursbewegung 0,01 Euro und der Tickwert 1,00 Euro betragen. Gehandelt werden die meisten Futures von 8.00-16.30, die deutschen Werte nehmen hier eine Ausnahmestellung ein, sie werden von 8.00 - 18.00 Uhr nach jeweils Londoner Zeitrechnung gehandelt. Der Kontraktstandard lautet Barabrechnung auf EDSP-Basis, was für Deutschland der offizielle Schlusskurs der Deutschen Börse ist. Furures lautend auf amerikanische Aktien oder Titel anderer europäischer Länder haben davon leicht abweichende Bedingungen.

Strategien

Wie in der Einleitung dargestellt, eröffnen sich durch den Future neue Strategien. Gerade im Vergleich zum Handel der Aktie selbst bietet der Universal Stock Future zahlreiche Möglichkeiten zur Optimierung ihres Aktienportfolios dank einer preisgünstigen, einfachen und effizienten Alternative. Im wesentlichen sind dies:

€ ein einfacher und schnell greifender Mechanismus ermöglicht die flexible Erhöhung oder Herabsetzung des Engagements in einem bestimmten Aktientitel

€ Anleger können vom erwarteten Rückgang eines Aktienkurses profitieren

€ Universal Stock Futures erlauben einen effizienten Handel mit entsprechender Hebelwirkung, da der volle Wert der Aktien nicht im Voraus bezahlt werden muss

€ Die Kosten können auf ein Minimum reduziert werden, da Universal Stock Futures nach Differenzausgleich abgewickelt werden und demnach die Kosten für die Transaktion von Aktien wegfallen

€ Investoren können ihr Engagement rasch von einem Titel auf einen anderen verlagern, ohne dabei mit den Kosten und dem üblichen Aufwand für Aktientransaktionen konfrontiert zu sein

€ Anleger können sich zu günstigen Konditionen am Basis-Trading sowie am Arbitragehandel bestimmter Aktien beteiligen

Gehandelt werden die Futures an der Liffe. Da es nicht nur Futures auf deutsche Aktien gibt, wird es dem Anleger zudem möglich, dass er über diese eine Börse global agiert, d.h. unabhängig davon, ob auf eine deutsche, amerikanische oder spanische Bank gehandelt wird, kann dies über die Liffe an einer Stelle abgewickelt werden. Lassen Sie uns daher auf die erzielbaren Vorzüge nochmals detailliert eingehen.

Größeres Gearing

Der Future ändert seinen Kurs ja mit jeder Bewegung des Underlyings. Es ist allerdings so, dass der volle Gegenwert nicht wie bei der Aktie im Voraus entrichtet werden muß. An Stelle dessen muss eine Initial Margin bezahlt werden, die vom Clearinghaus festgelegt wird. Sie beträgt in der Regel zwischen 7 und 15% des aktuellen Werts der zu Grunde gelegten Aktie. Wird folglich der gleiche Betrag als Einschusszahlung geleistet, wie die Investition in Aktien betragen hätte, kann eine Rendite erwirtschaftet werden, die etwa um den Faktor zehn höher liegt. Doch Vorsicht! Gleiches gilt auch für das Verlustpotenzial. Der Verlust in Futures kann schnell höher ausfallen, als dieser in der Aktie gewesen wäre.

Spekulation auf fallende Kurse

Bei den Universal Stock Futures ist es möglich, dies auch leer zu verkaufen. Dazu muß man den entsprechenden Basiswert nicht besitzen. Fällt der Kurs der Aktie nun ebenso wie der des Futures, kann der Kontrakt zu einem späteren Zeitpunkt billiger zurück gekauft werden. Bei dieser Strategie werden mehre Vorteile deutlich. Zum einen muß der Anleger nicht gleichzeitig in der Aktie engagiert sein, wie teilweise bei einer Optionsstrategie. Zudem kann der Trade zu wesentlich günstigeren Transaktionskosten abgewickelt werden. Zum dritten wird damit eine Strategie möglich, die in Deutschland bislang im Sinne eines Leerverkaufs von Aktien nicht möglich war.

Hedge von Aktienpositionen

Sofern ein Kursrückgang erwartet wird, muss nicht zwingend die Aktienposition glattgestellt werden. Wie bei der Spekulation auf fallende Kurse ist es möglich, zu der Aktienposition eine Futureposition hinzu zu kombinieren, bei der die Kontrakte verkauft werden. Damit wird es nicht nur möglich, die Kurse abzusichern, sondern gleichzeitig auch steuerliche Strategien zu fahren. Läuft beispielsweise eine Position nach einem halben Jahr Haltedauer in den Gewinn und wird dann abgesichert, kann der Anleger Kursverlusten entgegen sehen. Löst er die Aktienposition nach einer Haltedauer länger als ein Jahr auf, kann er die Gewinne daraus steuerfrei einstreichen.

Relative Performance

Eine interessante Konstruktion, die so nicht mit einem reinen Aktienkauf durchzuführen ist, bietet sich im Sinne einer Relative Performance Strategie an. Wie ist die Überlegung? Ein Anleger ist der Meinung, dass sich ein Aktientitel besser entwickelt als der Markt (=Index) oder eine andere Aktie. Diese Strategie wird übrigens auch als Paarhandel bezeichnet. Um das Ganze etwas plastischer darzustellen, hier ein Beispiel: Gehen wir davon aus, der Anleger meint, Aktie A wird besser laufen als Aktie B. Der Anleger engagiert sich für beide Positionen mit dem gleichen Grundinvestment. Allerdings kauft er die Futures für Aktie A, bei Aktie B geht er entsprechend short. Die folgende Zeit zeigt, dass sich beide Aktien nach unten entwickeln, doch Aktie B hat sich stärker negativ entwickelt als Aktie A. Unter dem Strich bleibt für den Anleger folglich ein Gewinn übrig.

Switching bei Einzeltiteln

Geht ein Anleger davon aus, dass sich eine Aktie besser entwickeln wird als die, dessen Engagement er gerade eingegangen ist, dann kann er über die Universal Stock Futures einen Switch eingehen. Er neutralisiert über einen Verkauf von Futures für den bislang gehaltenen Titel seine Position und kann gleichzeitig in einer Aktie, der er Outperformance zutraut, eine Position aufbauen, beispielsweise wieder über den Future. Sollte er gleichzeitig noch der Meinung sein, dass nach diesem Switch die ursprüngliche Aktie wieder besser läuft, dann braucht er nur die Futurepositionen glatt zu stellen. Er ist dann wieder im Anfangsinvestment engagiert, ohne dass er darin eine Steuerpflicht erzeugt hat.

Informationsquellen

Weitere Informationen haben wir auf der eingangs genannten Webseite gesammelt. Dort sind nicht nur Links zu dem trockenen sachlichen und rechtlichen Umfeld zu finden, sondern auch Adressen, wo man Kurse verfolgen kann. Diese sind zum einen realtime erhältlich oder in den angebotenen Charts mit einer 15-minütigen Verzögerung. Wir haben auch Links gesammelt, für welche Titel es überhaupt Futures gibt und welche Branchen angeboten werden. Diese Informationen sind ebenso bezogen auf die Länderregion erhältlich. Zudem gibt es einen Hinweis für ein *.pdf file, das man sich herunterladen kann, um die Grundzüge der Universal Stock Futures zu verstehen.

Wir sind der Meinung, dass die Lieffe mit den Universal Stock Futures eine interessante Produktinnovation geschaffen hat. Ganz neu ist die Idee freilich nicht, denn die Euronext in Amsterdam bietet dieses Produkt schon an. Da wir aber alle wissen, welche Bedeutung den Indexprodukten wie Dax-Future oder Bund-Future zukommen, sollten die Universal Stock Futures zukünftig einen wichtigen Platz in der gesamten Anlagelandschaft einnehmen.

Gerald Hell

HellETM@aol.com

Rückrufservice
Beschreiben Sie bitte Ihr Anliegen, damit wir uns auf den Rückruf vorbereiten können.
Ja, ich habe die Datenschutzerklärung zur Kenntnis genommen und willige ein, dass die von mir angegebenen Daten inklusive der Kontaktdaten zwecks Bearbeitung der Anfrage und für den Fall von Anschlussfragen elektronisch erhoben und gespeichert werden. Meine Daten werden dabei nur streng zweckgebunden zur Bearbeitung meiner Anfrage genutzt und nicht ohne Einwilligung weitergegeben. Diese Einwilligung kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen werden.

Jetzt registrieren

Jetzt registrieren und ZMP Live+ 14 Tage kostenlos testen!
  • Dauerhaft kostenfrei
  • Keine Zahlungsinformationen erforderlich