Marzell
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

* Wie gehen Trader mit Emotionen um ?

Ein brisantes Thema.

Hallo liebe Tradergemeinde,

was tut man wenn man sich freut oder wenn der Frust groß ist und sich ärgert? Was macht Ihr da?

Springt Ihr in die Luft? Schreit Ihr "Toooor"? Oder reichts nur zu einem schwachen Grinsen?

Rennt Ihr ums Haus? Geht Ihr Holzhacken wie der Altbundeskanzler Schmidt? Haut Ihr auf den Tisch, daß die Flatbildschirme wackeln? Welche Flüche gebraucht Ihr? Ich bin lernbegierig!

Es gibt genug Literatur, welche aussagt, daß man Emotionen aussen vor lassen soll. Leichter gesagt als getan! Trader pendeln nun mal ständig zwischen den Zuständen Freude und Wut oder Entspannung und Furcht.

Ich selbst richte mich eigentlich weniger nach den Trades (gelingt nicht immer) sondern nach dem Kontostand. Rückgang heißt, Trades verringern, oder aufhören und Gedanken sortieren. Anstieg des Kontos, tja, da mach ich es halt entgegengesetzt.

Mich würde interessieren, ob es Anderen Tradern gelingt, sich so literaturgerecht zu verhalten. Sozusagen zu Traden nach Lehrbuch.

Abendliche Grüße
Albert

Gast

Hallo Albert,

da ich nicht so häufig trade, hab ich auch noch kein Patenrezept gefunden wie man seine Emotionen kontrollieren kann.

Es ist schon ein tolles Gefühl wenn eine Position schnell mal ins Plus läuft und man den Stopp auf Break Even nachziehen kann. Auf der anderen Seite bemerke ich schon Nervosität, renne dann ziellos in der Wohnung herum zwischen NT-V Teletext und PC, wenn ich im Minus bin.

Ich handle es ähnlich wie sie, lieber Albert, und verringere nach erfolglosen Trades die Anzahl der Trades und Positionsgrösse.

Liebe Grüsse aus Westösterreich.

Andreas P.

Gast

Ein kurzes, heftiges, freudiges "Ja!" wenn was geklappt hat, ein von Herzen kommendes "Scheibenkleister" wenn was in die Hose ging und ein "Was bin ich doch für ein Idiot" wenn mal wieder was vollkommen blödsinnig war.

Ernsthaft: Wenn alles Scheiße läuft, raus aus allen Positionen und ein paar Tage Abstand gewinnen. Für kürzere Abstände reicht es auch, sich eine Zigarettenpause zu gönnen, die Gedanken zu sammeln und sich dann zu sagen: Jetzt erst recht.

Ist ein bißchen wie im Krieg: Eine gewonnene Schlacht entscheidet nicht den Krieg, aber mit einer verlorenen Schlacht ist noch nicht alles vorbei. Erst mal abreagieren, dann den Fehler suchen und das System verbessern. Gibt es kein System, sollte man Spieler fragen, was die bei Verlusten machen.

robby_b

Dennis
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

Ich mache das so, dass ich mein Depot als Fußballmanschaft sehe und die Werte als Spieler. Erst kommt die Sichtung; welcher Spieler hat genug Potentzial um in meiner "Topmannschaft" spielen zu dürfen?, stimmt Punkt 1, wird der Spieler verpflichtet. Bei guter Leistung, Kursplus, darf der Spieler weiter spielen, wobei es steigende Mindestanforderungen gibt, Initial-stop, bringt der Spieler keine guten Leistungen mehr und fällt unter die Mindestanforderungen, wird er sofort aus der Mannschaft geworfen.

Ein guter oder schlechter Spieler ist zwar erfreulich oder ärgerlich, aber letztendlich gewinnt man Pokale nur mit einer dauerhaft guten Mannschaft; kleine Verluste, große Gewinne.

Ich manage zur Zeit REAL MADRID ;-)

Good trades und freundliche Grüße
Dennis

Teemu
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

Hallo zusammen,

was mich eher interessieren würde ist, wie geht ihr damit um, wenn ihr einige oder viele Trades hintereinander mit Verlust beendet habt ?

Klar ist ja, je mehr Trades mit Gewinn beendet wurden, desto höher ist das Selbstbewusstsein. Aber was ist schon ein Trade ? Schliesslich kommt es darauf an, was man am Jahresende bzw. nach zwei, drei oder fünf Jahren erreicht hat.

Was macht ihr nach einer "Verlust-Welle", um euer Selbstbewusstsein zurück zu gewinnen ?

Viele Grüße
Teemu

Norden-Trader
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

Verlustwelle innerhalb welchen Zeitraums?

Wer mit dem Vorsatz am Bildschirm sitzt um 10 und mehr Trades pro Tag pro Future zu machen, hat ein lockeres Verhältnis zu jeder Serie, weil ihn nur das Tagesergebnis interessiert.

Das Selbstbewußtsein geht gar nicht erst verloren. So geht es mir.

Teemu
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

Hallo Norden-Trader,

erstmal danke für deine Antwort. Ich meinte natürlich eine Verlustwelle, die dich aus dem Konzept bringt, die dir dein Selbstbewusstsein raubt. Über einen längeren Zeitraum, mehrere Wochen oder gar Monate.

Wenn mal das Tagesergebnis nicht zufriedenstellend ist, ist das mit Sicherheit kein Thema. Aber es gab doch sicher auch mal eine Phase, in der du evtl. an dem gezweifelt hast, was du machst: traden.

Wenn ja, wie hast du es geschafft, wieder zurück auf die richtige Bahn zu kommen ? Was hast du gemacht, um aus dem verzweifelten Trader den Gewinner herauszukitzeln, rein psychologisch gesehen. Und wie lange hat das gedauert ?

Danke
Teemu

Roland
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

Also ich such mir ein Mädchen, gehe Skifahren oder mache eine Radtour. Wenn ich verliere brauche ich einfach Abstand.

Wenn ich dann wieder anfange, dann mit kleineren Positionen an als normal, etwa 1/3. Wenn es dann immer noch nicht geht, brauche ich Pause und muss aufhören; man darf sich ja nichts vormachen. Wenn's aber wieder normal läuft, erhöhe ich meine Positionen wieder auf normal, so wie es mein MM eben definiert.

Was Albert schreibt ist eigentlich das Interessante. Wenn's gut läuft freut es mich gar nicht, weil es ja das ist, was ich erwarte. Vielmehr frustriert es mich manchmal wenns nicht läuft, mal mehr, mal weniger. Aber wie Albert sich sein Konto als anschaut, um Verlieren für sich zu definieren, ist wohl die beste Kontrolle.

Norden-Trader
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

Hallo Teemu,

"Börse" ist ein Sammelbegriff, z.B. vergleichbar mit "Sport". Ich habe mich jeweils nur mit wenigen Disziplinen befasst, und mit denen gründlich. Dazu gehören im Trading nicht die längeren Zeiträume, die Du ansprichst.

Natürlich kenne ich schwere Verluste im Wechsel mit Gewinnen. Aufgeben ist nicht mein Ding. Die aufkommende innere Beziehung zum Trading hat simultan das Bedürfnis entwickelt, Fehlerquellen abzubauen und technisch sauber vorzugehen.
Das geht im Daytrading wie im Zeitraffer: mir wäre es zu nervig, tage- oder wochenlang auf meine Belohnung zu warten.

Bis man das b e g r i f f e n hat, und es sich nicht nur einredet, könnten Jahre vergehen, wenn man noch da wäre. An die 80 oder 90 % Neulinge sollen ja jedes Jahr aufgeben: aus mangelndem Enthusiasmus oder gar weil sie pleite sind.

Im Gegensatz zu vielen anderen hier im Forum erfolgt mein Trading nicht zur fremden oder eigenen Vermögensverwaltung. Man kann sich dann auch mit EUR 10.000 austoben, sie schnell wachsen lassen und bei Bedarf dem Stress durch Pausen ausweichen.

Möge Dir diese Übung gelingen. Vorsicht, Vorsicht.

Viele Grüße

Termin-Trader
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

Hi,

ein paar Bemerkungen zu den Emotionen.

Der Grund für zu starke Emotionen in beide Richtungen, also sowohl Euphorie und Gier, als auch Enttäuschung und Angst ist ofmals einfach in der zu starken Bindung an den materiellen Wert des Geldes oder auch im zu geringen Handelskapital zu suchen.

Ein Trader, der mit zu geringem Handelskapital ausgestattet ist bzw. sein gehandeltes Instrument falsch auswählt, oder aber zu große Positionen eingeht, wird nicht entspannt traden können. Die Folge ist, dass Verluste in Geld als schmerzhaft empfunden werden. Dieser Schmerz wirk sich auf die nüchterne und logische Entscheidungsfähigkeit aus ohne dass der Trader es zunächst bemerkt und kann sich in der Folge bis zur totalen Handelsblockade steigern, wenn nicht vorher bereits das Konto platt ist.

In 80% aller Fälle, in denen zu starke Emotionen im Spiel sind reicht es aus, ein anderes Handelsinstrument, passend zum verfügbaren Kapital zu wählen.

Wer als Trader eine Position eingeht und nach dem Einstieg den möglichen Verlust bereits als schmerzhaft empfindet oder mit aufkeimender Angst zu kämpfen hat, sollte SOFORT mit dem Trading aufhören und sich Gedanken machen was falsch läuft.

Bruno Stenger

mercimerc
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

@ Marzell

„Trader pendeln nun mal ständig zwischen den Zuständen Freude und Wut oder Entspannung und Furcht.“

Ich dachte auch lange, dass extreme Emotionen zum Trader-Dasein gehören. Wenn es mir nicht gelungen wäre, Emotionen wie „Furcht“ und „Wut“ aus meinem täglichen Handeln zu verbannen, dann hätte ich heute definitiv einen anderen Job! Emotionale Kontrolle gilt heute für mich auch für übertrieben positive Emotionen, da diese sich negativ auf die Erwartungshaltung und realistische Zielsetzung auswirken können.

Da ich diskretionären kurzfristigen Futures-Handel betreibe, war mir schnell klar, dass der Anteil der Psyche an meinem Tradingerfolg ungefähr 100% beträgt. Habe dann die einschlägige Literatur verschlungen (M.Douglas, Ari Kiev, van Tharp, C.Faulkner etc.) und festgestellt, dass alle Autoren das Dilemma gut beschreiben und auch schlaue Lösungsansätze anbieten. Nur: Einen für mich gangbaren Weg zur Kontrolle meiner Emotionen habe ich nicht gefunden.

Die zündende Idee bekam ich 2001 als Jack Schwager´s dritter Interview-Band erschien. Dort beschreibt Steven Cohen u.a. seine Zusammenarbeit mit Ari Kiev. Ich las die Bücher von Kiev und stellte fest, das er vom Traden nicht die Bohne verstand. Bingo! Ich dachte mir: Was Cohen kann, kann ich schon lange!

Daraufhin habe ich mir einen ganz normalen Psychologen (VT) als Coach gesucht. Nachdem ich meine Vorbehalte abgelegt und wir Kommunikationsprobleme (Was sind Futures?) überwunden hatten, ergab sich eine überaus fruchtbare Zusammenarbeit. Kernpunkte des sehr komplexen Coachings (8 Monate, 1x pro Woche) war das Training von Gefühlen in schnellen Entscheidungsprozessen, erlernen diverser Mentaltechniken, Zieldefinitionen, Ängste kontrollieren, Widerstände überwinden etc.

Für meine Entwicklung als Trader war dieses Coaching eine Intitialzündung. Ich kann diesen Weg unbedingt empfehlen. Ob es nun ein gelernter Psychologe sein muss kann ich nicht beurteilen. Ich würde aber lieber nicht an der Qualifizierung sparen. Aus einer früheren Zusammenarbeit mit einem sehr erfolgreichen Trader, von dem ich nahezu nichts für mein eigenes Trading lernte, weiß ich, das psychologische und pädagogische Fähigkeiten bei Mentoren niemals durch Fachkönnen zu ersetzten sind.

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