Bauer Bernie
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

Getreideerträge und Preise in der Praxis

Trotz des sehr trockenen Frühjahrs hat die Wintergerste mit ihren Erträgen positiv überrascht.

Wir liegen mit ca 90 dt/ha über dem langjährigen Schnitt.

Der Landhandel bietet derzeit um die 13,50 €/dt. Wie sieht es woanders aus?

Bitte um weitere Statements aus der Praxis.

Mfg

BB

holz
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

Antwort auf von peterg

Das Getreide mit den höchsten Zu-Gewinnchancen wird eingelagert bzw. noch nicht verkauft. M. A. nach ist das im Moment die Gerste.

Bre
Mitglied seit 10 Jahre 6 Monate

@ holz

Zitat: 

Das Getreide mit den höchsten Zu-Gewinnchancen wird eingelagert bzw. noch nicht verkauft. M. A. nach ist das im Moment die Gerste.

Angesichts von beachtlichen Anteilen an Gerstenqualitäten mit 58/59 kg hl-Gewicht, witterungsbedingt hohen Futterweizenaufkommen in Frankreich und Deutschland, schacher uS-Weizenernte, erwarteter Rekordernte beim US-Mais und hoher russischer Ernteerwartungen (> 100 Mio. t Gesamternte) mit aktuellen Angebotspreisen von mittlerweile 15 € je dt Weizen (fob black sea) würde ich in 1. Linie  auf gute bzw. überdurchschnittliche Gersten- und Weizenqualitäten setzen.

Erste Hinweise : Ägypten's GASC (weltgrößter Weizeneinkäufer)  zieht sich aus Rumänien und Frankreich wegen ungünstiger Weizenqualitäten zurück und kauft in Russland.

MfG  BRE 

anca
Mitglied seit 9 Jahre 11 Monate

Antwort auf von Bre

Ich denke BRE  hat Recht, doch auch Brotroggen sehe ich stabil bis steigend.

Landwirte ohne ausreichenden Lagerraum zeigen momentan tendenziell folgendes Einlagerungsverhalten im Erfassungslager: Gerste 5%, Weizen 20% und auch Raps mit ca 15%.

In eigenen Landwirts-Läger wird in erster Linie z.Z. Q-Weizen eingelagert (Raps eher weniger) und in Regionen mit leichten Böden auch Roggen.

holz
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

Nachdem die Erzeugerpreise zwischen Brot- und Futterweizen immer mehr auseinanderdriften ist zu empfehlen den Brotweizen vorrangig zu verkaufen und mit dem Futterweizen zu warten bis die Kurse sich wieder angenähert haben. Denken Sie an 2010!

Bre
Mitglied seit 10 Jahre 6 Monate

@Holz

Zitat:  Nachdem die Erzeugerpreise zwischen Brot- und Futterweizen immer mehr auseinanderdriften ist zu empfehlen den Brotweizen vorrangig zu verkaufen und mit dem Futterweizen zu warten bis die Kurse sich wieder angenähert haben. Denken Sie an 2010!

Wenn man Preisvergleiche zur Vergangenheit herstellen will, mit dem Ziel die Erfahrungen für die Zukunft anzuwenden, muss man strikt darauf achten, ob und inwieweit die Bedingungen in etwa vergleichbar sind.

Ein paar Beispiele zur Charakterisierung des Jahres 2010:

1. Die Getreideernte 2010 war im Schwarzmeergebiet von einer massiven Trockenheit geprägt. Die Ernteminderungen gegenüber dem Durchschnittsjahren bezifferten sich auf  25 und 30 %. Die Exporte wurden rigoros halbiert.

2. Die US-Getreideernte 2010 war schwach. Die US-Vorratsbestände sackten vor einem zum anderen Jahr um 30 %. Damals boomte noch die Mais-Nachfrage aus dem Bioethanolsektor in den USA.

3. Die EU-Getreideernte fiel von 310 Mio auf 275 Mio t. Der EU-Maisimport stieg an.

4. Die weltweite Versorgungslage 2010 erreichte bei Mais einen ihrer Tiefstpunkte. Im Falle von Weizen wurde guter Durchschnitt erreicht. (Von 85 Tagen Reserve auf 75 Tage Vorräte)

. .  .

1. Zwischenfazit: Das Erntejahr 2010 war geprägt durch eine schlagartige Verknappung an Futtergetreide. Im Vergleich dazu war die globale Versorgung bei Weizen eher im Durchschnitt. Die Folge war ein weltweit starker Preisanstieg, der vom Maissektor ausging 

Einige typische Merkmale für das Jahr 2014/15:

1. Es wird die zweithöchste Weltgetreideernte erwartet. In fast allen bedeutenden Erzeugungsgebieten werden Höchstmarken erwartet.

2. Die Weizenernte 2014/15 liegt  unter dem Ergebnis des Rekord-Vorjahres. Die Versorgungslage beträgt mit 26, 8 % stock to use ratio, knapp über dem Durchschnitt. In den Ländern USA (- 8 Mio. t) Kanada (- 5 Mio. t) Indien (- 4 Mio. t) Ukraine (- 3 Mio t), Australien (-2,5 Mio. t) fehlen wichtige Mengen für den Export.

3. Die globale Maisernte erreicht Spitzenwerte. Vor allem aus den USA werden trotz geringerer Anbaufläche hohe Mengen aufgrund hoher Flächenerträge erwartet. Die Versorgungslage auf dem Maissektor erreicht mit 19,5 % "stock to use ratio" weit überdurchschnittliche Werte (Durchschnitt 16,5%). Für den Export stehen ausreichende Mengen zur Verfügung.

4. Die EU hat einen Importbedarf an Mais zwischen 8 bis 11 Mio. t. Zurzeit wird Mais in Chicago für umgerechnet 10,50 €/dt mit noch fallender Tendenz gehandelt. Transportkosten und der jüngst wieder eingeführte Importzoll können den EU-Einfuhrmais um 5 bis 6 €/dt verteuern.  

. . .

2. Zwischenfazit: weltweit nur durchschnittliche Weizenversorgung, aber reichliches Angebot an Futtergetreide spricht für eine anhaltende Spreizung zwischen Brotweizen und Futterweizen. Die Spanne wird sich im Laufe des Getreidewirtschaftsjahres zwar etwas verändern. Der preisdruck geht vom Mais aus. Aus heutiger Sicht spricht eigentlich immer noch alles für die mittelfristige Lagerhaltung von Qualitätsweizen. Für Futterweizen mag eine Lagerung aus dem Erntedruck heraus empfehlungswert sein. Auch wenn noch einige Ernten nicht unter Dach und Fach sind, soll man Qualitätsweizen unter diesen Perspektiven gegen den Futterweizen aufs Spiel setzen? 

Noch eins gibt zu denken: Aufgrund eigener knapper Qualitätsware soll sich Frankreich in einem umfangreichen Maße in Deutschland hohe Qualitäten gesichert haben, die demnächst nicht zur Verfügung stehen. Auch wenn wir hierzulande über viel guten Weizen verfügen sollten, die greifbare Menge dürfte kleiner werden. In Süddeutschland könnte der Export in Richtung Italien zu Engpässen führen, wird vorerst noch gemutmaßt. Die Bedingungen der verbleibenden Ernteperiode wird entscheidend dazu beitragen! 

MfG  BRE

holz
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

Richtig, auf dem Weltmarkt ist die Situation etwas anderes als 2010, dennoch, die Auswirkungen auf die Weizenpreise werden ähnlich sein. Dabei gilt es zu unterscheiden zwischen Futter-, B-Weizen (Standard Brotqualität) und Qualitätsweizen (z. B. A-Sorten). Meine Ausführungen bezogen sich auf Futter und B-Weizen, bei Qualitätsweizen stimme ich Ihnen zu, denn sollte man halten, die Aufschläge werden interessant bleiben.

Bis Mitte Juli war der Unterschied zwischen Futter- und Brotweizen „normal“, d. h. 3-4 Euro/t, dabei war die von Ihnen geschilderte Situation, dass das Überangebot auf dem Getreide-Weltmarkt eher vom Mais als vom Weizen kommt schon Monate vorher bekannt. Warum driften die Preise zwischen Brot- und Futterweizen erst danach auseinander als vermutet wurde, dass es in Frankreich und Deutschland umfangreiche Qualitätsprobleme geben wird? Ich denke eine Verschiebung der Qualitäten in den beiden vorgenannten Ländern (zugegeben, vom Export her nicht unbedeutenden Länder) wird den Weltmarkt nicht durcheinander bringen.

Also nach wie vor meine Meinung: Die Unterschiede zwischen B-Weizen und Futterqualitäten werden nicht dauerhaft über 20 Euro/t bleiben, so dass ich bei meiner Auffassung vorrangig Brot-(B-Weizen) statt Futterqualitäten zu verkaufen bleibe.

holz
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

Zwischenzeitlich sind seit der letzten Meinungsäußerung fast 2 Monate vergangen, die lange Weizenernte in Deutschland ist mit mäßigem Erfolg was die Qualitäten betrifft beendet. Obwohl noch eine üppige Körnermaisernte ansteht sind die Unterschiede zwischen Brotweizen und Futterweizen bzw. Futtergerste auf unter 10 Euro/t zusammengeschrumpft. Von daher lieber BRE, sollten Sie Ihre Argumentation noch einmal überdenken.

Bre
Mitglied seit 10 Jahre 6 Monate

@holz

Vielen Dank für die Anregung, die eigene Argumentation zu überdenken und - wichtiger noch - anhand von konkreten Zahlen zu überprüfen. Dazu finden Sie eine kleine Übersicht unter Dateianhang.

Die Ergebnisse:

Preiszugewinne waren bisher nicht festzustellen, sondern es geht in diesem Jahr vorerst um das Ausmaß von unterschiedlichen Preisverlusten während der verlängerten Erntephase mit überdurchschnittlich hohen Erträgen.und unterschiedlichen Qualitäten. 

Eine Zeitspanne von weniger als zwei Monaten ist bei einer langgezogenen Ernte  für eine Beurteilung des Lagergeschäftes zu kurz. Der Markt war überwiegend beschäftigt mit dem restlichen Ernteangebot. Welche Mengen werden um diese Zeit schon aus dem Lager heraus verkauft?  Wie repräsentativ bzw. substanziell über Warengeschäfte abgesichert sind die Preisangaben um diese Zeit?

Für eine erste Beurteilung des diesjährigen Lagergeschäfts sollte man die Monate Okt./ Nov. 2014 abwarten. Noch spannender werden  die Frühjahrsmonate, wenn sich zunehmend die verfügbaren Mengen in den Qualitätssparten  herauskristallisieren.

Die Preisentwicklungen sind in den einzelnen Regionen recht unterschiedlich verlaufen. Futterweizenpreise haben auf breiter Front am stärksten nachgegeben.  Im östlichen Niedersachsen sind die Brotweizenpreise am wenigsten gefallen.  Das gilt auch für weitere norddeutsche Länder wie u.a. SH und MV sowie  bundesdeutschen Durchschnitt. Die Regionen profitieren von der Hafennähe; deutsche Qualitätsware ist international  gefragt.

Im Veredlungsgebiet Westfalen-Lippe notierte die AMI im August Futterweizenpreise über Brotweizenpreise. Die Preise haben sich zwischenzeitlich wieder auf übliche Werte eingependelt.  Westfalen-Lippe ist im Gegensatz zu Ost-Niedersachsen  traditionell kein Gebiet für ein Brotweizengeschäft.

Fazit des Überdenkens: Markteinschätzungen sollte man möglichst differenziert anlegen, abschließende Beurteilungen erst abgeben, wenn die Zeit dafür reif ist.

MfG  Bre

holz
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

@ Bre Ihr Fazit:

Fazit des Überdenkens: Markteinschätzungen sollte man möglichst differenziert anlegen, abschließende Beurteilungen erst abgeben, wenn die Zeit dafür reif ist

Meine Meinung vom 31.07.2014 (#17): Die Unterschiede zwischen B-Weizen und Futterqualitäten werden nicht dauerhaft über 20 Euro/t bleiben, so dass ich bei meiner Auffassung vorrangig Brot-(B-Weizen) statt Futterqualitäten zu verkaufen bleibe.

Auch Ende Sept. 2014 sehe ich meine Meinung bestätigt (siehe Anlage Getreidepreise NRW). Im Nov. 14 und Frühjahr 15 werde ich wieder auf das Thema zurück kommen.

Bre
Mitglied seit 10 Jahre 6 Monate

@ holz

Ursprüngliche Fragestellung: Vorrangig Brotweizen oder Futterweizen verkaufen

Vorläufiger Betrachtungszeitraum: Anfang August bis Ende Sept 2014

Datengrundlage:  Erzeugerpreise nach Feststellung der AMI

Beispielregion Westf.Lippe Verkauf  von 1.000 dt Weizen,

  1. Fall: Verkauf von Brotweizen in der Zeit 05. bis 13. Aug. 2014

1.000 dt  zum Durchschnittspreis zu 16,84 €/dt       =>       16.840 €

Alternativer Verkauf in der Zeit 23. bis 30 Sept 2014

1.000 dt zum Durchschnittspreis von 13,82 €/dt      =>       13.820 €

Verlust:                                                                                 - 3.020 €

2. Fall:  Verkauf von Futterweizen in der Zeit 05. bis 13. Aug. 2014

1.000 dt  zum Durchschnittspreis zu 17,16 €/dt       =>       17.160 €

Alternativer Verkauf in der Zeit 23. bis 30 Sept 2014

1.000 dt zum Durchschnittspreis von  13,80 €/dt     =>       13.800 €

Verlust:                                                                                - 3.360 €

 Beispielregion Östl. Niedersachsen Verkauf  von 1.000 dt Weizen,  

 1. Fall: Verkauf von Brotweizen in der Zeit 05. bis 13. Aug. 2014

 1.000 dt  zum Durchschnittspreis zu 17,70 €/dt       =>       17.700 €

 Alternativer Verkauf in der Zeit 23. bis 30. Sept 2014

 1.000 dt zum Durchschnittspreis von 16,08 €/dt      =>       16.080 €

 Verlust:                                                                                - 1.620 €

 2. Fall:  Verkauf von Futterweizen in der Zeit 05. bis 13. Aug. 2014

 1.000 dt  zum Durchschnittspreis zu 17,28 €/dt       =>       17.280 €

 Alternativer Verkauf in der Zeit 23. bis 30 Sept 2014

 1.000 dt zum Durchschnittspreis von  14,55 €/dt     =>       14.550 €

 Verlust                                                                                  - 2.730 €

 

Man kann weitere Bundesländer durchrechnen und kommt zu unterschiedlichen hohen/niedrigen Ergebnissen, die in der Tendenz gleich bleiben.

MfG  Bre

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