Ölsaatenkurse im Sinkflug – wann wird sicherer Boden erreicht?
US-Sojaschrotpreise unterschreiten die magische Linie von 300 €/t. Die 44-er Ware in Hamburg rutscht unter die 285 €/t-Marke. Die Rapsnotierungen in Paris steuern auf die 350 €/t hin. Die Palmölkurse sind wieder unter das niedrige Niveau zu Beginn des Monats Mai gefallen.
Fast alles spricht zurzeit gegen hohe Ölsaatenkurse. Der dominierende Einfluß stammt von der auf Markt drängenden Rekordernte in Südamerika mit Schwerpunkt Brasilien. Nach dem Rückgang der Kaufkraft der brasilianischen Währung besteht eine hohe Verkaufsbereitschaft. Argentinien ist durch witterungsbedingte Erntebeeinträchtigungen nicht ganz so leistungsfähig wie in früheren Jahren. Die jüngsten 48 Stunden-Streiks in den argentinischen Häfen bremsen nur vorübergehend die Liefermöglichkeiten.
Preisdrückend wirken auch Mutmaßungen über Stornierungen der chinesischen Einkäufer. Die schwächere chinesische Währung trägt u.a. dazu bei, dass die dortigen Ölmühlen rote Zahlen schreiben. Wie lange die zurückhaltende Einkaufsbereitschaft Chinas als weltgrößter Importeur anhalten wird, bleibt vorerst noch offen. Noch ist wenig konkret.
Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass die US-Sojafläche zusätzlich durch die regenbedingt be- und verhinderte Maisaussaat vergrößert wird. Diese Entwicklung verspricht bei durchschnittlichen Ertragsannahmen die Wiederholung einer großen US-Sojaernte im Herbst 2017.
Insgesamt ist für das Jahr 2017 von einer deutlich überdurchschnittlichen Versorgungslage im Sojasektor auszugehen.
Der Palmölmarkt ist zwar nicht so üppig versorgt, weil die Produktion in den wichtigsten Ländern wie Malaysia und Indonesien hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. Dennoch strebt die Erzeugung dem saisonalen Höhepunkt im Okt.-17 zu. Steigende Vorratsbestände setzen die Palmölkurse unter Druck.
Trotz reduzierter Aussichten auf eine Verbesserung der Versorgungslage im Rapssektor bleiben die Rapsnotierungen unter dem Druck der Niedrigpreise der Konkurrenzprodukte.
Der gefallene Rohölpreis und der hohe Eurokurs wirken als Verstärkungsfaktoren für niedrige Kurse bei allen Importprodukten wie Soja, Palmöl und Raps.
ZMP Live Expertenmeinung
Die Ölsaatenkurse haben mit dem zu gehenden Monat Mai erheblich nachgelassen. Einem Angebotsdruck an Soja aus Südamerika steht eine verhaltene Importnachfrage Chinas gegenüber. Im weiteren Jahresverlauf wird nochmal mit einer großen US-Ernte im Herbst 2017 gerechnet. Fallende Rohölkurse drücken auf die Notierungen für Palmöl, dessen Angebot zwar nicht reichlich, aber spürbar zunimmt. Die Rapspreise werden trotz knapper Versorgungslage durch die beiden Marktführer Soja und Palmöl in Schach gehalten. Ein stabiler Eurokurs sorgt für preiswerte Importe. Noch ist keine fundamentale Bodenbildung in Sicht. Die Wettermärkte stehen bevor.