Ölsaaten: Preistal endgültig durchschritten? - Raps und Soja im Aufwind!
Ähnlich zum Kursauftrieb mit Schwerpunkt beim Weizen haben sich auch die Notierungen für Raps und Soja nach ihrer bisherigen Talfahrt nach oben bewegt. Canola notiert an der Winnipeger Börse knapp unter der Linie von umgerechnet 390 €/t , Raps in Paris orientiert sich an der 370 €/t Marke.
Sojaschrot in Chicago übersteigt wieder die Marke von 300 €/t und peilt ein Niveau von 310 €/t an. Auch in Hamburg steigt die 44-er Ware trotz eines relativ stabilen Eurokurses auf 287 €/t an.
Palmöl bewegt sich Anfang des Monats Juli oberhalb der Durchschnittslinie des Vormonats. Die Erzeugung in den Hauptanbaugebieten Indonesien und Malaysia bleibt hinter den Erwartungen zurück. Allerdings läuft der Export nur auf kleiner Spur. Die Endbestände nehmen etwas zu.
Auslöser für die Kurssteigerungen sind zunächst die enttäuschenden Aussichten der kanadischen Rapsernte. Die ursprünglich geschätzten 9,24 Mio. ha Anbaufläche wurden tatsächlich nicht erreicht. Die aktuell trockene Wetterlage in weiten Teilen des kanadischen Anbaugebietes verspricht nur geringe Erträge. Die Ernteerwartungen sind deutlich gesunken.
Die EU-Rapsernte wird in einigen Anbauregionen niedriger eingestuft als es die EU-Kommission in ihrem letzten Bericht vorausgesagt hat.
Die jüngsten Bestandsbonituren der US-Sojabestände wurden unter dem Einfluss einiger Trockengebiete zurückgenommen. Neben der geringer als erwarteten Ausdehnung der US-Sojafläche könnten niedrigere Ertragserwartungen die vorausgesagte Ernte von 115,5 Mio. t in Frage stellen.
Dem steht zurzeit ein Stau bei der Entladung chinesischer Sojafrachter entgegen, der möglicherweise zu einer vorübergehenden Reduzierung weiterer Sojaeinfuhren nach China beitragen könnte. Die überdurchschnittlich hohen chinesischen Mai-Einkäufe warten auf Abwicklung. Das könnte wieder zu Preisdruck führen.
Last not least bleibt der Rohölkurs trotz eines vorübergehenden Anstieges weiter unterhalb der 50 $ je barrel-Marke und deckelt damit mögliche Preissteigerungen für die Ölsaaten.
Im Hintergrund entwickelt die Krise um die Dieselfahrzeuge zunehmende Befürchtungen um die Höhe des zukünftigen Biodieselverbrauchs und damit des Rohstoffbedarfs, auch wenn zurzeit noch wenig Konkretes genannt werden kann.
Die Kurserholungen bei den Ölsaaten sind zunächst als ein deutliches Absetzen von den bisherigen Tiefpreisen nach oben zu verstehen. Die Höhenflüge bleiben vorerst in einem überschaubaren Rahmen.
ZMP Live Expertenmeinung
Die Erwartungen an eine anhaltende Erhöhung der Versorgungslage im Ölsaatensektor hat Risse bekommen. Anbauflächen und Ertragserwartungen mussten nach unten korrigiert werden. Die Aussichten für die weitere Entwicklung bleiben witterungsabhängig gespannt. Dementsprechend ist für weitere Kurssenkungen kein Platz. Die aktuelle Erholung der Notierungen dürfte sich jedoch vorerst in einem überschaubaren Rahmen bewegen.