Abwärtskorrektur bei den Ölsaatenkursen – aber mit Grenzen
Nach der ungewöhnlich hohen Aufwärtsentwicklung bei den Ölsaaten in den Vormonaten hat eine gewisse Korrekturphase eingesetzt, die jedoch zu nicht einheitlichen Ergebnissen bei den einzelnen Produkten im Ölsaatensektor führt.
Die ausschlaggebende Ursache für die Einleitung der Korrekturen ist der Prämienabbau für die zu hoch eingeschätzten Wetterrisiken in den Monaten Mai, Juni und Anf Juli. Die befürchteten Trockenphasen in den Sojaanbaugebieten der USA sind bisher ausgeblieben. Stattdessen sind ausreichende Niederschläge in den kritischen Regionen gefallen. Die Bodenfeuchtigkeit bei weitern vereinzelten Regenfällen reicht je nach Temperaturentwicklung für die nächsten 2 Wochen aus.
Das Großwetterereignis La Nina soll den jüngsten vorsichtigen Prognosen zufolge erst im September einsetzen. Dann wäre die kritische Blüh- und Kornreifezeit bei den Bohnen bereits vorbei und der mögliche Schaden könnte erheblich geringer ausfallen. Aber die Trefferquote der Prognose ist vergleichsweise gering. Es bleibt ein beachtliches Restrisiko.
Der Kursrückgang reicht bei Sojaschrot von ursprünglichen 420 €/t auf 385 €/t. Die Pariser Rapskurse sind von 385 €/t auf 350 €/t gefallen. Verstärkende Wirkung ist von den fallenden Palmölkursen um rd. 12 % ausgegangen. Weniger stark sind die Sojaölnotierungen reduziert worden.
Der Rohölkurs pendelt seit 1,5 Monaten zwischen 48 bis leicht über 51 $ je barrel und wirkt sich eher dämpfend auf die vom Rohöl beeinflussten Kurse im Ölsaatensektor aus.
Für die Entwicklung der Sojapreise setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass eine gestiegene Anbaufläche zumindest die Option für eine größere Ernte verspricht. Der Anstieg der Sojakurse wurde u.a. den unerfüllten Erwartungen der Marktteilnehmer an eine noch wesentlich größere Ausdehnung der Sojaflächen zugerechnet.
Die Wechselkurse spielen zusätzlich eine betsimmte Rolle. Der Brexit bedingt schwache Eurokurs verhindert stärkere Kursrückgänge beim Raps, verteuert aber die Importeinkäufe im Falle von Sojaschrot. Die schwächer gewordene brasilianische Währung Real begünstigt den Wettbewerbsvorteil für Brasiliens Exportprodukte gegenüber den US-Herkünften. Ein schwächerer Real sollte preissenkend auf die Notierungen im Sojakomplex beitragen.
Die Rapskurse bleiben voraussichtlich auf dem ermäßigten Niveau, weil die ölwertbetonte Konkurrenz von Palmöl und Sojaöl sowie Rohöl als begrenzende Faktoren wirken.
Die Sojaschrotkurse werden voraussichtlich nicht wieder auf das Niveau unter 300 €/t fallen. Aufgrund der Witterungsrisiken in den nächsten 2 Monaten können jedoch erhebliche Schwankungen in beide Richtungen nicht ausgeschlossen werden.
ZMP Live Expertenmeinung
Der jüngere Kursrückgang im Ölsaatensektor ist im Wesentlichen dem Abbau von Risikoprämien im Sojabereich zu verdanken. Die noch vor einigen Wochen hochwahrscheinlich eingeschätzten Trockenphasen in den Anbaugebieten sind vorerst nicht eingetreten, die Erwartungen gehen von zukünftig weniger intensiven Witterungsschäden aus. Sicher ist das jedoch nicht. Je nach Entwicklung der Rohöl- und Wechselkurse ist von weiteren Preisänderungen in einem begrenztem Rahmen auszugehen.