USDA-Schätzung erhöht Ölsaatenernte – US-Sojakurse unter Druck
Die jüngste Schätzung des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) zur Versorgungsentwicklung im Ölsaatensektor hat für einige Überraschungen gesorgt.
Die wohl größte Überraschung ist die Prognose einer US-Sojaernte in Höhe von 119,23 Mio. t, die im Wesentlichen von einer Höherschätzung der Flächenerträge herrührt. Marktteilnehmer waren fest überzeugt, dass aufgrund der Trockenphasen im Monat Juli die Durchschnittserträge nicht gehalten werden können. Das USDA dagegen argumentiert, dass zwar in einigen Anbauregionen schwächere Flächenleistungen zu erwarten sind, aber es gäbe auch Regionen mit deutlich überdurchschnittlich hohen Hektarerträgen.
Höhere Anbauflächen und überdurchschnittliche Erträge ergeben eine neue Rekordernte in den USA. In Verbindung mit hohen Überlagerungsbeständen sei mit einem hohen Sojabohnenangebot im Jahre 2017/18 zu rechnen. Dabei wurden die im Frühjahr 2018 anstehenden südamerikanischen Ernten auf Normalmaß reduziert.
Auf der Nachfrageseite wird trotz zunehmender chinesischer Eigenerzeugung und angestauter Überschüsse in den Häfen von einer anhaltend hohen China-Importnachfrage ausgegangen.
Beim zweiten Marktführer im Ölsaatensektor Palmöl erwartet man wie schon im Vormonat eine Steigerung auf 66,8 Mio. t Jahreserzeugung im Vergleich zum Vorperiode mit 62,1 Mio. t. Tatsächlich bestätigen die jüngsten Monatsberichte, dass die Palmölerzeugung im Monat Juli auf 1,83 Mio. t gestiegen sei. Die Wachstumsdynamik halte in den nächsten Monaten bis zum saisonalen Höhepunkt im Monat Okt./Nov.-17 noch an. Unter Berücksichtigung gestiegener Monatsendbestände von 1,78 Mio. t Ende Juli ist mit einem zunehmenden Angebotsdruck pflanzlichen Öles zu rechnen. Die schwache malaysische Währung begünstigt den Export.
Die weltweite Rapsernte schätzt das USDA weiterhin mit etwas gestiegenen 72,7 Mio. t ein. Allerdings wurden die hohen Erwartungen an die kanadische Ernte auf 20 Mio. t gekürzt. Marktbeobachter halten aufgrund der ungünstigen Witterungsverhältnisse in den kanadischen Anbaugebieten eine Ernte von 18 Mio. t für möglich. Dagegen soll die EU-Rapsernte rd. 22 Mio. t betragen. Einen wesentlichen Steigerungsbeitrag liefert Frankreich, dessen Ernte deutlich über 5 Mio. t veranschlagt wird. Dagegen bleibt die deutsche Ernte nach wie vor unterhalb der 5 Mio. t Marke. Kritisch bleiben die Erwartungen an die australische Ernte aufgrund der langanhaltenden Trockenheit in der Anbauphase.
Die Rohölkurse bewegen sich oberhalb der 50 $ je barrel-Linie und bilden damit eine grundlegende Stütze für die Ölsaatenkurse mit der Wertorientierung auf der Ölseite.
Der etwas nachgebende Eurokurs wirkt in die gleiche Richtung, wenngleich das Ausmaß der Kaufkraftminderung nur für eine bescheidene Wirkung sorgt.
An der Chicagoer Börse haben die Kurse im Sojakomplex nachgegeben. Die Palmölkurse in Malaysia zeigten sich bislang noch wenig beeindruckt vom USDA-Bericht, ebenso die Rapskurse in Paris und Winnipeg.
ZMP Live Expertenmeinung
Der Ölsaatensektor wird durch die jüngste USDA-Schätzung verunsichert. Die Ernteergebnisse fallen überraschend hoch aus, die so in Marktkreisen nicht erwartet wurden. Die Reaktionen an den US-Börsen fiel deutlich nach unten aus. An den übrigen Börsenstandorten sind vorerst verhaltenene Reaktionen zu beobachten. Viel Spielraum für Preissteigerungen ist jedenfalls nicht zu erkennen. Allerdings sind noch etliche Risiken bis zu einer abschließenden Beurteilung zu berücksichtigen..