Rohölkurs auf dem Tiefpunkt, neue argentinische Agrarexportpolitik, US-Leitzinserhöhung - Auswirkungen auf Ölsaatenkurse
Die auf unter 40 $ je barrel gefallenen Rohölkurse bedeuten für diejenigen Agrarrohstoffe, aus denen Biokraftstoffe hergestellt werden, zunächst eine deutliche Schlechterstellung. Das gilt im Ölsaatensektor schwerpunktmäßig für Palmöl, Soja und Raps, aus denen in großem Umfange Biodiesel hergestellt werden. Auch wenn der Beimischungszwang stärkere Nachfragerückgänge verhindert, wird nur gerade soviel Rohstoff gekauft, wie unbedingt nötig.
Die Rapskurse in Paris und Winnipeg haben nach dem Höhenflug ihre Abwärtstendenzen fortgesetzt. Die Rapsnotierung an der Matif ist unter die Marke von 370 € je t gefallen. Palmöl und Sojaöl haben ebenfalls unter den neuen Konkurrenzvorgaben nachgegeben.
Die Agrarexportpolitik der neuen argentinischen Regierung hat den Exportzoll für Soja von 35 auf 30 % gesenkt. Darüberhinaus ist die Wechselkurskontrolle der argentinischen Währung aufgehoben worden. Der jetzt frei floatende Peso hat rd 25 % seines früheren Wertes verloren und liegt jetzt bei rd. 13,5 Peso je US-Dollar. Beide Faktoren sollen die Exporte von Soja verbessern. Bisher haben die argentinischen Farmer Soja gehortet, um sich gegen die Inflation im Lande abzusichern. Es wurde nur das Notwendigste zur Liquiditätserhaltung verkauft. In Argentinien liegen rd. 30 % der Sojabestände auf Weltebene.
Unter den neuen Bedingungen könnte sich diese Lagerhaltungsmentalität ändern. Man schätzt, dass rd. 1,5 Mio. t Sojaschrot kurzfristig mobilisierbar sind. Aber noch hat sich der Wechselkurs nicht auf ein neues niedrigeres Niveau soweit stabilisiert, so dass vorsichtiges Abwarten angesagt ist. An den Börsen wird jedoch ein größerer Angebotsschub aus Argentinien auf den globalen Agrarmärkten in absehbarer Zeit nicht ausgeschlossen.
Die jüngste Leitzinserhöhung der US-Zentralbank liefert ein eindeutiges Signal einer wieder aktiven US-Zinspolitik. Höhere Zinsen in den USA führen für die kommende Zeit zu einem anhaltend stabileren Dollarkurs und einem anhaltend schwächeren Eurokurs. Das erschwert die US-Sojaexporte auf der einen Seite, und verteuert im Euro-Raum die Einfuhren von Soja.
Die neue argentinische Exportpolitik und die Leitzinserhöhung kamen jedoch nicht überraschend. Die Entwicklungen waren absehbar und bereits eingepreist. Auf der anderen Seite ist die Versorgungslage auf den globalen Ölsaatenmärkten doch nicht so risikolos, um einpreiste Risikoprämien gleich über Bord zu werfen. Das El Nino-Wetter kann auf der Südhalbkugel noch für einige Verunsicherungen bei den kommenden Sojaernten führen. Zurzeit lösen die unzureichenden Niederschläge in Zentralbrasilien größere Bedenken gegen eine erwartet hohe Sojaernte aus. Auch die Trockenschäden in den Palmölplantagen von Indonesien und Malaysia könnten noch stärkere Ertragsschäden mit sich bringen.
Angesichts der der noch ausstehenden Unsicherheitsfaktoren werden preissenkende Aspekte in überschaubaren Rahmen schnell durch Risikoprämienaufschläge zu einem Teil wieder abgefangen.
ZMP Live Expertenmeinung
Die Ölsaatenkurse haben unter dem Druck niedriger Rohölkurse, zu erwartenden steigenden Exportmengen an Soja aus Argentinien und den absatzdämpfenden starken Dollarkurs zunächst erst mal nachgegeben. Den preissenkenden Faktoren stehen aber Produktions- und Errnterisiken gegenüber, die die bisherige Einschätzung einer überdurchschnittlich guten Versorgungslage im Ölsaatensektor ins Wanken bringen können. Die Palmölernten werden absehbar unter dem Nino-Wetter leiden. In Zentralbrasilien steigen die Befürchtungen um zu wenig Niederschläge für die Sojabohne.