Hohe Ölsaatenernten – aber feste und anziehende Preise?
Anziehende Rapspreise in Paris und feste Sojaschrotpreise in Hamburg lassen auf den ersten Blick die Vermutung aufkommen, dass die Versorgungslage im Ölsaatensektor nur knapp ausgeglichen zu sein scheint. Die Meldungen über Rekordernten im dominierenden Sojasektor wollen nicht so recht ins Bild passen.
Bei näherem Hinschauen stellt sich jedoch heraus, dass die Marktlage im Ölsaatensektor doch etwas komplexer strukturiert ist.
Zunächst ist der Wechselkurseinfluss herauszurechnen. Am Beispiel der Verlaufs der Sojaschrotkurse wird deutlich, dass die dollarnotierten Sojaschrotpreise deutlich nach unten zeigen, während die gleichen Notierungen umgerechnet in € je t seit Nov. 2014 eine durchschnittliche Seitwärtsbewegung mit vorübergehenden Kursschwankungen aufweisen. Der Kaufkraftverlust des Euro von 1,27 auf 1,07 $ je € hat den dollarnotierten Sojapreisrückgang von 80 $ je t vollständig aufgefangen.
Für den Rapssektor ist der Einfluss des Wechselkurses ebenso festzustellen, weil die EU als Importeur von Rapssaat auftritt. Ein kaufkraftschwacher Euro verursacht eine Verteuerung der Importe mit der Folge, dass die Inlandspreise mitgehen.
In den Rapsnotierungen kommt aber auch die erwartete schwache Welternte 2015 zum Ausdruck. Nach den vorliegenden Schätzungen soll statt bisheriger Erntemengen mit 71 und mehr Mio. t das diesjährige Ergebnis unter die 70 er Marke auf etwa 68 Mio. t fallen. Wesentlich verantwortlich sind die geringeren Einschätzungen in den beiden Hochburgen der Rapserzeugung der EU mit 21 Mio. t und Kanada mit 16 Mio. t, aber auch in kleineren Gebieten wie die Ukraine.
Erstaunlich ist allerdings, wie stabil sich die Nachfrage nach Raps entwickelt hat, wenn man den Rohölpreisverfall und die harte Konkurrenz um Biodiesel vor Augen hat. Zwar trägt der Beimischungszwang einen Teil dazu bei, dass die Biodieselherstellung nur wenig nachgegeben hat. Auch der Export von Biodiesel scheint eine stützende Wirkung entfaltet zu haben.
Der Rohölkursverfall hat die Palmölpreise stärker getroffen. Mit heftigen Schwankungen sind die Kurse von knapp 800 $ je t auf 600 $ je t gefallen. Dabei hat die Palmölerzeugung unter El Nino-Trockenheit ebenso gelitten, wie durch regionale Überschwemmungen in tiefer gelegenen Plantagen.
Allerdings ist dem entgegen zu halten, dass die Bestandsvorräte von Palmöl auf dem Niveau der laufenden Erzeugung stehen. Die zukünftige Besteuerung beim Export in Malaysia und Indonesien wird die Absatzmöglichkeiten und Preise beeinträchtigen.
Die gegenläufigen Wechselwirkungen im Ölsaatensektor lassen noch keine verlässliche Tendenz erkennen, in welche Richtung der weitere Kursverlauf steuern wird. Auf mittlere Sicht sollte sich das reichliche Angebot an Soja im Markt durchsetzen, sobald erst mal die Mehrzahl der Rekordernten tatsächlich unter Dach und Fach sind.
Noch spielen Risikoprämien eine mitentscheidende Rolle bei der Preisfindung. Das zeigen die Beispiele wechselnder Einschätzungen der beiden südamerikanischen Ernten und deren Verfügbarkeit. Dabei scheint sich jedoch mittlerweile die Tendenz zu optimistischen Größenordnungen durchzusetzen. Auffallend ist in diesem Zusammenhang das moderate Importverhalten Chinas.
ZMP Live Expertenmeinung
Die zurzeit gegenläufigen Einflußfaktoren im Ölsaatenmarkt lassen vorerst keine eindeutige Richtung begründen. Die Wechselkurse haben bisher den dollarnotierten Preisrückgang bei Soja bei den euronotierten Preisen in voller Höhe angefangen. In der gleichen Weise wurden die Rapspreise aufgrund des EU-Importbedarfs stabilisiert. Eine preissteigernde Unterstützung stammt von der Erwartung einer global schwachen Rapsernte mit den Schwerpunkten in der EU und in Kanada.
Allerdings sollte mit fortschreitenden Sojaernten in Südamerika in Richtung Rekordergebnisse der Preisdruck von dieser Seite zunehmen. Der Druck von der Rohölseite ist überraschender Weise wenig ausgeprägt geblieben.
Dafür sind die Palmölpreise trotz geschwächter Ernteergebnisse stärker in Zugzwang nach unten geraten. Eine zusätzliche Besteuerung der Exporte in der nächsten Zeit, wird die Absatzentwicklung nicht wesentlich verbessern.
Richtungsweisend werden die kommenden Sojaernten in Südamerika und die Soja-Anbauflächen in den USA sein. Zünglein an der Waage spielen die Wechselkursverhältnisse in den nächsten Monaten.