Überdurchschnittliche Sojaernten und niedrige Rohölkurse halten Ölsaatenpreise unter Druck.
Der immer wieder unter Druck geratende Rohölkurs setzt den Preisrahmen für die pflanzlichen Öle und deren Rohstoffe. Darüberhinaus wird der Ölsaatenmarkt durch eine überdurchschnittlich gute Versorgungslage geprägt. Dabei spielt der Marktführer Soja die Hauptrolle mit großen Vorratsbeständen und hohen Ernteerwartungen in Südamerika. Der zweite Marktführer Palmöl gerät aufgrund seiner El Nino-bedingten Erntebeeinträchtigungen etwas stärker in den Hintergrund.
Die Kursentwicklungen im Sojasektor werden aktuell durch die hohen Ernteerwartungen in Südamerika geprägt. Die zu 35 % abgeschlossene brasilianische Sojaernte wird auf rd. 100 Mio. t (Vorjahr 96 Mio. t) geschätzt. Die Ausfuhren sollen nochmals gesteigert werden. In Argentinien wird ein überdurchschnittlich gutes Ernteergebnis erwartet, auch wenn man unter dem Vorjahr bleibt. Der Abbau der in den letzten Jahren angehäuften Sojavorräte in der Größenordnung einer halben Ernte geht zwar langsam, aber stetig vonstatten. Auch aus diesem Land werden deutlich höhere Exporte erwartet. Anders als in Brasilien wird der überwiegende Teil der argentinischen Sojabohnen im eigenen Lande verarbeitet und die Produkte Sojaöl und Sojaschrot exportiert.
Die Sojaschrotpreise an der Hamburger Börse haben sich auf dem Großhandelspreisniveau zwischen 270 und 275 € je t vorerst stabilisiert. In Chicago sind die Notierungen nach einem starken Rückgang wieder gestiegen und deuten auf ein festeres Niveau hin.
Trotz der weltweiten Knappheit bleiben die Rapspreise unter dem Druck der konkurrierenden Kurse der pflanzlichen Öle, die wiederum vom niedrigen Rohölpreis in Schach gehalten werden. Der Auftrieb bei den Palmölnotierungen in Richtung 575 $ je t ist bereits wieder zum Stehen gekommen, nachdem die Exporte nachgelassen haben. Dennoch wird man aufgrund der Nachwirkungen des El Nino-Wetters in Malaysia und Indonesien mit einem weiteren Rückgang der Erzeugung rechnen, der bei abnehmenden Vorratsbeständen zu anziehenden Kursen für Palmöl sorgen wird. Es besteht die Aussicht, dass Sojaöl im Laufe dieses Jahres die Rolle von Palmöl als global preiswertestes pflanzliches Öl übernehmen könnte. Das wiederum kann auch bedeuten, dass der Preissenkungsspielraum für die Ölsaaten eher begrenzt ist.
Für den hiesigen Rapsmarkt 2016 besteht die Überlegung, dass vor und in der Ernte noch anziehende Kurse denkbar sind, weil angesichts der knappen Versorgungslage Ölmühlen versuchen werden, sich rechtzeitig einen großen Teil des Inlandsaufkommens zu sichern. Spätere Importe könnten teurer werden.
ZMP Live Expertenmeinung
Angesichts des dominerenden Einflusses des Sojamarktes mit seiner überdurchschnittlichen Versorgungslage und den inmmer nieder nach unten gedrückten Rohölkursen gelingt es nicht, mit den vorhandenen Versorgungsdefiziten bei Raps und absehbaren Engpässen bei Palmöl die Kurse für Ölsaaten insgesamt auf ein höheres Niveau zu setzen. Während sich die Palmölkurse auf einem etwas höherem Niveau festsetzen, bleibt Raps unter Preisdruck.