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09.19
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China weltgrößter Fleischeinkäufer - Schweinepreise über 4,50 €/kg

China steigt zum weltgrößten Fleischeinkäufer auf – Mitte Sep.- 2019: chinesische Schweinepreise bei 4,52 €/kg

Chinas 1,4 Mrd. Verbraucher essen traditionell gerne Fleisch, fast 55 kg je Kopf und Jahr, am liebsten jedoch 35 kg Schweinefleisch. Geflügelfleisch wird mit rd. 11 kg auch nicht verachtet, aber da ist dieses Geflügelvirus, das in einer bestimmten Variante menschengefährlich sein kann. In den letzten Jahren hat man sich damit zurückgehalten. Mit 5 kg steckt man beim Rindfleischkonsum erst noch in den Anfängen.

Jahrzehntelang war China in Sachen Fleisch Selbstversorger. Der chinesische Schweinebestand machte etwas mehr als die Hälfte des Weltbestandes aus. Die Produktion stieg stetig, um der wachsenden Nachfrage einer immer noch steigenden Bevölkerung mit zunehmenden Einkommen gerecht zu werden.

Diese Entwicklung ist durch die Afrikanische Schweinepest (ASP) entscheidend unterbrochen worden. Ein Verlust von 25 bis 35 % des Schweinebestandes reißt ein tiefes Loch in die Versorgungslage mit tierischen Proteinen. Es fehlen umgerechnet 13 bis 15 Mio. t Schweinefleisch. Das entspricht der gesamten Produktion der USA und Kanada zusammen. Noch ein Vergleichsmaßstab: der gesamte Welthandel mit Schweinefleisch umfaßt 8 bis 9 Mio. t. Es ist davon auszugehen, dass das chinesische Fleischdefizit nicht von heute auf morgen vollständig ausgeglichen werden kann.

An einen Wiederaufbau der Schweinebestände ist vorerst kaum zu denken, weil das Reinfektionsrisiko viel zu groß ist. In Expertenkreisen wird mit 5 bis 7Jahren gerechnet, bis China die Schweineproduktion einigermaßen sicher im Griff hat. Dabei ist der Mensch der maßgebliche Faktor, der zur überregionalen Verbreitung der ASP entscheidend beiträgt. Die Ansteckungsgefahr unter den Tieren bleibt bei einem raschen Todeseintritt regional begrenzt.

Eine Steigerung der Geflügelfleischerzeugung stößt schnell an Grenzen, die durch die Vogelgrippe gezogen wird. Tatsächlich erreicht man in China noch nicht wieder den Produktionsumfang der früheren Jahre.

Die eigene Rindfleischerzeugung zu steigern ist wenig aussichtsreich, weil sich die kleine Produktion auf ertragsschwache Steppenlandschaften in Norden und Westen des Landes konzentriert. Die ertragsintensiven Standorte im Osten und Süden werden für konkurrenzfähigere Agrarprodukte benötigt. Fatalerweise kommt dennoch mehr Rindfleisch an den Markt, weil die hohen Fleischpreise dazu verleiten, Rind- und Milchvieh durch Bestandabschlachtung für ein kurzfristiges Geschäft zu missbrauchen. Und die weitere Folge: es fehlt Milch bzw. Milchprodukte, die ohnehin schon defizitär sind.

Was bleibt, ist der Fleischimport. Die Chinesen haben in den letzten 5 Jahren ihre Schweinefleischimporte von knapp unter 1 Mio. t auf diesjährige 3 Mio. t verdreifacht; für 2020 erwartet man 4 Mio. t Einfuhren. Allerdings sind die möglichen Lieferländer infolge der Handelsstreitigkeiten zu den USA und Kanada eingeschränkt. Die massiv gefallenen Schweinepreise in USA und Kanada gleichen jedoch ein wenig die hohen Zölle aus, so dass immer noch kleine Mengen an US-Schweinefleisch nach China/Hongkong exportiert wird. Die vorrangig in Betracht kommenden Exportländer sind die EU-Mitgliedstaaten mit bedeutender Schweinehaltung. Das EU Exportpotenzial wird 2019 auf 3 Mio. t SG veranschlagt.

Darüber hinaus steht Brasilien mit 0,85 Mio. t zur Verfügung. Aber die chinesische Zulassung der brasilianischen Schlachthöfe verzögert sich. Und schließlich macht sich Rußland trotz ASP im Lande Hoffnungen auf Liefermöglichkeiten. Jedenfalls wird dort fleißig investiert.

Die chinesischen Geflügelfleischimporte sind in den letzten 5 Jahren von 0,25 Mio. t auf knappe 0,6 Mio. t gestiegen. Die Angst vor der Vogelgrippe ist der maßgebliche Bremsfaktor.

Bleibt noch der Rindfleischimport. Tatsächlich haben sich die chinesischen Einfuhren in 4 Jahren von 0,66 Mio. t auf aktuelle 2 Mio. t verdreifacht. Dabei ist zu berücksichtigen, dass neben den offiziellen Rindfleischeinfuhren durchschnittlich etwa 1 Mio. t Ware ins Land geschmuggelt wird. Die Lieferungen stammen aus Nachbarländern, mit denen keine Handelsabkommen bestehen, weil dort Rinderseuchen nicht auszuschließen sind. Mit wachsenden Importbedarf nimmt der %-Anteil der sog. „grauen Ware“ jedoch ab.

Die steigenden Fleischeinfuhren Chinas führen in ihrer ungewöhnlichen Größenordnung zu international steigenden Fleischpreisen. In führenden EU-Ländern mit Schweinefleischexporten haben die Notierungen um rd. 30 % zugelegt. In USA, Kanada und Brasilien bestanden große Erwartungen an einen steigenden Absatz in China, der zu hohen Preisausschlägen in den Sommermonaten geführt hat. Zwischenzeitlich sind die Aussichten auf Export und auf hohe Preise derbe enttäuscht worden. Dagegen machen sich die Russen trotz ASP im Lande große Hoffnungen auf einen zukünftigen China-Export; dort wird kräftig investiert.

Die in den Vorjahren unter Druck geratenen Rindfleischpreise haben sich im Jahre 2019 auf einem höheren Niveau angesiedelt. Insbesondere die Preise in Australien und Neuseeland erfahren einen kräftigen Auftrieb. Die brasilianischen und argentinischen Rindfleischpreise haben zunächst ebenfalls profitiert, aber in allerjüngster Zeit durch Währungsturbulenzen einen kräftigen Rückschlag erlitten. Dagegen steigen die Kurse in Uruquay auf Werte um 4,30 €/kg. In der EU zeigen die niedrigen Rindfleischnotierungen erste Erholungstendenzen.

Fazit:

Das chinesische Fleischdefizit verfügt über Ausmaße, die den weltweiten Fleischmarkt stark in Bewegung versetzen. Die ungewöhnlich hohen Importmengen stoßen bei den Exportländern auf begrenzte Lieferkapazitäten. Die dadurch verursachte weltweite Knappheit verursacht international steigende Preise, die für eine längere Zeit anhalten können.

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