11.
10.19
Kartoffelnachfrage in Osteuropa bleibt stetig

Kartoffeln Cockpit, 11.10.2019

  • Bedarf an Kartoffelimporten in Polen steigt
  • Brexit verknappt das kontinentale Angebot
  • China belegt US-Ware mit Zöllen zwischen 10 und 15 %
  • Hohe russische Ernte drückt auf die Exportmärkte
  • Fabriken sind mit Frittenrohstoff gut eingedeckt

Polen ist bei Frühkartoffeln ein bedeutender Marktteilnehmer. Normalerweise gibt es ein großes Angebot und die Bauern wollen ihre Produktion immer zügig verkaufen. Auch am freien Markt gab es stets ein ausreichendes Angebot. Das liegt auch daran, dass nach den Frühkartoffeln die Felder für Gemüse wie Blumenkohl genutzt werden. In diesem Jahr war aber alles anders, berichtet der polnische Kartoffelhändler Lukas Ostrowicz.

Das Angebot war von Beginn an zu klein für die Nachfrage. Da den ganzen Sommer über zu wenig Regen fiel, war es für Händler schwer, Nachfrage und Angebot in Einklang zu bringen. Man musste aus Großbritannien und Deutschland Kartoffeln importieren. So etwas hat es im Sommer bisher noch nicht gegeben. Frühkartoffelpreise waren in Polen drei bis viermal so hoch wie üblich. Als es im August endlich ein paar Regenschauer gab, hat sich die Lage entspannt. Die Preise gaben nach, als auch andere Länder aus der EU Kartoffeln nach Polen lieferten. Das drückte auch die Preise für das heimische Angebot obwohl es immer noch nicht für die Eigenversorgung reichte.

Nicht alle Regionen in Polen waren so stark von der Trockenheit betroffen. Im Norden Polens beispielsweise gab es eine gute Kartoffelernte, die durchweg zu hohen Preisen verkauft werden konnte. Für Bauern und Händler war diese Saison ihre bisher beste überhaupt. Insgesamt haben die hohen Preise Ertragsverluste ausgleichen können. Das gilt insbesondere für Landwirte, die über eine Beregnungsanlage verfügen.

Ostrowicz sagt, dass die Lange am polnischen Kartoffelmarkt derzeit stabil sei. Er erwartet aber schon bald wieder Engpässe. Möglicherweise schon zum Jahresende oder gleich zu Jahresbeginn 2020. Dann müsse er wieder Kartoffeln aus Deutschland oder anderen EU-Ländern importieren. Für Polen sei es eine ganz besondere Saison.

Polens Statistikamt schätzt die diesjährige Kartoffelernte auf nur 6,7 Mio. Tonnen. Vor 10 Jahren waren es knapp doppelt so viel. Damit bestätigt sich die Befürchtung einer kleinen Ernte. Landwirte spekulieren auf steigende Preise.

Ein britischer Exporteur berichtet, dass die polnische Supermarktkette Biedronka ab dem 1. November Kartoffeln aus Großbritannien auslistet. Für den Lebensmitteleinzelhandel wäre ein No-Deal-Brexit ein unkalkulierbares Hindernis.
Auch an anderer Stelle spielt die große Politik im Kartoffelhandel eine Rolle. China will seine Importzölle für Saatkartoffeln und Kartoffelprodukte aus den USA ab dem 15. Dezember um 10% anheben; weitere 15% sollen auf TK-Fritten erhoben werden. Das steigert die Chancen für Anbieter aus der EU.

Im Jahr 2018 hat Russland mit der Großproduktion von Pommes frites begonnen. Die neuen Anlagen sind aber bei weitem nicht ausgelastet, berichtet die AMI in Bonn und beruft sich dabei auf den russischen Nachrichtendienst Fruitnews. Im Jahr 2018 wurden in Russland 42.400 Tonnen Pommes frites produziert. In den Jahren 2014 -2017 waren es nur 4.600 bis 6.100 Tonnen p.a. Die erste Großfabrik, 450 km südlich von Moskau, wurde mit Unterstützung des holländischen Fritten-Produzenten Lamb-Weston-Meijer gebaut. Das Werk hat eine Kapazität von 90.000 Tonnen Fritten p.a. Russland will in 2023 mehr als 100.000 Tonnen produzieren, die dann Importe ersetzen.

Heute stieg die Belgapom-Notierung erneut leicht an. Nachdem bereits letzte Woche die Preise für Fontane auf 11 €/dt angehoben wurden, steigen nun auch die Notierungen für Bintje und Challenger auf 11 €/dt.
Hierzulande konzentrieren sich die Landwirte noch auf ihre Feldarbeit, die Kartoffelnachfrage wird aber bedient. Speisekartoffeln wurden bereits vollständig eingelagert und Landwirte fordern einen Lageraufschlag für durchgeschwitzte Partien. Solange Frittenrohstoff noch gerodet werden, können die Preise für Konsumkartoffeln aber wohl kaum sprunghaft stiegen.

Kartoffelnachfrage in Osteuropa bleibt stetig
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ZMP Live Expertenmeinung

Die Trockenheit im letzten Sommer hatte für die Europäische Kartoffelernte einen großen Einfluss. Diese Herausforderung spürten polnische Kartoffelbauern ganz besonders. Händler mussten bereits während der Frühkartoffelernte importieren, um die nationale Versorgung mit Kartoffeln zu sichern. Zurzeit ist die Lage am polnischen Markt zwar wieder stabil, Anfang 2020 sollen aber wieder mehr Kartoffeln importiert werden.

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