Die Versorgung mit deutschen Speisekartoffeln sei vorerst sicher. Jetzt gilt es auch die regional erzeugten Kartoffeln abzusetzen. Aus dem Hauptanbaugebiet Niedersachsen gibt es ein stetiges Angebot, das zu den aktuell hohen Preisen in Osteuropa noch keinen Absatz findet. Deshalb drängt diese Ware in die Vermarktungsgebiete in West- und Südwestdeutschland. Die Preisdisziplin ist aber auch in Niedersachsen hoch, sodass die Preise wohl nicht mehr unter Druck geraten auch wenn Importware aus Frankreich zusätzlich in deutschen Supermärkten zu finden ist. Händler haben bereits signalisiert, dass die notierten Preise bis zum Jahreswechsel Bestand haben. Mehr sei vorerst aber nicht drin.
Deshalb wird den REKA-Landwirten geraten, zumindest Kartoffeln aus Flächenlägern nicht zurück zu halten. Das hohe Preisniveau wird mit den unterdurchschnittlichen Erträgen in diesem Jahr begründet. Was im Westen an Speisekartoffeln eingelagert wurde, sei trotz der Wetterextreme in diesem Sommer, in guter Qualität und die Nachfrage sei größer als das Angebot. Trotzdem sollten die Landwirte nicht spekulieren.
In Frankreich werden beste Qualitäten allerdings kaum angeboten. Diese Kartoffeln werden bevorzugt eingelagert. Die AMI schreibt, dass das dortige Erzeugerpreisniveau also nur das aktuelle schwache Qualitätsniveau widerspiegelt und nicht das der gesamten Ernte. Unterschiedliche Qualitäten suchen sich auch unterschiedlichen Verwertungsmöglichkeiten. Die Preispolitik der Franzosen ist also nicht so leicht zu durchschauen. Man hört von Erzeugerpreisen von 24 bis 40 €/dt. Franzosen erwähnen auch den Wettbewerb mit deutschen Anbietern.
Da die Kartoffelernte in Frankreich fast das hohe Mengenniveau der Vorjahre erreicht, sollten wir das dortige Anbieterverhalten im Auge behalten. Während der Ernte, die dort noch nicht angeschlossen ist, haben die französischen Kartoffelverarbeiter bereits kräftig dazu beigetragen, qualitätskritische Kartoffeln zu verbrauchen. In den Monaten Juli bis September haben die Fabriken dort 45.000 Tonnen freie Kartoffeln aufgenommen. So hoch war der Anteil vertragsfreier Ware in diesen Monaten lange nicht mehr. Damit konnte man die fehlenden Importe aus Belgien kompensieren, die in diesem Jahr komplett ausblieben. Auch Übermengen aus dem eigenen Vertragsanbau gab es nicht. Also müssen diese Mengen aus dem Speisekartoffelanbau gewesen sein, deren Anbaufläche bekanntlich deutlich ausgeweitet wurde.
Frankreich exportierte schon seit August große Mengen und sichert sich damit wieder gute Absatzmärkte im Süden und Osten Europas. Auch Deutschland und Großbritannien versorgen sich schon sehr frühzeitig von dort.
In der zurückliegenden Woche reagierten die Händler an der Terminbörse auf die schwächere Belgapom-Notierung für qualitätskritische Bintje, die vor der Verarbeitung noch durch ein Salzbad geschleust werden muss. Anfänglich notierten die belgischen Kartoffelverarbeiter diese Sorte schon mal mit 25 €/dt. Nachdem die Ernte dem Ende zugeht und deutlich wird, welchen Aufwand die Verarbeiter betreiben müssen, um die glasigen Kartoffeln von den Brauchbaren zu trennen, lassen sie sich das durch einen Abschlag von 5 €/dt vergüten. Heute ging die Notierung dafür um weitere 2 €/dt auf 18 €/dt zurück. Andere Frittensorten in guter Qualität notieren in Holland und Deutschland zwischen 25 und 30 €/dt.
Eine niedrige Belgapom-Notierung für Bintje drückt die April-19-Kurse am Terminmarkt heute wieder unter die 30 €-Marke. Die Umsätze blieben in dieser Woche am Leipziger Kartoffelterminmarkt überschaubar. Die Haltbarkeit von Bintje mit mindestens 30% Glasigkeit ist ohne Zweifel begrenzt. Man kann davon ausgehen, dass uns dieses Problem nicht mehr bis April-19 begleitet. So dürfte der große Unterschied bei den Kassamarktnotierungen nicht mehr lange bleiben und der EEX-Kartoffelindex auch nicht mehr tangiert werden.
ZMP Live Expertenmeinung
Weil die Einlagerung von Speisekartoffeln in den deutschen Überschussregionen beendet ist und bereits erste Partien aus dem Winterlager kommen, gibt die Erzeugergemeinschaft REKA-Rheinland ihren Verbandsmitgliedern jetzt Vermarktungstipps. Nachdem ein Lageraufschlag von 4 €/dt realisiert wurde ist für die Experten klar, dass die aktuell geltenden Erzeugerpreise in diesem Jahr nicht weiter steigen. Mit Preisen von 30 – 32 €/dt liegen im Rheinland die Erlöse so hoch wie in keinem anderen deutschen Anbaugebiet. Landwirte mit Flächenlägern sollten diese günstige Situation nutzen und in Absprache mit ihrem Händler kontinuierlich vermarkten.