Antidumpingzölle verteuern Pommes frites aus Europa.
(AMI) – Anfang Februar hat die brasilianische Regierung Antidumping-Zölle auf gefrorene Kartoffelprodukte, vornehmlich Pommes frites, eingeführt. Sie betreffen Lieferanten aus Deutschland, Belgien, Frankreich und aus den Niederlanden in unterschiedlichem Umfang. Die Dumping-Vorwürfe stammen vom brasilianischen Pommes frites Hersteller Bem Brasil Alimentos Ltda und werden bereits seit 2015 untersucht. Gegenstand der Analyse war, ob Pommes frites in Brasilien preiswerter verkauft werden als in den Herkunftsländern. Untersuchungsansatz, -methoden und -ergebnisse werden von hiesigen Stellen kritisiert. Angeblich sollen in Brasilien Pommes frites aus Deutschland 37 %, aus Belgien fast 24,8 %, aus Frankreich 18 % und aus den Niederlanden 41, 4 % günstiger verkauft werden als im jeweiligen Herkunftsland. Die Höhe des Strafzolls, der ab sofort gilt, wird unternehmensspezifisch angewendet. Er liegt im günstigsten Fall bei 6,5 % und im schlimmsten Fall bei 133 %. Sie lauten ansonsten 11 %, 13 %, 24 %, 40 % und 96 %. Der brasilianische Pommes frites Markt ist für die europäischen Hersteller von größerer Bedeutung. Im Wirtschaftsjahr 2015/16 flossen von niederländischen Fritten 3, 1 % dorthin, von belgischen waren es sogar 4, 4 %. Bei ausschließlicher Betrachtung des Weltmarktes platzierten Belgiens Frittenhersteller immerhin 16,2 % ihres EU-externen Absatzes in Brasilien und die Niederlande fast 10 %. Der Import von Pommes frites ist in Brasilien in den vergangenen Jahren kräftig angestiegen. 2009 trafen in dem südamerikanischen Land nur 151.000 t ein, mittlerweile dürfte es doppelt so viel sein. Europäische Interessensvertreter sind längst bei der EU-Kommission vorstellig geworden. Diesen ist aber noch keine Aktivität der Politik bekannt, um für einen besseren Interessensausgleich zu sorgen. Die Möglichkeiten der Pommes frites Anbieter, sich zu wehren, werden als schlecht angesehen. Sicherlich könnten sie gerichtlich in Brasilien gegen die Antidumpingzölle vorgehen, was aber teuer und vor allem zeitaufwendig ist.
ZMP Live Expertenmeinung
Am Terminmarkt gehen die Kurse in die Knie. Die bisher sehr schwache Nachfrage hat das alleine nicht auslösen können, es musste eine weitere richtig bärische Nachricht her. Die scheint nun mit den Strafzöllen Brasiliens auf hiesige Pommes frites gefunden. Die Frage ist aber, wie stark die Exporte nach Brasilien, die mit dem Rohstoff aus der Ernte 2016 bedient werden müssen, sinken und welche Bedeutung sie beim Gesamtexport tatsächlich haben. Die Fakten: In der ersten Hälfte des Wirtschaftsjahres sind die Drittlandsexporte schon um 90.000 t gestiegen, was 50 % der Lieferungen nach Brasilien ausmacht. Ganz ohne EU-Fritten wird Brasilien nicht auskommen und nach fast 19 % Anteil Brasiliens an den EU-Exporten in 2013 waren es in 2016 nur noch 14,3 %. Die Abhängigkeit ist also gesunken. Entscheidender sind ohnehin die Verkäufe innerhalb der EU, die immer noch über 65 % aller Exporte ausmachen. Sie boomten 2015 und das zweite Halbjahr 2016 hält das Niveau des Vergleichszeitraums 2015 fast. Mittelfristig kann sich durchaus wieder die Meinung durchsetzen, dass eine mäßige Ernte 2016 mit schlechteren Ausbeuten als 2015 knapper als damals sein muss und die Brasilien-Meldung nur eine Delle in der ohnehin für diese Zeit absehbaren Preisdelle verursacht hat.