Das Debakel um verunreinigtes Molkepulver aus Neuseeland könnte der Preisentwicklung an den Märkten für Molkepulver, andere Molkederivate und Laktose europäischer Provenienz zusätzlichen Schub nach oben verleihen. Schon in der zweiten Julihälfte, also vor Bekanntwerden der Probleme haben sich die Preise für Molkepulver befestigt, was um diese Jahreszeit nicht ungewöhnlich ist. Denn ab Juni geht die Käseerzeugung in Westeuropa und Nordamerika zurück. Denn die Milchanlieferungen sinken, während gleichzeitig das Sommerwetter die Nachfrage nach Konsummilch, Milchgetränken und Eiskrem belebt. Damit bleibt weniger Milch für den wichtigsten Verarbeitungszweig, nämlich die Käseproduktion übrig, und entsprechend fällt weniger Molke an. Molkepulver mit spezieller Spezifikation sowie Laktose ist der wichtigste Bestandteil von Babynahrung, für die China inzwischen der größte Markt geworden ist. Man kann davon ausgehen, dass chinesische Verbraucher nach dem Melaminskandal von 2008 besonders sensibel sind. Daher dürften die Hersteller von Babynahrung verstärkt nach entsprechenden Rohstoffen aus Europa und insbesondere aus der EU Ausschau halten. Ohnehin sind die Anbieter aus der EU und den USA mit Abstand die wichtigsten Lieferanten am internationalen Markt, wobei Europa für Ware in Lebensmittelqualität die höheren Anteile hält. Im bisherigen Verlauf dieses Jahres ist die Käseerzeugung und damit der Molkenanfall in der EU nicht gestiegen.
ZMP Live Expertenmeinung
Mit festen bis anziehenden Peisen für EU- und US-Ware ist zu rechnen, zumal auch für Milchpulver die festen Tendenzen überwiegen.