Fishbird
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate
* Dax Optionen: Warum sind die Puts so teuer ?
Dax steht bei 3400.
ODax Sep03 Put 2900 steht bei 18.00
ODax Sep03 Call 3900 steht bei 7.00
Warum kosten die Puts 250 % mehr?
Geschrieben von Fishbird
am
Hallo,
der faire Wert einer Option ergibt sich aus dem Black-Scholes-Modell. Die implizite Vola kann dabei für jedes Set an Parametern unterschiedlich sein, trotz der ansonsten gleichen Laufzeit. Das ist halt die "Marktmeinung"!
Und es ist zu beachten: der Call-Preis wurde um 15:53 Uhr gestellt, der Put-Preis nach 16:30, also nach den US-Zahlen von heute. Davor lag der Put bei 13.50.
Gruß!
Hi
Ich schaue nicht auf den letzten Handel weil der oft mehrere Stunden her ist, sondern auf die Bid-Ask Spanne. Das geht schon seit ein paar Tagen so, seit dem ich sie in der Watchlist habe.
Heute um 15.00 Uhr standen die Calls ca. 6 zu 8. Die Puts ca. 17 zu 19. Gestern auch. Ist das denn nur der Markt?
Ich vermute mal weil so viele Calls geshortet werden, oder ?
Hallo,
na ja, das hat weniger damit zu tun "wieviele" geshortet werden. Primär richtet es sich nach dem Kurs des DAX bzw. des FDAX.
Für den Call haben wir aktuelle Bid/Ask Kurse von 6.20 zu 7.60 und für den Put 15.60 zu 17.60.
Ich hatte mich eben gefragt warum der Unterschied zwischen den Preisen so verwirrend ist. Ich vermute mal daß der Irrtum darin besteht anzunehmen daß zwei OTM-Optionen die beide 500 Punkte vom Spot-Preis entfernt sind etwa gleich viel kosten müssen. Das ist aber nicht der Fall weil die implizite Vola sich mit dem Basispreis verändern kann und hier für den Put bei 2900 wohl deutlich höher ist als für den Call bei 3900. Von daher: ja, "das ist der Markt"!
Gruß!
Hallo,
diese große "Abweichung" von B-S Modell scheint nur bei ODAX zuzutreffen. Für die Optionen auf DTE zum Beispiel, sieht es schon anders aus und somit "normal". Gestern DTE Schluss 13,06 call Aug 13 0,39 put 0,23.
Ich denke, in erster Linie entscheidet der Markt über die Preise. Offenbar haben wir es bei Odax mit einem "Überangebot" an calls, das heisst zu viele wollen short gehen.
Oder kann man es im Rahmen eines bekannten Optionspreismodells anders begründen?
Eigentlich müssten die Puts immer etwas billiger sein, risikofreie Arbitrage etc., oder?
Gruß
Adrian
Puts sind im Verhältnis immer leicht teurer als Calls. Das lässt sich an allen Optionsserien darstellen. Das liegt zum Teil daran, dass eine Abwärtsbewegung schneller und heftiger standfindet als eine stetige Aufwärtsbewegung. Die implizite Vola ist also in der Regel höher bei Puts. Ausserdem sind Puts das klasssiche Hedge-Vehikel für Aktienbestände, es gibt also eine Tendenz, den Leuten, die ihr Portfolio absichern wollen gegen die Baisse, etwas mehr Geld aus der Tasche zu ziehen.
Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass man Puts wählt, deren implizite Vola sich innerhalb der historischen Bandbreite bewegt (Standard Abweichung). Mit anderen Worten: selbst wenn die Prämie im Vergleich zu Calls relativ höher sein sollte, wird der Hebeleffekt davon nicht berührt.
Bei DAX Optionen im besonderen fällt auf, dass der teilweise enge Markt bei geringsten DAX-Bewegungen zu grossen IV Ausschlägen über Minuten und Stunden führt. Es kommt also sehr darauf an, zu welchem Zeitpunkt man auf die Kurse schaut. Der schlechteste aller Zeitpunkte wäre der, bei einer starken DAX-Abwärtsbewegung sich mit Puts eindecken zu wollen. Dies sollte man (contrary opinion) bei einem Aufwärtstrend tun, was den üblichen Mut und die innere Überzeugung voraussetzt.
Gruss,
Berliner
@ Adrian
Hallo!
Was für eine Abweichung vom B&S-Modell? Da gibt es keine Abweichung! Der gezeigte Put und der Call hatten nicht den gleichen Basis-Preis, weshalb sie auch unterschiedliche Volatilitäten hatten und somit deutlich unterschiedliche Preise.
Das ist primär keine Sache von Angebot und Nachfrage sondern eine völlig normale Markteinschätzung. Angebot und Nachfrage haben bei Optionen im Allgemeinen höchstens Einfluß auf die Spreads und weniger auf das Niveau des Preises. Obgleich natürlich enormer Abgabedruck auf der Kasse-Seite sich irgendwie auch in den Volatilitäten niederschlagen kann, allerdings nicht in dem Sinne wie hier beschrieben.
Eigentlich müssten die Puts immer etwas billiger sein, risikofreie Arbitrage etc, oder?
Das ist etwas zu allgemein! Wann genau?
Es gibt auf keinen Fall soetwas wie eine zusätzliche "Spread" oder irgendetwas vergleichbares das auf den Preis aufgeschlagen würde. Das ist auch gar nicht möglich da für jeden Call ein korrespondierender Put existiert so daß die Put/Call-Parität erfüllt ist. Jeglicher Aufschlag außerhalb der normalen Spread würde sofort Arbitrage-Möglichkeiten eröffnen und ist daher i.A. nicht zu finden. Und damit ist auch die Theorie vom "Überangebot" vom Tisch!
Sollten die Calls unnatürlich billig sein und somit die Puts unnatürlich teuer, so kaufe ich mir die Calls und verkaufe die Puts und eine Kasse-Position und habe den Markt ausarbitriert. Von daher: sowas kann es nur kurzzeitig und in geringem Ausmaß geben!
Gruß!
Hi an alle
Calls sind normalerweise immer die teuren, weil der Dax maximal 3400 Punkte fallen, aber unendlich steigen kann.
Das ist eine extra Risikoprämie aller Calls, die die Sache noch mehr verwirrt. Die Puts sind nämlich die teuren!
Ich habe auch schon daran gedacht, das die 3900 35% höher liegen als die 2900 und somit eine andere Hebelwirkung herrscht, aber da der ODax in Punkten abgerechnet wird, kann das auch nicht stimmen.
Gruß
@ Fishbird
Haben Sie es jetzt verstanden?
Leider Nein! Ich tappe immer noch im Dunkeln.
Ich werde mich mal näher mit Black-Scholes beschäftigen.
Danke
Die ganze Diskussion ist relativ. Berliner hat bereits eine mehr als ansprechende Erläuterung abgegeben.
Die ganzen Modelle zur theoretischen Optionspreisberechnung bewirken nur einen Preis, nämlich den theoretischen. Wenn Sie eine Option haben wollen, müssen Sie den Kurs bezahlen den der Stillhalter haben will. Theoretisch können Sie ihr limit geben, aber die Option bekommen Sie nicht.
Natürlich machen die Modelle schon Sinn, damit man ungefähr weis wo man steht, aber mit Handeln und Traden hat das nicht viel gemein.
gruß
@ Walter
Natürlich machen die Modelle schon Sinn, damit man ungefähr weis wo man steht, aber mit Handeln und Traden hat das nicht viel gemein.
Hallo,
ich glaube da überspitzen Sie etwas! Ich vermute mal Sie wollten damit sagen daß man neben der theoretischen Preisberechnung auch marktinterne Faktoren wie etwa Bid/Ask-Spread, Liquidität, Veränderung der impliziten Volatilität und ähnliches berücksichtigen muß?
Tatsache ist daß das Black&Scholes-Modell zur Optionspreisberechnung eine geniale finanzmathematische Entwicklung (Nobelpreis 1997) darstellt, welche die Entwicklung der Finanzmärkte in den letzten Jahren enorm vorangebracht hat. Man muß hier betonen daß es sich dabei um eine wissenschaftliche Erkenntnis und nicht um eine esoterische Analysemethode wie z.B. die technische Analyse oder die Elliott-Wellen handelt. ;-)
Optionen und Optionsscheine sind ohne das Black&Scholes-Modell oder etwa das Binomialmodell von Cox, Ross und Rubinstein gar nicht vernünftig zu handeln. Diese Modelle dienen daher nicht nur um zu sehen "wo man etwa steht" sondern sind essentiell zur eigenen Risiko-Analyse!
gruß!
Noch ein kleiner Nachtrag:
Für alle, die eine ausführliche Beschreibung des B&S-Modells und allen sonstigen mathematischen Details zum Options- und Future-Handel benötigen sei das folgende Buch empfohlen:
Einführung in die Statistik der Finanzmärkte / J. Franke, W. Härdle, C. Hafner /
Springer Verlag
oder als eBook downzuloaden bei
http://www.quantlet.com/mdstat/scripts/sfm/pdf/sfm.pdf
@ RSPhoenix
Natürlich ist die Sache vereinfacht dargestellt. Das von den Professoren Fisher Black and Myron Scholes entwickelte Modell ist Pflicht für jeden professionellen Stillhalter und Trader.
Ein Einblick in die Formel erklärt, warum prof. Stillhalter durch Computer unterstützte Arbitrage-Programme laufen haben.
Die Formel durfte ich bereits 1985 verinnerlichen. Leider verfüge ich über keine großen mathematischen Kenntnisse, sodas meine Kenntnisse über die Bedienung des Programms nicht hinausreichen. Allerdings ist mir auch nicht bekannt, inwieweit die Formel weiterentwickelt wurde.
Treibt man das Spiel weiter, kann man in Verbindung mit kummulativer Wahrscheinlichkeitennormalverteilung sogar die statistische Wahrscheinlichkeit für einen Totalverlust der Option berechnen.
Da heute sogut wie ein jeder über einen PC verfügt, 1985 kostete ein IBM mit 20 MB und 5,25 Zoll Diskette satte 40.000.00 DM, welchen sich unsere Bank damals zulegte, ist es selbst für den Laien nachvollziehbar inwieweit seine Option preislich realistisch ist.
Durch diese Methode ist die Preisstellung mancher Hinterhof-Marketmaker leichter zu durchschauen. Schon aus diesem Grund hat Herr Nobel eine gute Tat finanziert.
Nur worauf ich eigentlich hinaus will, ist die Tatsache, das wenn man eine Meinung zum Markt vertritt und diese mit dem Kauf eines Calls oder Puts untermauern möchte, hat der Kunden den Preis zu zahlen den der Marketmaker stellt und nicht den theoretischen Preis nach B&S.
Ansonsten möchte ich mich bei Dir für Deine kompetenten Beiträge bedanken, welche ich gerne lese.
gruß
@ Walter
Danke! Das Kompliment gebe ich auch sehr gerne zurück!
Was die Sache mit der Mathematik angeht: das ist doch gar nicht so schwer, man muß nur immer schön den Überblick behalten, wie die Grafik zu dem folgenden Link anschaulich demonstriert! ;-)
http://www.rsphoenix.privat.t-online.de/Image3.gif
Ich wollte es wegen der Größe nicht direkt anzeigen lassen.
(Spickzettel eines Studenten, Thema Finanzmathematik, Autor unbekannt)
Gruß!
@ alle
Linda Raschke erzählt irgendwo in ihren Schriften, wie sie Anfang der achziger Jahre als Anfängerin, ich glaube an der Philadelphia Stock Exchange, mit Optionen am Parkett gehandelt hat. Sie erzählt, dass damals noch risikolose Gewinne möglich waren, weil selbst die Market Maker keine Ahnung von den Bewertungsmodellen hatten und ihre Optionen hoffnungslos unterbewertet haben.
Ich selbst habe noch Mitte der 90er an der CBOE hin und wieder unterbewertete Optionen gehandelt, allerdings hauptsächlich auf ausländische exotische Underlyings wie Poyang Steel oder "France Telecom" (oh ja, das war damals in den USA eine exotische Aktie). Das lag wohl zum Teil daran, dass ein CBOE Market Maker die Preise für einen Haufen Underlyings zu stellen hatte, und wenn darunter ein paar umsatzschwache Exoten waren, schaute er nicht so genau hin, aus mangelndem Interesse. War damals eine prima Situation.
Heute ist das kaum noch denkbar, und diese ganzen hochpreisigen Optionssoftwares (realtime) die angeboten werden mit dem Slogan "Profitieren Sie von risikolosen Arbitragegewinnen und unterbewerteten Optionen", sind Bauernfängerei. Die Preisstellung ist weltweit so effizient geworden, ich habe seit langem keine Unterbewertungen mehr entdeckt, hingegen aber oft Überbewertungen Das kann auch interessant sein, by the way, ist aber schwieriger zu spielen, weil man Seller wird.
@ RSPhoenix
Danke für die anschauliche Graphik, da erinnert ich mich wieder, dass ich in Mathe eine Null war, ehrlich! Und trotzdem war ich nicht schlecht mit Optionen. Nicht für die Schule lernen wir, für das Leben, oder so ähnlich. ;-)
PS: Das mit Raschke steht glaube ich in dem Raschke Portrait der New Market Wizards von Jack Schwager.