Eurex US: Handel mit Metallen, Edelmetallen und Rohöl ?
Wir zitieren auszugsweise über die Pläne der Eurex in den USA:
Interessante Commodities
Strategie darf sich in den Augen Ferschas nicht nur auf die regionale Präsenz, sondern auch auf die Angebotspalette ausrichten. Nach zahlreichen Diskussionen mit der Finanzpresse weiss er, dass die auf der Angebotsseite der Eurex bestehende Monokultur nämlich die Konzentration auf Finanzkontrakte in einer sich ändernden Welt rasch zum Handicap werden kann. Alle grossen Konkurrenten der Eurex bieten ihren Klienten seit vielen Jahren auch Rohstoffderivate an; der Ursprung einiger dieser Börsen liegt sogar bei Commodities. Während die Konzentration der Eurex auf Finanztitel in der Vergangenheit möglicherweise als Plus zu sehen war, so werden jetzt die Gefahren deutlich. Denn wenn die «grossen Gurus» der Börsenszene, wie die beiden Schweizer Experten Dr. Marc Faber und Felix Zulauf, mit ihren Prognosen richtig liegen, dann steht der Welt ein neues Hausse-Zeitalter bei Rohstoffen bevor.
Für jede Terminbörse sind Commodities vornehmlich unter den beiden Aspekten Risikoabsicherung und Spekulation interessant. Denn die sehr stark von Rohstoff-Importen abhängigen europäischen Volkswirtschaften sehen sich bereits heute grossen Risiken von den Rohstoffmärkten ausgesetzt, wie der starke Anstieg der Rohölpreise beweist. Zum anderen werden Rohstoffe in den kommenden Jahren als eigene Anlageklasse an Bedeutung gewinnen. «Rohstoffe sind eine vergessene Asset Class», sagt der populäre Schweizer Hedge-Funds-Guru Felix Zulauf. Die Eurex hat erkannt, dass sie den Anlegern entsprechende liquide Investmentvehikel zur Verfügung stellen sollte. So kann nicht verwundern, dass sich die weltgrösste Derivatebörse auf diesem potenziellen Wachstumsmarkt positionieren will. Die «Perle der Deutsche Börse AG und der SWX» führt seit geraumer Zeit mit Rohstoff-Terminbörsen in den USA in diese Richtung gehende Kooperationsgespräche. Bereits im Jahr 2004 will die Eurex Rohstoff-Futures und Rohstoff-Optionen anbieten. An welche Rohstoffe wird Rudolf Ferscha zuerst denken? An Rohöl, Heizöl und Benzin sowie an Edelmetalle, allen voran Gold.
Noch dementiert Eurex-Pressesprecher Walter Allwicher: «Diese Informationen sind falsch!» Eurex-Chef Rudolf Ferscha hatte jedoch bereits im März 2003 die Notwendigkeit zur Ausweitung der Produktpalette in Richtung Rohstoffe öffentlich dargelegt. Zudem: Der Redaktion der «Schweizer Bank» liegen gesicherte Informationen vor, dass die Eurex in den USA sowohl mit der New York Mercantile Exchange (Nymex) als auch mit der Intercontinental Exchange (ICE) über Rohstoff-Kooperationen verhandelt.
Diese Ausrichtung der Eurex macht insofern Sinn, als die in Atlanta ansässige ICE vor mehr als einem Jahr die grösste europäische Energie-Terminbörse International Petroleum Exchange (IPE) in London übernommen hatte. An der IPE wiederum wird u.a. ein Future auf die europäische Rohöl-Richtqualität Brent gehandelt. Also auf jene Rohölqualität, die für den Energiemarkt in Kontinentaleuropa den grössten Einfluss hat.
Als interessanter Kooperationspartner präsentiert sich auch die Nymex. An der weltgrössten Energie-Terminbörse werden nicht nur Rohöl-Futures auf die weltweit führenden Qualitäten «Brent» und «WTI» gehandelt. Über die Tochterbörse Comex ist diese Börse auch der weltweite Führer im Handel von Edelmetall- und Buntmetall-Futures. Für Rudolf Ferscha könnte sich die Situation in nächster Zeit vereinfachen. Gerüchte wollen wissen, dass Nymex-Chef Vincent Viola erwägt, den ICE-Eignern eine Übernahmeofferte zu unterbreiten.
Visionärer Börsenchef
Nun lässt sich beileibe nicht sagen, dass Rudolf Ferscha kein umtriebiger Börsenchef mit vielen Visionen wäre. Ob sich der bodenständige Österreicher in den auf Ergebnisoptimierung ausgerichteten Führungsetagen seiner Muttergesellschaften Deutsche Börse AG und SWX mit einem weiteren Traum Freunde machen wird, ist zu bezweifeln. Man sagt Ferscha nach, dass er seinen Teil dazu beitragen möchte, wenn Ökonomie und Ökologie Frieden schliessen. Ein Einstieg in den Handel von CO2-Emissionsrechten auf der Eurex-Plattform würde aus Sicht der Öffentlichkeit zwar Vernunft, Verantwortung und Weitsicht zeigen, doch den Ertragszielen der beiden Eurex-Mütter zunächst nicht förderlich sein.
(Quelle: http://www.Handelszeitung.ch)