Online Broker gelten als teuer
Comdirect, Schwab und Co. - Online-Broker gelten als teuer
Galten Online-Broker noch im vergangenen Jahr wegen ständig fallender Kundenzahlen und der Baisse an den Aktienmärkten als Relikt aus den Zeiten des Börsenbooms, so hat sich dieses Bild seit Jahresanfang drastisch gewandelt.
scc/Bloomberg. FRANKFURT/ SAN FRANCISCO. Drakonische Sparprogramme schlagen sich inzwischen in besseren Ergebnissen nieder. Das Ordervolumen hat sich zudem seit Ende des Irak-Krieges wieder spürbar belebt. Konsequenz: In den vergangenen Wochen waren die Aktien der Online-Broker wieder sehr gefragt. Doch jetzt warnen Analysten bereits wieder vor der Gefahr einer Überhitzung bei den Papieren von Comdirect & Co.
Die Papiere von Comdirect legten zum Beispiel seit Anfang April fast 90 Prozent an Wert zu. Die Aktien des Konkurrenten DAB Bank sind fast um 120 Prozent gestiegen. Gründe dafür gibt es in beiden Fällen etliche. Comdirect schaffte beispielsweise bereits im ersten Quartal aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit einen Gewinn von 4,7 Mill. Euro – soviel wie im Gesamtjahr 2002.
„Die Zahlen verdeutlichen, dass die Marktposition des Unternehmens auch in einer schwierigen Börsensituation gute Margen ermöglicht“, heißt es in einer Studie von Independent Research. Wegen der Zuwächse gilt die Comdirect-Aktie bei Analysten jedoch als teuer. Selbst wenn man die erwarteten operativen Verbesserung für dieses und die nächsten Jahre mit einbezieht, bleibt die Bewertung der Aktie ambitioniert, meint Alexander Plenk von der Bankgesellschaft Berlin. Er rät deshalb zum Reduzieren. Auf derzeitigem Niveau weist die Aktie ein Kurs-Gewinn- Verhältnis (KGV) von stolzen 25 aus.
Ähnlich ist die Situation beim Konkurrenten DAB Bank. Auch dessen Aktie gilt als teuer, zumal die Münchener im ersten Quartal noch einen Verlust von 0,8 Mill. Euro bekannt geben mussten. Im Gesamtjahr soll allerdings die Gewinnschwelle erreicht werden – sogar bei anhaltend niedriger Kundenaktivität, ließ der Vorstand verlauten. Indiz dafür ist, dass der Monat April bereits besser verlaufen ist als das erste Quartal. „Reduzieren“ urteilt Alexander Plenk aber auch hier, zumal die Aktie derzeit etwa auf dem doppelten Niveau ihres Buchwertes notiert.
Einen deutlichen Aufwärtstrend spüren derzeit auch die US-OnlineBroker. Die Kunden von Charles Schwab Corp., Amerikas größtem Anbieter, haben beispielsweise im April fünf Prozent mehr Käufe und Verkäufe getätigt als im März. Damit liegt man aber immer noch unter den Werten von April 2002. Auch die Summe des angelegten Kapitals ging zurück. Schwab hat allerdings hat nach wie vor das meiste Anlagekapital unter den US-Discountbrokern.
„Schwab könnte unsere Schätzungen deutlich übertreffen, wenn Privatanleger mehr handeln und sich die Marktbedingungen verbessern“, sagt Richard Repetto, Analyst bei Putnam Lovell NBF in New York. Repetto hob zuletzt seine Gewinnprognose für das zweite Quartal und das Gesamtjahr bei Schwab an. „Ich denke, der Rückgang beim angelegten Kapital ist nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste.“ Das denken auch die Anleger. Seitdem die neuen Zahlen am vergangenen Donnerstag bekannt gegeben wurden, legte die Schwab-Aktie um rund sechs Prozent zu.
Mit den steigenden Aktienkursen an den US-Börsen im April stieg auch die Zahl der Transaktionen von Anlegern. „Das Geschäft läuft erstmals seit langem wieder besser“, betonte Schwab-Finanzvorstand Christopher Dodds. „Ende April ist die Zahl der Transaktionen merklich gestiegen, und das hat sich in den ersten beiden Maiwochen fortgesetzt.“
Auch bei anderen Brokern ist die Zahl der Transaktionen gestiegen. Ameritrade Holding Corp., der dem Handelsvolumen nach größte Online-Broker, verzeichnete im April im Schnitt 124 000 Käufe und Verkäufe pro Tag. Zum Vergleich: Bei Charles Schwab waren es 119 800 Transaktionen. Seit Anfang Mai hat die Ameritrade-Aktie um rund 50 % zugelegt und notiert inzwischen mit 7,50 Dollar. Allein in der vergangenen Woche schaffte sie ein Plus von über 20 Prozent. Richard Repetto stuft die Aktie wegen der guten Perspektiven trotzdem weiterhin als „Outperformer“ ein.
Bei Knight Trading Group Inc., der Nummer eins für an der Nasdaq notierte Aktien, ist das Volumen gegenüber März um elf Prozent gestiegen, im Vergleich zum Vorjahresmonat lag es 32 Prozent höher. Trotzdem ist das Ansehen der Aktie bei den Analysten noch immer gering. Grund sind etliche revidierte Prognosen im vergangenen Jahr.
Quelle: HANDELSBLATT, Dienstag, 20. Mai 2003 / http://www.Handelsblatt.com