Kobban
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Wie negatives Denken die Karriere zerstört

Wollt' immer schon mal'n "theoretischen Erguß" auf TMW über "Karriere" loslassen - hier vorerst stellvertretend einen Artikel aus der Welt (mein eigener Beitrag folgt dann später):
_______________________

Wie negatives Denken die Karriere zerstört

Kaum etwas kann das berufliche Weiterkommen so sehr behindern wie falsches Denken. Wer erfolgreich sein will, denkt über den Tellerrand hinaus und löst Probleme. Man kann sich den Erfolg sogar regelrecht einreden.

welt.de (11.03.07) - Warum nehmen die einen Sprosse auf Sprosse auf der Karriereleiter während vergleichbar Qualifizierte kaum vom Fleck kommen? Wer sich mit dieser Frage befasst, dem fällt eines immer wieder auf: "Erfolgreiche Menschen denken anders", sagt Professor Hans H. Hinterhuber, Vorstand des Instituts für Unternehmensführung, Tourismus und Dienstleistungswirtschaft an der Universität Innsbruck. "Offener, unkomplizierter, flexibler, weniger festgelegt, unabhängiger, erkennbar mehr in Alternativen, immer über den Tellerrand des Gewohnten hinaus." Und vor allem denken sie mehr in Sowohl-als-auch-Kategorien und weniger in starren Entweder-oder-Modellen.

"Und auch das fällt auf: Sie denken auf Menschen zugehend, nicht isolationistisch. Und das erleichtert das Vorankommen erheblich", so Hinterhuber.

Auch für den Berliner Philosophen und Privatdozenten Wilhelm Schmid wird die wichtigste Lebenshilfe auf der Ebene des Denkens geleistet. "Allzu häufig sind wir nicht etwa das Opfer äußerer, anonymer Mächte oder innerer, psychischer Strukturen, sondern Opfer eines Denkens, das uns über eine Sache dies und nichts anderes denken lässt", schreibt Wilhelm Schmidt in seinem Buch "Schönes Leben - Einführung in die Lebenskunst" (Suhrkamp Verlag).

Bestes Beispiel dafür ist die tragische Geschichte eines kalifornischen Eisenbahnarbeiters, über die in der psychologischen Fachliteratur berichtet wird: Der Mann wurde beauftragt, Fracht in einem Kühlcontainer zu kontrollieren. Plötzlich schlossen sich - wie und warum auch immer - die Türen. Er war gefangen. Am Schichtende fand man ihn tot im Container. An den Wänden stand: "Niemand hat meine Hilferufe gehört. Meine Hände und Füße werden immer kälter. Ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte." Dieser Mann hatte sich buchstäblich in den Tod gedacht. Denn der Container stand mit einem defekten Kühlaggregat ausrangiert auf einem Nebengleis. Draußen zeigte das Thermometer freundliche kalifornische Temperaturen. Im Container war es zwar kühler, aber keineswegs eisig. Es fehlte auch nicht an Sauerstoff. Die Umstände konnten den Mann nie und nimmer umbringen. Das erledigte er selbst. Er starb an seiner Vorstellung, verloren zu sein und erfrieren zu müssen.

Ob also bei einem gewöhnlichen Ärger, einem Fehlschlag, einer besonderen beruflichen Herausforderung oder Bewährungsprobe automatisch gedacht wird "Oh Gott-oh-Gott!" oder "Na, denn man ran an den Speck!" wie Hinterhuber es ausdrückt, macht durchaus einen beträchtlichen Unterschied.

Der Unterschied bei den Praktikanten

So stellt denn auch Gerald Schömbs, Inhaber der Berliner PR-Agentur Schröder+Schömbs fest: "Dem kleinen Unterschied, der die große Wirkung ausmacht, kann man auf Schritt und Tritt begegnen. Der Unterschied bei gleicher Ausgangsposition kann überaus dramatisch sein. Das beobachte ich täglich bei unseren Praktikanten. Bereits nach kurzer Zeit startet der eine voll durch, während der andere noch an Startlinie auf weitere Anweisungen wartet."

Es sind also weniger die wie auch immer gearteten Probleme oder heikle Konstellationen, die den Karriereweg verstellen. Wie (darüber) gedacht wird, entscheidet maßgeblich über Steckenbleiben oder Vorankommen. Was den Leitenden Internisten und Psychotherapeuten an der Klinik Wollmarshöhe, Privatkrankenhaus für psychosomatische Medizin in Bodnegg am Bodensee, Dietmar Hansch, zu der spitzen Bemerkung veranlasst: "Es gibt nicht Schlimmes, es gibt nur schlimme Reaktionen."

"In diesem Sinne Ängstliche konzentrieren sich nicht auf die Situation beziehungsweise das Problem an sich, sondern fürchten sich vor den antizipierten, sprich angenommenen Folgen", erläutert Professor Ulrike Ehlert, Leiterin der Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität Zürich, "sie sind sozusagen von dem Gedanken gefangen genommen 'Ich schaffe das nicht!' Und schon setzt sich die ganze negative Spirale in Gang: Sie haben Angst, zu versagen und erinnern sich aus dieser Angst heraus sofort an frühere Versagenssituationen statt an frühere Erfolge in vergleichbar schwierigen Situationen und dann sind sie blockiert und handlungsunfähig."

Das geistig-seelische Wohlbefinden

"Viele Menschen", berichtet Dietmar Hansch aus seiner täglichen Arbeit, "haben Angst vor Veränderung, sie sehen in der Ungewissheit das Risiko, und nicht die Chance. Oft zahlen sie am Ende einen überhöhten Preis oder gar den Höchstpreis - sie zahlen mit ihrem Leben in dem Sinn, dass sie sich der Chance berauben, voranzukommen und ein glückliches, erfülltes Leben zu führen."

Sein Rat: "Wer sich innerlich ausreichend befreit hat, kann aus allen Sachzwängen aussteigen. Führen Sie sich immer wieder vor Augen, wie groß Ihre Freiheiten in Wirklichkeit sind und machen Sie explizite 'Preisvergleiche'. Bleiben Sie stets proaktiv:
Wählen Sie immer bewusst, was Sie tun oder lassen, dann tun oder lassen Sie immer, was Sie gewählt haben. Selbst wenn Sie an einer unguten Lebenssituation nichts ändern wollen oder können, behalten Sie auf diese Weise ein Gefühl von Kontrolle über Ihr Leben. Und dieses Gefühl ist entscheidend für das geistig-seelische Wohlbefinden".

Deshalb kommt es für den erfahrenen Therapeuten in unserer veränderungsintensiven Lebenswelt "vor allem darauf an, starre mechanistische Denkgewohnheiten durch elastische, gegensätzliche Positionen zulassende Denkmuster zu ersetzen. Beides, Erfolg und psychische Gesundheit trotz hoher Belastung resultiert wesentlich aus der Befähigung zu einem flexiblen, kreativen Denken, das über eine breite Palette verschiedener Sichtweisen und innerer Haltungen verfügt, in Anpassung an die wechselnden Gegebenheiten", sagt Hansch.

Das Wissen um diese Zusammenhänge veranlasst denn auch Ferry Fischer, Gründer und Chef des Coaching Instituts für Führungskräfte und des Mental Centers für Spitzensportler in Klosterneuburg bei Wien, seine Klientel mit gebetsmühlenartiger Beharrlichkeit daran zu erinnern: "Ob Sie innerlich stabil und erfolgreich im Leben stehen oder sich von den Ereignissen hin und her gezerrt fühlen, bestimmt sich durch das, was Sie denken. Was Sie denken, sind Sie. Und was Sie sind, strahlen Sie aus. Das Denken ist die Ursache und Ihr Leben, Ihr Körper, Ihr Erfolg sind die Wirkung."

"Verändern wir die Ursache, verändert sich die Wirkung", sagt Fischer. Die Einstellung zu uns selbst und zu anderen bestimmt das Verhalten, das Verhalten bewirkt Reaktionen und Reaktionen bestätigen die Einstellung.
Was Rudi Ott, Professor für Religionspädagogik in Mainz, zu der radikalen Feststellung veranlasst: "Ich kann keine Probleme lösen, wenn ich mir nicht immer wieder Denkmuster aufbaue und pflege, die mir neue Möglichkeiten eröffnen. Jeder geht mit der Zeit kaputt, wenn er sich nicht die Zeit nimmt, um sich passendere geistige Strukturen aufzubauen."

Der positive Teufelskreis

Die innere Bereitschaft dazu stellt die Weichen zu einem mehr oder weniger erfolgreichen Leben. Das sollte für Hans Eberspächer, Psychologieprofessor an der Universität Heidelberg und Fachmann für Fragen der Bewusstseinssteuerung und Stressbewältigung, eigentlich Anlass genug sein, sich der Mühe zu unterziehen, "seinem Denken mal auf die Finger zu schauen." "Ich weiß aus ungezählten Sportler- und Managercoachings wie verblüffend erfolgreich sich eine Denkumstellung auf Top oder Flop auswirkt", erzählt Eberspächer. Und erinnert an die bekannte Tatsache: Wo Erfolg ist, stellt sich weiterer Erfolg viel leichter ein. Bekanntlich macht ja nichts erfolgreicher als die persönlich erlebte Erfahrung von Erfolg. Gerade heute sollte niemand mehr die Sogwirkung dieser Tatsache zur Absicherung seiner Existenz ungenutzt lassen."

Positive Rückkoppelung heißt das fachsprachlich. Und bereits die Bibel weist darauf hin. Im Neuen Testament heißt es bei Matthäus 13, Vers 12 "Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe; wer aber nicht hat, von dem wird auch genommen, was er hat."

Quelle:
http://www.welt.de/wirtschaft/article755037/Wie_negatives_Denken_die_Karriere_zerstoert_.html

dhp05
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@ Kobban [#1]

"(mein eigener Beitrag folgt dann später):"
_______________________
darf ich dran erinnern?

kommt der noch?

AAA
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@ dhp05 [#12]

Vielleicht zählt er noch, wie oft er schon dem Wasser gleich, vom Himmel gekommen und wieder aufgestiegen ist. ;-)

Wenn er nicht im Himmel hängen blieb, dem ewigen Wechsel entkommen.

Auf den "Beitrag" bin ich auch gespannt!

Kobban
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Gemach, gemach! "Später" ist ein weiter Begriff. Jetzt habt ihr eine so große Erwartungshaltung aufgebaut, die mir doch tatsächlich meine beiden flinken Tippfinger gelähmt hat.

Dies Thema Karriere hat inzwischen mit dem vierten Platz auf TMW-Top7 selbst Karriere gemacht - da muß doch jetzt jedes Wort, das geschrieben wird, wohlbedacht sein und immer wieder umgewendet werden bis es voll sitzt.

Mein Artikel kommt - aber später - gut Ding braucht Weil!

Übrigens: 1733 gabs den Begriff Karriere/Carriere im heutigen Sinne noch gar nicht.

Kobban
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

.

dhp05
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

My char and I

wollen dazu beitragen den Platz in der Top-7 zu sichern.

My char* and I

sind uns aber auch einig, dass sie/er in der Öffentlichkeit einige Schritte hinter mir zu gehen haben.

And my char

soll bei der Arbeit NICHT über den Tellerrand schauen.

My char and I

stellen fest, das bei der Karriere immer um die besten Plätze gerangelt wird, und keiner feststellt, dass einfach zu wenig Stühle da sind.

Wäre nett, wenn dies bei Kobbans großangelegtem Versuch über die Charriere Berücksichtigung fände.

*Putting the char first in "My char and I" is a device used to indicate the dominance of the char in household

AAA
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Mich würde interessieren, wie das Mikrofinanzsystem von Muhammad Yunus (Grameen Bank) und wie die "Grundeinkommensidee" vertreten von u. a. Götz Werner (dm Drogeriemarkt) Einfluß auf den Begriff der Karriere nehmen könnten.

Rückrufservice
Beschreiben Sie bitte Ihr Anliegen, damit wir uns auf den Rückruf vorbereiten können.
Ja, ich habe die Datenschutzerklärung zur Kenntnis genommen und willige ein, dass die von mir angegebenen Daten inklusive der Kontaktdaten zwecks Bearbeitung der Anfrage und für den Fall von Anschlussfragen elektronisch erhoben und gespeichert werden. Meine Daten werden dabei nur streng zweckgebunden zur Bearbeitung meiner Anfrage genutzt und nicht ohne Einwilligung weitergegeben. Diese Einwilligung kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen werden.

Jetzt registrieren

Jetzt registrieren und ZMP Live+ 14 Tage kostenlos testen!
  • Dauerhaft kostenfrei
  • Keine Zahlungsinformationen erforderlich