paul
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

* Exportsubventionen für Schweinefleisch angekündigt

EU Agrarkommissiar Fischler hat auf der Grünen Woche für die nächsten Tage einen Beschluss zur Einführung von Exportsubventionen für Schweinefleisch angekündigt.

Marzell
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

Unglaublich, wie Landwirtschaft hofiert wird.

Gibt es Exportsubventionen für das Gewerbe?
Gibt es Exportsubventionen für die Autoindustrie?
Gibt es Exportsubventionen für die Bauwirtschaft?
Gibt es Exportsubventionen für die Textilwirtschaft?
Gibt es Exportsubventionen für die Maschinenindustrie?
Gibt es Exportsubventionen für die Dienstleistungen Banken und Versicherungen?

Nein, nein, nein, nein, nein, nein,

jedoch für die Landwirtschaft. Und warum? Weil die Landwirtschaft am Markt vorbeiproduziert. Weil die Landwirtschaftverbände nicht Empfehlungen für die Anbaumengen geben, sondern dazu da sind, in Brüssel Lobbying zu betreiben.

Daß durch die Exportsubvention das Problem der Überkapazität nur in Nicht EU- Länder verlagert wird, wird in Kauf genommen. Und daß durch die Exportsubventionen unrentable Betriebe am Leben erhalten werden wird ebenso negiert. Denn durch ein geringeres Angebot am Markt würden sich auskömmliche Preise von selbst einstellen.

Die Landwirtschaft ist seit den Nachkriegsjahren die Goldmarie im deutschen Subventionsmärchenland gewesen und hat es bis heute nicht geschafft, unter marktwirtschaftlichen Bedingungen auszukommen. Daß Gewerbe und Industrie noch höhere Subventionen erhalten, muß ich da leider gerechterweise einräumen.

Warum brauchen Deutschland und die EU überhaupt ein Landwirtschaftsministerium? Es sollte eine Sektion des Wirtschaftsministerium sein. Denn die Landwirtschaft sollte ruhig im Kontext der gesamten Wirtschaft gesehen werden.

Grüße
Albert

paul
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

Mein lieber Marzell,

so sehr ich Deine Beiträge hier im Forum schätze, der Rundumschlag im vorstehenden Beitrag zeigt aber wenig Kenntnis über bestimmte Bereiche der Förderung unseres Wirtschaftssystems.

Schweinemäster bekommen normalerweise keine Subventionsunterstützung. Die hohe Qualität der deutschen Erzeugung steht ohne Unterstützung in Konkurrenz zu unkontrollierter Weltmarktproduktion.

Wenn deutsche Nutzfahrzeuge nach Rumänien geliefert werden, wird gerne als Bezahlung auch Rumänisches Fleisch akzeptiert, unkontrolliert landet es bei Dir auf dem Teller. Hauptsache der LKW ist bezahlt und der Verbraucher ißt billig.

Die von Dir geforderte Produktionskontrolle bei lebenden Tieren musst Du mir einmal vormachen. Wer das "Fließband" von der Jungsau bis zum Kotelett des Mastschweines langsamer fahren lassen will, muss 2 Jahre warten bis eine Reaktion eintritt.

Wenn die sogenannten Lobbyisten jetzt Maßnahmen zur Rettung der Schweinemast in Europa überdenken, dann hilft das vor allem unserer nachgelagerten Industrie und den Banken.

Bei einem Kollaps der Mastbetriebe wären tausende von nachgelagerten Industrie- und Gewerbebetriebe betroffen. Die meisten Mastställe sind von Banken finanziert (400 € /Mastplatz). Da Banken keine Schweine mästen würde eine ländliche Bank nach der anderen Ihre Kredite in den Wind schreiben müssen.

Marzell, ich war vor kurzen auf einer Tagung mittelständischer Betriebe. Mir ist vor Erstaunen der Mund offen geblieben, als ich über die dort vorgestellten staatlichen Hilfen für Produktion und Handel für Industrie- und Gewerbeproduktion erfuhr.

Es ist sehr einfach über Finanzielle Unterstützung der Landwirtschaft zu lästern. Irgentwann ist man es als Bauer aber leid immer den Prügelknaben für andere zu spielen.

Gruß Paul

Jonny
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

Da kann ich Paul absolut zustimmen. Außerdem, wenn Landwirtschaft ein Geschäft für "Betriebswirtschaftslegastheniker" ist, muß ich mich doch fragen, warum die Bauern immer weniger anstatt mehr werden.

Hat vielleicht mal jemand darüber nachgedacht, daß die Subventionen im Endeffekt nur eine Umlage sind, damit der Verbraucher billige Lebensmittel auf dem Teller hat, für die er vorher schon einen Abschlag in Form von Steuern gezahlt hat.

Die deutsche Landwirtschaft braucht keine Subventionen, wenn es diese in anderen Ländern auch nicht geben würde, sie ist eine der produktivsten weltweit (Hektarerträge, Mastleistungen).

Einziger Nutznießer von Subventionen sind die Leute, die sie verteilen und verwalten.

Gruß J.

Lukas
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

Johnny,

vollkommen richtig. Die Subventionen sind nur ein durchgehender Posten bei sehr vielen Bauern. Was bei den Landwirten ankommt ist nicht viel. Wenn den Bauenrn Subventionen gezahlt werden ist es nur eine Verlängerung der schlechten Preise. Damit zieht sich alles nur in die Länge.

Zum zweiten kommt z.B. bei den Flächensubventionen nur die Hälfte in die Bauernhand, denn 50% ist in Deutschland Pachtland. 100 % Subvention (Prügel vom Verbraucher das er diese empfängt) aber nur 50 % bleiben in seiner Tasche, der Rest erhöht nur die Pachtpreise, welche wiederum nicht mehr produzierenden Landwirten oder Leuten die das Wort Landwirtschaft vielleicht mal gehört haben bekommen.

Gruß

Muehlenbach
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

@ Marzell

Aus Betriebswirtschaftlicher Sicht sind Subventionen nicht sinnvoll, aber hier und da doch nötig.

Du sagst, dass es in der Industrie keine gibt? Was sind denn Hermesbürgschaften, Investitionsbehilfen wie z.B. von Brüssel an VW, DC, BMW und u.a.?

Überall war es im vergangenen Herbst nachzulesen, sei es in der Capital, im Managermagazin o.ä: 6,1 Mrd Euro, und damit größter Empfänger war die deutsche Industrie, danach kam der Posten Eigenheimzulage und, ich glaube an Platz 5 oder sechs die Landwirtschaft.

Doch leider ist das nur die halbe Wahrheit, denn beim Bauern kam am wenigsten an, denn, Beispiel Münsterländische Tageszeitung vom vergangenen Freitag: Dort stand, dass einer der modernsten Schlachthöfe Europas, die D und S in Essen- Oldenburg, eine Zerlegung anbaut, wobei von 20 Millionen über 30% vom Land Niedersachsen und der EU beigesteuert werden.

Auch andere namhaften Firmen wie Müller und andere Erhalten diese Finanzhilfen, und diese kommen alle ausschliesslich aus dem Topf der Landwirte, Pro-Land u.a.

Wir Betriebe, zumindest in Niedersachsen, bekommen solche Beihilfen nicht. Ausserdem, um wieviel handelt es sich, und ist das schon sicher?

Erst die Fakten abwarten, dann Wind machen, und mal Nachforschungen anstellen.

MFG
Mühlenbach

Gast

O.K. Marzell,

da du scheinbar ohne besonderes Hintergrundwissen bist, sei dir der Beitrag verziehen. In diesem Stil verbreitet sonst eigentlich nur die Zeitung mit den vier grossen Buchstaben ihre Parolen.

Unglaublich ist eigentlich, die Unkenntnis einiger Leute, scheinbar auch Marzell, über die Verbreitung von Subventionen innerhalb unserer Volkswirtschaft. In vorherigen Beiträgen sind da nur einige genannt worden.
Da fehlte ja nur noch die Aufforderung, zu Weltmarktbedingungen zu produzieren. Aber klar doch, aber dann alle, ja alle, auch du Marzell.

Sicher, ich nehme mal an du bist Börsenprofi oder sowas. Auf den Philippinen oder der Vorderindien oder der Mongolei hast du auch dort dein gutes Auskommen. Oder bist du etwa Angestellter eines mittleren Unternehmes oder etwa im öffentlichen Dienst? Ja, dann mußt du hier in Deutschland mit deinem Weltmarktlohn/gehalt meine Weltmarktschnitzel/brötchen kaufen. Oder du würdest mir ein Haus oder einen neuen Maststall bauen, zum Weltmarktpreis versteht sich, ganz so wie dein Kollege in der Mongolei.

Natürlich, alles Quatsch. Aber so einfach geht das nicht mit der Subventionenschelte. Selbst der Ökostrom, der gerade deinen Rechner speist, kommt nicht ohne aus. Nichts für ungut, aber denk mal drüber nach.

Gruß Charly

Spekulatius_Maximus
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

Ha,

eine klasse Diskussion, wie sie unsereins nicht nur einmal im Jahr führen muß!

Ich werde diesen Beitrag ausdrucken und meinen Berufskollegen zeigen!

In wie weit darf man hier geschriebenes Material für Vortragszwecke etc verwenden?

S_M

Bonekamp-WTA Brok.
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

Die Fakten zum Thema Subventionen:

Bei Schweinefleisch gibt es in Europa keine Subventionen, keine Zölle und keinen Grenzausgleich! Die Schweinehalter produzieren seit über 20 Jahren zu Weltmarktbedingungen!

Das einzige Instrument bei tiefen Preisen ist die Private Lagerhaltung (PLH) die Lagerhaltern etwa 0,30 Cent je kg für die Einlagerung von Schweinefleisch gibt. Diese wurde in der Vergangenheit etwa alle 4 Jahre 1 x für 12 Wochen genutzt. Exportförderung hat es bisher nur 1998 gegeben. Die Landwirtschaft hat sich gegen die Einführung der PLH ausgesprochen! Weil diese PLH nur zu einer Verzögerung des Angebotes führt, fordern die Bauern der EU: Wenn schon PLH, dann nur mit Exportprämie!

Da aber Europa der größte Anbieter für Schweinefleisch ist, vor Kanada, USA und Brasilien, würden die anderen Länder bei Einführung sofort nachziehen und den Export von Schweinefleisch fördern!

Der Agrarkommissar Fischler, Östereicher, will sich jetzt für die Exportförderung einsetzen! Da er aus einem Schweine bäuerlichen Umfeld kommt und im Herbst in den Ruhestand geht, hat er einen besseren Abgang!

MfG. B.Bonekamp

Richard Ebert
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

@ Spekulatius_Maximus
@ alle

Sie dürfen gerne diesen Beitrag und fast alle anderen weiterverbreiten wo immer Sie möchten, jedoch nur mit Quellenangabe:

Quelle: http://www.WTB-Forum.de

Gruss Richard Ebert

Bonekamp-WTA Brok.
Mitglied seit 10 Jahre 10 Monate

Korrektur:

Bei der PLH gibt es 30 Cent oder 0,30 € je kg! Nicht 0,30 Cent.

MfG. B.Bonekamp

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