tradexxx
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Eine Welt im globalen Spekulationsfieber - Der schwarze Schwan hat Nachwuchs

Beherrschende Themen in diesem Forum und in den Finanz-Medien:

Afrika-Fonds, Thailand, Mauritius, Diamanten, Gold, Silber, Zucker, Öl, Natural Gas, OTC, Dubai-Immobilien ...

Es kommt mir so vor als wird mittlerweile auf ALLES spekuliert - egal wo es ist, egal was es ist.

Früher waren Spekulationsphasen regionale Phänomene (Länder, Asset-Klassen). Beispiele: Südsee-Fieber, Holland-Tulpen, US-Aktienmarkt, dann war mal Gold, mal Silber dran.

Selbst der Aktien-Boom war noch relativ regional und auf die Asset-Klasse "Aktien" begrenzt: Man handelte halt Neuer Markt, bisschen Hot Stocks an der Nasdaq und Fonds.

Aber heute scheint es kein Halten mehr zu geben. Jeder Kleinanleger ist anscheinend sein eigener Hedgefonds-Manager und jongliert sich souverän durch Natural Gas, Schiffsbeteiligungen, Auslands-Immobilien, Aktien aus Übersee und von Weizen bis Zucker.

Wenn ich mir das vor Augen führe, dann meldet sich etwas in mir mit: "Hier stimmt was nicht..."

Ich habe bis jetzt in meinen Anlagen und auch in meinen Beiträgen in diesem Forum immer auf eine vernünftige Streuung auf verschiedene Asset-Klassen zu sinnvollen Anteilen gepocht - aber nun stelle ich mir auf einmal die Frage:

Was nützt mir eine Diversifizierung, wenn jede Assetklasse ins sich plötzlich ein Risiko-Überhand trägt?

Habe ich wirklich ein stabiles Portfolio, wenn eine Assetklasse die andere nicht mehr stützt und Risiken neutralisiert - sondern sich die Risiken in der Summe potenzieren - aber nicht als solches wahrgenommen werden, weil es auf einem völlig neuen bis dato unbekannten Phänomen basiert: Eine Globalisierung, der genauen Auswirkungen wir noch gar nicht kennen.

Was nützt mir ein Portfolio, das diversifiziert ist, aber die Diversifizierung nur dazu beiträgt meine Risiken zu potenzieren?

Wir hatten eine solche Situation noch nie. Und deswegen kommt sie auch in keinem Lehrbuch vor.

Also ist die Frage: Was ist, wenn die Globalisierung den Wert der akademischen Lehrmeinung "Risikostreuung durch Diversifizierung" plötzlich aushebelt ohne, dass es mir (und allen anderen Anlegern) bewusst ist?

Das wäre nicht nur ein ein böser schwarzer Schwan, der sich von hinten anschleicht und ganz plötzlich und ganz böse zubeisst - das wäre ein ganzer Schwarm von schwarzen Schwänen - und sie flattern durch mein Geld...

kanada
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@ tradexxx [#1]

Sicherlich wird es über den Zeitablauf hinweg Veränderungen bei den Risiken geben. Aber durch ständige Kontrolle der Risiken - Überwachung der Kovarianzen bzw. Korrelationen der einzelnen Titel Deines Depots - sollte es einem problemlos möglich sein auf Änderungen der Zusammenhänge rechtzeitig zu reagieren um sein optimales Portfolio anzupassen.

MfG

select
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@tradexxx [#1]

"Was nützt mir ein Portfolio, das diversifiziert ist, aber die Diversifizierung nur dazu beiträgt meine Risiken zu potenzieren?"

Ist Ihr Depot "diversifiziert "? Wahrscheinlich nicht, sonst würden sich keine Sorgen machen. Ihre Gedanken haben natürlich Berechtigung. Ich kann mit meinem Portfolio gut schlafen. Nicht weil ich Gewinne oder Buchgewinne habe, sondern weil ich nur ein Teil des Vermögens mit einem "Risiko" behaftet ist. Der Großteil des Vermögens ist "gesichert" und der "geringe" Teil besteht aus "Leistungsträgern".

"Afrika-Fonds, Thailand, Mauritius, Diamanten, Gold, Silber, Zucker, Öl, Natural Gas, OTC, Dubai-Immobilien ..."

Na und? Es gehören natürlich noch viele andere Märkte zu der "schwarzen Liste". Diese Märkte müssen Sie nicht mit Ihrem Vermögen berühren. Wo ist das Problem? Glauben Sie, das durch die Globalisierung Ihnen nun irgendwelche Vorteile "flöten" gehen?:-)

Die Gier regiert die Tage scheinbar sehr hoch und Bedarf einer gesunden Mischung an Vorsicht.

Wenn ich Ihre Gedanken hätte, würde ich mich mit meinen Positionen zurückziehen oder auf einen kleinen Teil reduzieren. Nehmen Sie das Geld und investieren in Ihre Firma o.ä.

Eines ist klar, der Welt wird sich weiter drehen. Wir müssen uns nur anpassen. Es gibt genügend Ansätze.......................

bd10
Mitglied seit 10 Jahre 4 Monate

"Also ist die Frage: Was ist, wenn die Globalisierung den Wert der akademischen Lehrmeinung "Risikostreuung durch Diversifizierung" plötzlich aushebelt ohne, dass es mir (und allen anderen Anlegern) bewusst ist?"

Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Risikodiversifikation wird auch weiterhin und insbesondere jetzt von Vorteil sein. Die graue Theorie folgert z.B., Kapitalmärkte seien effizient. Die Realität kommt dem relativ nahe, zumindest langfristig.

"Aber heute scheint es kein Halten mehr zu geben. Jeder Kleinanleger ist anscheinend sein eigener Hedgefonds-Manager und jongliert sich souverän durch Natural Gas, Schiffsbeteiligungen, Auslands-Immobilien, Aktien aus Übersee und von Weizen bis Zucker.

Wenn ich mir das vor Augen führe, dann meldet sich etwas in mir mit: "Hier stimmt was nicht...""

Da hast Du vollkommen Recht, die gegenwärtigen Zustände sind echt übertrieben.
Hinzu kommt noch stock spam, heiße Tips in jedem Käsblatt am Kiosk. Schon irrsinnig!

Aus Sicht der Bank doch kein schlechter Deal. Die Rendite läßt sich mit dem fehlgeschlagenen Portfilio Marke Eigenbau auch nicht vor Gericht einklagen. Bis dahin ask/bid gestellt, Konstruke gebastelt die kaum noch einer versteht usw... Nette Einnahmequelle :-)

Worauf wir auch zusteuern, das kann ganz schön in die Hose gehen. Mal abgesehen von den Missionaren Coti & Co, wie viele Anleger beschäftigen sich ausreichend intensiv mit jeder ihrer exotischen engagements?

Obiger Mix nimmt "Diversifikation" schon aufs Korn. Auch wenn historisch gesehen, die Kreuzkorrelation dieser Anlageklassen sehr gering ist, das schaltet keineswegs das Risiko des jeweilige irrtümliche Investment aus.

Wenn das Kartenhaus irgendwann mal zusammenbricht.... oje.

Gruß,

bd

Sunbeam
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@ tradexxx [#1]

So ganz verstehe ich die These nicht. Inwiefern potenziert denn ein Investor sein Risiko, wenn er z.B. sowohl Zucker als auch Silber im Portfolio hat? Diese Commodities werden doch durch ganz unterschiedliche, nicht miteinander korrelierte Einflußfaktoren bestimmt. Wichtig ist doch nur, diese Einflußfaktoren zu kennen und zu bewerten. Solange man nicht blind kauft, sondern sich Werte bewußt ins Depot legt ist doch ein globales Depot positiv?

SJJ
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Problem ist im Moment eben, dass man nur sehr schwer noch Märkte finden kann, welche nicht überbewertet sind (zumindest aus meiner Sicht).
Aktienmärkte: 5-Jahreshochs bis Allzeithochs
Metalle: 22-Jahreshochs bis Allzeithochs
Zinsen: historisch gesehen immer noch sehr niedrig, Renten mit hohem Risiko beim heutigen Ölpreis.
Sonstige Commodities: auch keine Schnäppchen dabei

Man kann sich schon fragen, ob im Moment eine vernünftige Diversifikation noch möglich ist.
Bei mir ist im Moment auch eine ziemliche Unsicherheit da und ich habe einen Cash-Anteil von über 80 %, den ich gerne runterfahren würde. Aber lieber auf Cash sitzen als die Vogelgrippe in Form des schwarzen Schwans im Depot.
Aber da bin ich ja nicht allein, wenn sich selbst Walter Gedanken über Anlage in Brillianten macht :-)

bd10
Mitglied seit 10 Jahre 4 Monate

@ SJJ [#6]

"Sonstige Commodities: auch keine Schnäppchen dabei"

Wenn ich Dich für kanad. Futterweizen begeistern kann, dann schon. Die Kanadier sitzen auf Rekordbeständen, die Amis importieren und ein Bullenmarkt läßt sich fundamental bis auf weiteres nicht erkennen.

Gruß,

bd

bd10
Mitglied seit 10 Jahre 4 Monate
SJJ
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@ bd10
Man sollte die Finger von Dingen lassen, von denen man keine Ahnung hat. Da gehört bei mir Weizen dazu. Außerdem habe ich bei meinem Mais-Engagement vor einigen Monaten hier im Forum gelernt, was Contango bedeutet. Also kaufen und drauf hockenbleiben, wie ich das gerne mache, geht nicht.
Trotzdem danke für den Tipp.

autokor
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Die Sorgen dind durchaus berechtigt. Zwar ist eine Potenzierung der Risiken mathematisch nicht möglich aber es könnte sein, dass die erwähnten Assetklassen zu stark korrelieren um die Risiken signifikant zu mildern. Offensichtlich werden hier viele Assetklassen vom selben Thema getrieben. Prosperierende Emerging Markets mit unstillbarem Hunger nach Rohstoffen und Energie. Es ist anzunehmen, dass hier alle themenaffinen Assetklassen im Stressfall einen Einbruch erleben würden. Ein signifikanter Anstieg der Zinsen ( den ich allerdings nicht erwarte ) würde auch zu einer Neubewertung von Liquiditätsrisiken von Small und Mid Caps und Bonitätsrisiken bei Corp Bonds führen. Schlussendlich bleibt tatsächlich die Befürchtung, dass alle erwähnten Assetklassen keine sinnvolle Diversifikation ermöglichen.

Grüsse

Timer
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@tradexx

Deine Sorgen gehen wohl dahin, dass alle Asset-Klassen plötzlich gemeinsam eine Richtung einschlagen. Dann solltest Du einfach Dein Portfolio auch nach "short" und "long" diversifizieren. Das ist doch heute kein Problem mehr.
Ob man Tulpen seinerzeit shorten konnte, bezweifle ich.

Gruß Timer

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