Düngemittel: 2022/23 wird teuer
Der typische saisonale Rückgang der Stickstoffpreise nach der Hauptdüngesaison 2022 war nur von kurzer und schwacher Dauer. Auf internationaler Ebene fielen die Harnstoffpreise kurzfristig von über 950 auf 600 $/t. Die Zukaufpreise der Landwirtschaft für KAS gingen von über 900 €/t auf knapp 700 €/t zurück und drehten bereits im Juli wieder in Richtung 800 €/t.
Hintergrund sind die steigenden Erdgaspreise, die nach kurzem sommerlichen Rückfall auf rd. 6.000 im Monatsübergang Juni/Juli im Nachfolgemonat schon wieder über 9.000 $/mmbtu gestiegen sind. Die Kürzungen der russischen Gaslieferungen bildeten den wesentlichen Antriebsfaktor. In der Stickstoffherstellung erreicht die Gasenergie fast 90 % der Produktionskosten.
Führende N-Dünger-Hersteller haben ihre Kapazitäten in Europa teilweise ganz bzw. bis auf ein Drittel zurückgefahren.
Zu den Energiekosten kommen noch die international gestiegenen Transportkosten. Als Schwerlastgut wird Dünger vorzugsweise auf den preiswerteren Wasserwegen transportiert. Aufgrund der anhaltenden Trockenheit sind die Binnenschifffahrtstraßen in ihrer Kapazität jedoch stark eingeschränkt. Bis zur Hauptdüngesaison ist zwar noch Zeit, aber die Spielräume werden enger.
Im Falle der Phosphat- und Kalidünger hat sich der Preisanstieg fast ungebrochen fortgesetzt. Wesentlicher Hintergrund sind die unter Sanktion stehenden Lieferungen aus Russland und Belarus.
Beide Länder zusammen haben bisher mehr als 40 % des weltweiten Handels mit Kali bestritten. Insbesondere für Belarus sind die Transportwege über die Ostseehäfen abgeschnitten. Russlands Marktanteil ist ähnlich groß, verfügt aber noch über eigene Hafenstandorte. Für die kommenden Jahre waren 70 % der Erweiterungen in der Kaligewinnung in Russland angesiedelt. Angesichts der Sanktionen bei den Finanztransfers werden jedoch erhebliche Kürzungen erwartet. Investitionen in Kanadas Kalilagerstätten werden erst 2026 lieferfähig sein.
Rußland hat in der Vergangenheit mit Rohphosphat, MAP und DAP Handelsanteile zwischen knapp 10 bis zu 15 % jeweils erreicht. Probleme machen zukünftig die Sanktionen bei den Finanztransfers.