Anf. Mai 2022: Stickstoffpreise um 30 % gefallen – dauerhaft?
Gegen Ende der Hauptdüngesaison geben die N-Düngerpreise weltweit auf breiter Front nach. Der internationale Korbpreisindex für granulierten Harnstoff fällt von knapp 1.000 $ je t unter 700 $/t. KAS notiert an den deutschen Importhäfen unter 700 €/t.
Es gibt mehrfache Begründungen für den N-Preisabfall:
- Der Hauptkostenfaktor Erdgas hat in jüngerer Zeit nachgegeben.
- Die hohen Preise haben zu einer unerwartet niedrigen N-Nachfrage geführt, so dass die Läger entgegen den Erwartungen noch nicht vollends geleert sind.
- Die Hauptdüngesaison geht zu Ende, weiterer Absatz ist nicht in Sicht.
- Eine Überlagerung ist teuer; freier Lagerraum wird für die ganzjährig laufende Produktion gebraucht.
- Auf internationaler Ebene haben sich die nord- und südamerikanischen Verbraucher deutlich zurückgehalten. Indien hat seine staatlichen Importausschreibungen lange hinausgezögert. Ausfuhrsteuern der Exportländer wurden zwecks Absatzbelebung heruntergesetzt.
Die Phosphatpreise zeigen bisher kaum nennenswerte Bewegung. Die Kalipreise entwickeln noch immer Dynamik nach oben.
Die Zukunftsaussichten sind nicht ohne Risiken:
- Die Gaslieferungen und Gaspreisentwicklung sind kriegsbedingt unberechenbar.
- Die laufenden Kaufkraftverluste des Euro verteuern die Importware.
- Indien tritt wieder verstärkt als Nachfrager auf.
- China steht beim Export weiter auf der Bremse.
- Für das laufende und kommende Jahr sind keine größeren Änderungen der Produktionskapazitäten von Düngemittelwerken geplant.
- Anhaltend hohe Getreidepreise spielen in einem monopolähnlichen Anbietermarkt bei der Düngerpreisbildung eine mitentscheidende Rolle.
