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01.15
11:11

Einbußen in der ukrainischen Landwirtschaft mit weltweiten Folgen

Die Lage der Landwirtschaft in der Ukraine

Seit fast einem Jahr herrscht in Teilen der Ukraine die Ausnahmesituation russisch besetzter Gebiete mit allen Folgen für die Wirtschaft und Gesellschaft in den restlichen Teilen des Landes. Instabile Verhältnisse in den besetzten Gebieten werden durch Militäraktionen in unterschiedlich intensiven Etappen hervorgerufen.  Zurzeit sind die militärischen Auseinandersetzungen in den beiden südöstlichen Provinzen wieder hochvirulent.

In diesen Gebieten ist die Landbewirtschaftung auf ein Mindestmaß zurückgefahren worden, weil es einerseits zu gefährlich ist, die Flächen zu bestellen und andererseits niemand weiß, wer über die kommende Ernte verfügen wird. Verarbeitungsanlagen für agrarische Rohstoffe sind häufig zerstört worden. Selbstversorgung auf dem Lande und russische Nahrungsmitteleinfuhren für die Ballungszentren  sind die beiden Alternativen zur Sicherstellung der Versorgung. Improvisation und Korruption sind überlebenswichtig für den Einzelnen geworden. Die Zahl der Flüchtlinge aus den besetzen Gebieten wird in Höhe von einer Million angegeben.

Die ukrainische Wirtschaft steht kurz vor dem Kollaps. 11 Mrd. $ Schulden werden in den nächsten Monaten auflaufen.  Der Staat verfügt höchstens über 7,5 Mrd. $. Die Kaufkraft der ukrainischen Währung ist von 1 $ zu 8 Hryvnas auf 21 gefallen. Die Bankzinsen liegen bei 30 % und darüber.

Die ukrainische Landwirtschaft muss einen  erheblichen Teil seiner Betriebsmittel aus dem Ausland einführen. Dazu gehören Saatgut, Dünger, Pflanzenschutz , Treibstoffe, Maschinenersatzteile u.ä. Neumaschinen aus dem Ausland sind fast gar nicht mehr zu bezahlen.

Für Marktfruchtbaubetriebe in der Ukraine bestehen jedoch erhebliche Unterschiede zu den Veredlungsbetrieben.  Die Getreidefarmen sind unvorstellbar groß und gehören wenigen Oligarchen, die teilweise über mehrere zehn- bis hunderttausend Hektar verfügen. Mit Hilfe sog Bartergeschäfte kann man die Inflation teilweise umgehen, in dem man mit dem Verkauf der Ernte den Betriebsmitteleinsatz bezahlt.  

Veredlungsbetriebe sind häufig auf die Eigenversorgung in Form von Hauswirtschaften auf niedrigem Produktionsniveau  ausgerichtet. Damit wird die Versorgung auf dem Lande weitgehend gesichert.  Der Veredlungssektor und die zugehörige Industrie steckt in wirtschaftlichen Schwierigkeiten, weil sie die hohen Betriebskosten auf dem Verkaufswege nur schwer wieder herein holen können.

Die ukrainische Getreideernte 2014 fiel witterungsbedingt mit 63 Mio. t weit überdurchschnittlich gut aus. Die kommende Ernte 2015 wird unter den aktuellen Bedingungen  auf nur 40 Mio. t geschätzt. Schon jetzt fehlen die nicht bestellten Flächen und der Saatenstand wird für 20%  der Anbauregionen relativ schwach eingeschätzt. Eine geringere Ernte wird entsprechende Folgen für den Getreideexport nach sich ziehen.

Die ukrainische Landwirtschaft hat bisher etwa 10 % zum Bruttosozialprodukt beigetragen . Angesichts des Rückgangs der übrigen Wirtschaft soll der relative Anteil jedoch größer ausfallen.  Die Agrarausfuhren haben bis zu 30 % an den Gesamtausfuhren betragen. Dazu haben die Sonnenblumen- und Maisexporte mit jeweils  20 %, Weizenausfuhren rd. 15 % und Rapsexporte mit 5 % beigetragen.

Für 2015 wird mit erheblichen Rückgängen der Agrarausfuhren gerechnet. Schon jetzt ist beschlossen, dass für den Rest des Wirtschaftsjahres nur noch 2,1 Mio. t Getreide exportiert werden darf. Das ist weniger als ein Drittel der beabsichtigten Exporte.

In Verbindung mit den russischen Exportrestriktionen wird das Schwarzmeergebiet eine deutlich schwächere Rolle für die weltweite Getreideversorgung im Jahre 2015/16 spielen. Die Folgen für die Preisentwicklung werden aufgrund der großen Fehlmengen und der üblichen Preiswürdigkeit des Schwarzmeerangebots  erheblich sein.

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