Russland minus 6 % und Ukraine minus 14 %
Zum Wechsel des Wirtschaftsjahres haben die Agrarministerien in Russland und der Ukraine eine vorläufige Bilanz ihrer Exportaktivitäten des Jahres 2013/14 gezogen. Beide Länder zusammen haben mit rd. 58 Mio. t die bisher höchste Marke erreicht.
Aufgrund des Kontinentalklimas mit kalten Wintern und heißen Sommern unterliegen beide Regionen witterungsbedingten Ernteschwankungen, die automatisch in stark wechselnden Exportmengen ihren Niederschlag finden. In früheren Jahren wurde u.a. eine restriktive Exportpolitik bis hin zum Exportverbot betrieben, wenn die Erntemengen die Eigenversorgung nicht mehr zu decken drohten. Das stieß jedoch auf wenig Zustimmung bei den Importeuren, die auf größere Zuverlässigkeit und Regelmäßigkeit setzen.
Zwischenzeitlich wird in beiden Ländern eine staatlich gesteuerte Vorratspolitik betrieben. Der Staat kauft bei guten Ernten in beachtlichem Maße Ware auf oder verpflichtet gegen Entgelt die Privatwirtschaft zur Lagerhaltung. Im Gegenzuge werden die Vorräte bei schwachen Ernten wieder aufgelöst. Auf diese Weise soll eine geregelte und verlässliche Belieferung der Einfuhrländer gewährleistet werden.
Im abgelaufenen Jahr 2013/14 konnte die Ukraine die höchste Menge mit 32 Mio. t im Ausland absetzen, Russland kam nur auf durchschnittliche 26 Mio. t. Im Falle von Russland handelt es sich zu mehr als 80% um Weizenausfuhren. In der Ukraine hat es in den letzten Jahren eine deutliche Schwerpunktverlagerung ergeben. Der Weizenanteil ist auf ein Drittel gefallen, während die Maisausfuhren auf 20 Mio. t angestiegen sind. Das spiegelt auch die Anbauverhältnisse wider, die sich zum wettbewerbsfähigeren Mais hin entwickelt haben.
Für das Wirtschaftsjahr 2014/15 erwarten beide Länder eine deutliche Reduzierung der Ausfuhren aufgrund der niedriger eingestuften Erntemengen. Russland geht von knapp 24 Mio. t Gesamtausfuhr bzw. -6 % aus. Die Ukraine schätzt einen Rückgang von -14 % bzw. einer Exportmenge von 27,5 Mio. t. In beiden Ländern herrschen jedoch noch Unsicherheiten über den tatsächlichen Ernteausgang und damit das mögliche Ausfuhrpotenzial. Nicht zuletzt sind es politische und finanzielle Probleme, die die Prognosen in Frage stellen.
Die Ausfuhraktivitäten Russlands und der Ukraine betreffen in beträchtlichem Maße auch die EU-Exporte. Zwar verfügen die Schwarzmeerländer über die geringeren Transportkosten zu den großen Einfuhrgebieten an der afrikanischen Mittelmeerküste, aber die EU kann mit besseren Qualitäten, höherer Lieferzuverlässigkeit und durchgehenden Ausfuhren während des ganzen Jahres aufwarten. Im Winter haben Russland und die Ukraine regelmäßig Nachlieferprobleme aus dem Binnenland an die Häfen. Der Schwerpunkt der Schwarzmeerexporte liegt daher in der Nacherntezeit bis etwa Monatswechsel Nov./Dez. eine Jahres. Dann folgt eine mehr oder weniger intensive Winterpause, nach der erst im März wieder volle Fahrt aufgenommen wird.