Unkalkulierbare Preisschwankungen – hohes Vermarktungsrisiko
Die Getreidepreise der letzten Jahre haben sich in mehreren Steigerungsstufen entwickelt.
Ausgangslage sind Kursniveaus unterhalb der 200 €/t-Linie in den Jahren bis 2020.
Eine erste Steigerungsstufe trat mit Beginn des Jahres 2021 mit einer erhöhten Preisspanne zwischen 200 bis unter 250 €/t Weizen ein. Hintergrund ist eine deutlich knappere Weltversorgungs-lage im Vergleich zu den Vorjahren. Die Versorgungszahl fällt von 29 auf 27 % Endbestand zum Verbrauch.
Die zweite Steigerungsstufe begann nach der Ernte 2021 aufgrund nochmals niedriger globaler Versorgungsentwicklung mit Weizenkursen zwischen 250 bis 300 €/t.
Eine dritte Steigerungsstufe wurde durch den Ukraine-Krieg ausgelöst, der die Weizenkurse über 300 bis zu 450 €/t antrieb. Die fehlenden Liefermengen eines weltweit vorrangigen Exporteurs verschärfte die unzureichende Bedarfsdeckung der asiatischen und afrikanischen Importländer.
Nach dem ersten Preisschock des Ukraine-Krieges hat der Auftriebseffekt mit näher rückender neuer Ernte auf der Nordhalbkugel nachgelassen.
Die Verhandlungen, sichere Exportwege durch das Schwarze Meer zu finden, haben bisher einen Teilerfolg in Form eines befristeten Abkommens unter Leitung der UNO gebracht. Es herrscht jedoch großes Mißtrauen in die Verläßlichkeit russischer Politik: Raketenbeschuß im Odessa-Hafen. Probleme mit zerstörten Straßen, Brücken, Bahnen, Hafenanlagen verzögern außerdem rasche Lieferungen. Wie groß ist die Gefahr außer Kontrolle geratener Seeminen? Schiffseigentümer und Versicherungsgesellschaften sind aufgrund des Frachtrisikos zurückhaltend.
Ukrainische Getreideexporte aus teilweise noch alter und reduzierter neuer Ernte machen rd. 10 % des Welthandelsvolumens aus. Schon die näher rückenden Lieferaussichten führten an einem Tag zu Kursrückgängen in Höhe von rd. -30 €/t Weizen.