IGC schätzt Weltgetreideernte 2019/20 geringfügig höher – Trockenheit noch unberücksichtigt
Der Internationale Getreiderat hat in seiner April-Ausgabe die kommende Weltgetreideernte zur Vormonatsschätzung nur geringfügig nach oben korrigiert. Anlass waren die besseren Maisernteaussichten in Südamerika in den nächsten Monaten.
Im Vergleich zum Vorjahr soll die Weltgetreideerzeugung 2019/20 um 50 Mio. t bzw. 2,3 % höher ausfallen. Der Zuwachs stammt in 1. Linie von der um 27 Mio. t höheren Weizenernte. Bei Mais erwartet man rd. 7 Mio. t mehr. Der Rest verteilt sich auf die übrigen Getreidearten.
Höhere Weizenernten werden nach den Einbußen im Vorjahr vor allem in der EU und Russland erwartet. Die jüngste niederschlagsarme Wetterphase hat noch keinen Eingang in die Schätzungen gefunden. Mehr Mais soll in den USA angebaut werden.
Auf der Verbrauchsseite schätzt der IGC geringfügig weniger als im Vormonat, aber immer noch rd. 36 Mio. t mehr als im Vorjahr. Der Verbrauchszuwachs wird bei Weizen auf 11 Mio. t und beim Mais auf 16 Mio. t veranschlagt.
Die globale Getreidebilanz endet mit einem Abbau der Überhangsbestände von 23 Mio. t auf 588 Mio. t bzw. 26,7 % im Vergleich zum Verbrauch. Das entspricht guten Versorgungslage.
Allerdings sind Ernteschätzungen zu diesem frühen Zeitpunkt immer noch unter dem Vorbehalt der Witterungsentwicklung in der entscheidenden Ertragsbildungsphase der Monat Mai bis August zu beurteilen. Schon jetzt zeichnet sich nach dem Trockenjahr 2018 eine besorgniserregende Niederschlagsarmut in Europa ab. Besonders stark betroffen sind große Teile der iberischen Halbinsel Mittel- und Süditalien Italien, einige südosteuropäische Regionen sowie weite Teile Frankreichs. In jüngster Zeit macht sich die Regenarmut auch in Norddeutschland bemerkbar.
Angesichts der mangelnden Bodenwasservorräte aufgrund der vorjährigen Trockenheit in Europa bedarf es überdurchschnittlicher Niederschläge insbesondere in den kommenden Monaten. Bisher haben die knappen Regenmengen nicht zu einer Wiederauffüllung gesorgt.
Eine kritische Wasserversorgung besteht auch weiterhin in Australien, das üblicherweise mehr als die Hälfte seiner Getreideerzeugung für den Export zur Verfügung stellt.
Meldungen über Trockenheit kommen auch aus Nordchina. Die ursprüngliche Erwartung, dass infolge des ASP-bedingten Bestandsabbaus bei den Schweinen, ein geringerer Importbedarf bei Futtergetreide entstehen würde, steht jetzt wieder in Frage.
Überschwemmungen in den nördlichen Staaten der USA verzögern die Maisaussaat, so daß die ursprüngliche Absicht, die Maisflächen zu vergrößern, wieder offen ist. Die Sojabohne ist spätsaatverträglicher.
In Kanada wird aufgrund des stockenden Absatzes von Canola mit einer größeren Sommerweizenfläche gerechnet.
Der abrupte Preisrückgang der letzten beiden Monate scheint sich nach jüngsten Entwicklungen noch nicht gefangen zu haben. Noch machen sich die möglichen Aussichten schwächerer Ernten infolge Niederschlagsarmut nur in wenigen einzelnen Ansätzen bemerkbar. Die Phase der klassischen Wettermärkte steht aber auch erst noch bevor.