Die belgische FIWAP berichtet, dass die Kartoffelernte sich dort nach dem Regen spürbar beschleunigt hat. Das Angebot hat zugenommen, was auch auf die Preise drückt. Heute notierte die Belgapom den frühen Frittenrohstoff mit 12,5 €/dt und damit 2,5 €/dt weniger als in der Woche zuvor. Beim Frittenrohstoff bleibt der belgische Markt ohne Impulse. Die schwächeren Preise begrenzen das Angebot. Aber auch die Nachfrage von den Fabriken beschränkt sich auf Vertragskartoffeln. Die Nachfrage für Exporte nach Osteuropa hat zugenommen und wird in den kommenden Wochen und Monaten wohl auch noch weiter zunehmen.
Denn in Polen droht bei Kartoffeln eine Missernte. Im Frühjahr konnte dort erst spät gepflanzt werden, entsprechend spät liefen die Kartoffeln der Haupternte auf. Zuletzt litten die Feldbestände unter Dürre und Hitze. Der Handel in Polen stellt sich bereits darauf ein und importiert mehr Kartoffeln als sonst im Sommer.
Die Anbaufläche in Polen kommt in diesem Jahr auf rund 300.000 Hektar, etwas mehr ist als im Vorjahr. Die Ernte wird aber mit Sicherheit deutlich kleiner ausfallen als zuvor.
In weiten Landesteilen war es zuletzt zu trocken und zu heiß, Beregnung gibt es dort im Kartoffelanbau nur auf ca. 5% der Flächen. Die ersten Ernteschätzungen kommen gerade mal auf 6,5 Mio. Tonnen. Das sind sogar noch weniger als im relativ schlechten Jahr 2018 als 7,5 Mio. Tonnen zusammen kamen. Hinzu kommt, dass man mit Qualitätsproblem zu tun bekommt. Die Bestände der Haupternte reifen bereits ab und die Knollen sind viel zu klein. Nachdem nun Regenschauer das Wachstum wieder anregen, kommt es zum gefürchteten Durchwuchs. Es wird auch schon von Kraut- und Knollenfäule berichtet.
Da der polnische Markt mit Kartoffeln jetzt latent unterversorgt ist, wird außergewöhnlich viel importiert. Lieferländer sind Großbritannien und Rumänien, bald wohl auch Belgien und teils auch Westdeutschland. Kartoffeln aus Polen dürften in diesem Jahr für Käufer aus Tschechien ausfallen. Das erhöht die Exportchancen für deutsche Exporteure.
Hierzulande wurde in dieser Woche das Ergebnis der Bodennutzungshaupterhebung bekannt. Demnach soll die Kartoffelanbaufläche um 8,7% zugenommen haben. Auf 276.300 Hektar sollen nun Kartoffeln wachsen. Die Flächenangabe für Nordrhein-Westfalen mit einem Plus von 7.800 Hektar wird von Marktteilnehmern aber nicht geteilt. Trotzdem wird das Kartoffelangebot aus Deutschland in diesem Jahr wieder mehr Exporte erlauben. Der Weg nach Osteuropa steht ihnen also offen.
In Holland hat sich die Stimmung am Kartoffelmarkt in dieser Woche komplett gedreht. Das Wetter spielt seit einer Woche gut mit und ein wechselhaftes Wetter im August hat schon immer für gute Erträge gesorgt. Viele Landwirte haben ihre Ernte kürzlich an ihre Vertragspartner in der Industrie verkauft. Wer da nicht zum Zuge kam, sicherte sich gegen fallende Preise an der Terminbörse ab. Das soll den Kursverfall an der Leipziger Terminbörse verursacht haben.
Die hohen Speisekartoffelpreise können sich nun auch nicht mehr halten. Die REKA Rheinland schreibt heute, dass es nun eine Herausforderung sein wird, einen Kartoffelpreis zu finden, mit dem alle leben können. Niemand weiß, was uns die Haupternte bringt. Allerdings wird zu dem immer noch hohen Preisniveau kein Händler damit beginnen, Kartoffeln für die Winterlagerung zu bunkern. Nachdem inzwischen der Benelux-Raum mit Speisekartoffeln aus Frankreich versorgt wird, und auch bei uns alle Regionen sich mit Kartoffeln aus der unmittelbaren Nähe versorgen können, kommen wir nun wohl erst in eine Marktphase, in der es etwas ruhiger zugeht. Die REKA rät ihren Mitgliedern deshalb, auch Exportmöglichkeiten konsequent zu nutzen
Kartoffeln-Aktualisieren,
ZMP Newsticker
Agreste glaubt an Rekord-Kartoffelernte
Eine Prognose des französischen Statistikamts Agreste, nach der dort die Kartoffelernte 2019 knapp 6,6 Mio. Tonnen Konsumkartoffeln bringen soll, ist unter Marktteilnehmern sehr umstritten. Das wäre eine Rekordernte, weil sie das Ergebnis aus dem Jahr 2017 noch übertreffen würde. Kritiker meinen, dass Proberodungen nur von beregneten Flächen sein können. Allerdings werden in Frankreich nur 60% der Kartoffeläcker beregnet. Tatsache ist wohl, dass auch in Frankreich der Anbau von Konsumkartoffeln in diesem Jahr deutlich ausgedehnt wurde. Die Flächenausdehnung auf nun 152.000 Hektar entspricht der wachsenden Nachfrage aus der Kartoffeln verarbeitenden Industrie.
Die Kurse für Veredelungskartoffeln (FAPPJ0) an der EEX in Leipzig gaben heute bis auf 11,1 €/dt nach. Das ist der niedrigste Kurs auf dem April-20-Terminkontrakt.
ZMP Live Expertenmeinung
Zu Beginn der zurückliegenden Woche sanken die Börsenkurse für Veredelungskartoffeln auf dem Erfüllungstermin April 2020 auf 12,5 €/dt. In vielen Anbauregionen hatte es endlich geregnet, einige Teile bekamen allerdings kaum was ab.
So ist es in Teilen Norddeutschlands immer noch zu trocken. Der Kurs an der Terminbörse wurde immer wieder durch Kaufinteresse von 13-13,8 €/dt gestützt. Das Ertragspotential in den trockenen Regionen wurde während der sehr heißen Tage vor zwei Wochen stark eingeschränkt. Proberodungen in Belgien lassen höhere Erträge erwarten als im Vorjahr, das Kartoffelkraut ist im Durchschnitt aller Sorten sehr reif und müde.