21.
06.19
Hoher Bedarf der Kartoffelverarbeiter trifft auf leere Läger

Kartoffeln Cockpit, 21.06.2019

  • Warme Witterung zieht die Preise noch oben
  • EEX-Notierungen zeigen Trend nach oben an
  • Hoher Bedarf der Kartoffelverarbeiter trifft derzeit auf leere Läger
  • Hoher Flächenzuwachs in Frankreich
  • Hohes Preisniveau wird mit Beginn der Ernte nicht zu halten sein

Die Kartoffeln auf den Feldern leiden derzeit unter der großen Hitzewelle in Europa. Das muss sich nun nicht unbedingt auf die Haupternte von Konsumkartoffeln in Europa auswirken, es zeigt den Marktbeteiligten aber Risiken auf. Dies führte in dieser Woche zu einem Stimmungswechsel auch an der EEX-Terminbörse in Leipzig. Heute vor einer Woche wurden dort auf dem Termin April-20 noch 13 €/dt gehandelt, heute lag der Höchstkurs bereits bei 15 €/dt.

Der ohnehin steigende Bedarf der Kartoffelverarbeiter in Europa wird noch dadurch verschärft, dass wir am Ende der diesjährigen Vermarktungsperiode kaum noch Vorräte haben. Die Rohstoffe aus der alten Ernte sind in Europa bis auf wenige Partien Vertragskartoffeln in Holland und auf der britischen Insel so weit aufgebraucht, dass die Fritten-Anlagen früher als üblich überarbeitet werden. Die Pause bei der Verarbeitung wird wegen Rohstoffmangels wohl auch länger dauern. Außerdem wurden in den letzten Jahren immer mehr Kapazitäten für die Frittenproduktion geschaffen, die in der letzten Saison nur in den ersten drei Quartalen ausgelastet waren. Neben den genannten Gründen steigt der Rohstoffbedarf aber auch weil in den Produktlägern inzwischen gähnende Leere herrscht. Die hohen Preise für Pommes und Co. brachten den Lagerhaltern außergewöhnlich gute Erlöse, was zum Abbau der Vorräte reizte. Die Vorräte müssen nun aber wieder aufgefüllt werden.

Das werden die Fabriken aber wohl nicht sofort in Angriff nehmen sobald die neue Ernte da ist, sondern erst im Sommer wenn die Ernte in vollem Gang ist und die Preise wieder purzeln. Zuvor werden sich die meisten Fabriken sowohl aus Vorverträgen bedienen aber sich auch am freien Kassamarkt eindecken. Beste Bedingungen also für Anbieter, da auch belgische Fabriken gleich von Anfang an am freien Markt einkaufen werden. Holländische Fabriken sollen dagegen noch bis Anfang August auf alterntige Kartoffeln aus Verträgen zurückgreifen können.

Belgische Frittenfabriken können ohnehin im eigenen Land keine weiteren Anbauflächen für Kartoffeln mehr sichern. Die Maximale Anbaufläche war bereits in den Vorjahren erreicht und so kaufen sie in immer weiterem Radius im benachbarten Ausland ein. Neben Deutschland und Holland profitieren davon französische Landwirte am meisten. Im Haute de France (früher Nord-Pas de-Calais und Picardie) legte der Kartoffelanbau in 2019 auch besonders stark zu. Die jüngste Flächenerhebung des dortigen Anbauverbands UNPT meldete in dieser Woche eine Flächenausweitung für den Konsumkartoffelanbau um 3.000 Hektar auf nun 148.290 Hektar. Der Flächenzuwachs erfolgt in Frankreich also vor allem im Norden, wo hauptsächlich Verarbeitungsrohstoff wächst.

Das erweiterte Einzugsgebiet nutzen belgische Fabriken im letzten Jahr auch besonders gut aus. Ihre Produktexporte in Drittländer und auch im europäischen Binnenmarkt überstiegen die der Holländer. An EU-Länder lieferte Belgien seit Juli 2018 und bis einschließlich Februar 2019 rund 1,02 Mio. Tonnen Fritten – ein Plus von 8% gegenüber dem Vorjahr. Holland lieferte dagegen 716.000 Tonnen. In Drittländer lieferte Belgien 570.000 Tonnen Kartoffelprodukte (+20% zum Vorjahr). Und damit rutschte Holland auch hier auf den zweiten Platz zurück.

Beim Blick auf den aktuellen Frühkartoffelmarkt zeigt sich, dass das Ertragsniveau bisher zwar meist gut, aber nicht außergewöhnlich hoch ist. Vielfach führt man das auf das stark gealterte Pflanzgut zurück, das aufgrund der knappen Verfügbarkeit und der großen Hitze im Vorjahr eingesetzt wurde. Das dürfte auch im Laufe der Erntearbeiten bei später reifenden Sorten beim manch einem Bauern zu Enttäuschung führen. Die Widerstandsfähigkeit der Feldbestände wird aber wohl nächste Woche erstmals in dieser Saison ausgetestet, wenn der eine oder andere Kartoffelschlag Temperaturen von 40° ausgesetzt ist.

Hoher Bedarf der Kartoffelverarbeiter trifft auf leere Läger

Kartoffeln-Aktualisieren,

ZMP Newsticker 24.06.2019:

Kartoffelanbau in Niedersachsen wächst um 6.000 Hektar

Der Kartoffelanbau ist in Niedersachsen in diesem Jahr um 5% auf 122.846 oder +6.000 Hektar gewachsen. Davon entfallen 4.000 Hektar auf Stärke und Verarbeitungskartoffeln, die nun auf einer Fläche von 78.434 Hektar wachsen. Zum aktuellen Zeitpunkt sieht es auch so aus, dass die Erträge besser werden als im Vorjahr, da die Feldbestände üppig wachsen und die Reihen geschlossen sind.

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ZMP Live Expertenmeinung

Nach letzten Schauern am Samstag rollt ab Sonntag eine ausgewachsene Hitzewelle mit 35 Grad und mehr heran. Sogar rekordverdächtige 40 Grad sind örtlich nicht auszuschließen. Das dürfte dazu führen, dass das bisher gute Wachstum der Kartoffelbestände unterbrochen wird. In Österreich, wo bereits seit zwei Wochen eine Hitzewelle herrscht, bleiben die Erträge von Kartoffeln klein und – für die Jahreszeit unüblich – sinkt das verfügbare Kartoffelangebot und die Preise steigen.

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Veredelungskortoffeln Marktbericht kompakt

(Text undGrafiken von Hans Jürgen Hölzmann, Agraringenieur, Meckenheim, den 21.02.2020) Alle Jahre wieder bieten die Abnehmer im Februar die neuen Kontrakte für die Lagersorten bei dem “Pommesrohstoff“ wie z. B. Agria, Callenger und Fontane an. Je nach Marktsituation ändern sich die Konditionen bei den Festpreisverträgen gegenüber dem Vorjahr…

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Seit Mitte November wird an der EEX in Leipzig wieder der Preisindex für Veredlungskartoffeln notiert. Dieser Index bildet die durchschnittlichen Kassamarktnotierungen für freie Ware (ab Hoflager) der Standardsorten für prompte Lieferungen in den westeuropäischen Ländern ab. Durch diesen Index und die Terminmarktnotierungen wird der Markt wieder…

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In den letzten Tagen wurde die Kartoffelernte in Westeuropa weitgehend beendet. Die in diesem Jahr überwiegend schwachen Qualitäten und Erträge konnten somit zumindest komplett geerntet werden. Aus den einzelnen Ländern melden die Statistikbehörden so nach und nach die geschätzten Ergebnisse, die in der Summe auf eine ähnlich schwache Ernte wie im…

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