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08.14
09:28

Russische Importsperren: EU-Milchmarkt stark betroffen

Russlands Importsperre: EU-Milchwirtschaft vor schweren Herausforderungen, Russland aber auch.

Nach Jahren hoher Milchpreise zeichnet sich weltweit eine deutliche Abschwächung der Kurse im Milchsektor an. Die zweiwöchentlichen Auktionen der Global DariyTrade in Neuseeland haben seit Jahresbeginn einen Kursverlust von 45 % zu verzeichnen gehabt. Russland gehört mit China und Japan zu den größten Importeuren von Milchprodukten. Vor allem Käse, Butter und MMP stehen vorne an. Der EU-Anteil am russischen Import beträgt bei Butter rd. 29 % und bei  Käse 33 %. Allerdings hat es im Vorfeld schon Beschränkungen für Milchproduktimporte aus der EU aus tatsächlichen oder vorgeschobenen veterinärrechtlichen Gründen gegeben.

Eine vollständige russische Sperre könnte nach den jüngsten Preisrückgängen auf dem Milchsektor den aktuell überdurchschnittlich wachsenden EU-Milchmarkt zusätzlich unter Druck setzen. Bezogen auf das Jahr 2013 müssten von der EU rd. 255.000 t Käse und 30.000 t Butter sowie 20.000 t MMP anderweitig untergebracht werden. Das wird nicht ohne Folgen für die EU-Milchwirtschaft bleiben. Die Terminkurse für Butter und Milchpulver an der Frankfurter Börse sind in einer ersten Reaktion erheblich gefallen.

Inwieweit Russland in der Lage ist, Importausfälle bei den Milchprodukten aus der EU durch Ersatzeinfuhren aus anderen Ländern auszugleichen, muss aufgrund der begrenzten Möglichkeiten in Zweifel gezogen werden. Die weltweit großen Produktionszentren EU, USA sind ausgeschlossen. Indien als Großproduzent von 80 Mio. t Kuhmilch  ist Selbstversorger mit Frischmilch und nur gelegentlichen MMP-Verkäufen auf der GDT-Auktion.

Argentiniens Milchwirtschaft ist hinsichtlich des Exports überwiegend auf Vollmilchpulver fixiert, ein Produkt, das in Russland keinen nennenswerten Markt hat. Die gesamte argentinische Ausfuhrmenge an Käse in Höhe von 52.000 t  reicht nicht, den EU-Ausfall zu ersetzen. Die Finanzschwäche Argentiniens hat zu rückläufigen Entwicklungen im Milchsektor geführt. Brasiliens Milchwirtschaft ist mit der Inlandsversorgung ausgelastet. Exporte von Milchprodukten spielen eine völlig untergeordnete Rolle.

Bleibt noch Neuseeland als weltgrößter Exporteur von Milchprodukten. Allerdings erreicht die neuseeländische Milchmenge mit 21 Mio. t keine 5 % der Weltmilcherzeugung. Im Vergleich dazu produziert die EU rd. 150 Mio. t und die USA rd. 90 Mio. t. Eine für Russlands Importbedarf auszugleichende Exportmenge kann nicht mit einer Steigerung der neuseeländischen Erzeugung bewerkstelligt werden, sondern höchstens durch einen Verdrängungswettbewerb. Die 14-tägige Internetversteigerung der Global Dairy Trade könnte eine Plattform für russische Einkäufe werden. Im Bieterwettbewerb müsste Russland in 1. Linie gegen das boomende China antreten. Man kann sich Bieterduelle mit hohen Auktionspreiszuschlägen vorstellen.

Sollte China nicht in vollem Umfange zum Zuge kommen, wird es sich trotz großer Marktentfernung in der EU und den USA umsehen. Der Einfuhrbedarf Chinas besteht überwiegend aus Vollmilch– und Magermilchpulver. Die USA sind leistungsfähige MMP-Exporteure, haben aber kaum Vollmilchpulver. Der chinesische Konsum und Import von Käse steckt zwar noch in den Anfängen, aber es ist denkbar, dass das chinesische Potenzial ausreichend groß ist, um einen erheblichen Teil des Russlandausfalls der EU aufzukaufen.

Inwieweit durch den jüngsten Melaminskandal in chinesischen Joghurtchargen eine erneute chinesische Importwelle ausgelöst wird, ist noch nicht überschaubar. Deutsche und europäische Milchprodukte genießen jedenfalls einen guten Ruf in China.

Man kann davon ausgehen, dass ein beachtlicher Teil der gesperrten Importe an Milchprodukten bei hohen Preisen durch Konsumverzicht der russischen Verbraucher  geleistet wird. Der russische Schweinefleischmarkt liefert seit Monaten ein vielsagendes Anschauungsbeispiel mit Preissteigerungen bis zu 75 %, weil Ersatzlieferungen fehlen.

Eine gewisse Spannung besteht darin, dass die GDT-Auktion neben anderen auch von 2 US-amerikanischen und 3 europäischen Anbietern bedient wird. Das betrifft in 1. Linie den Magermilchpulversektor. Ab Sept.2014 wird auch die norddeutsche Molkerei Ammerland mit Buttermilchpulver als Anbieter auftreten. 

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