Rd. 20 Mio. Ferkel werden 2014 im EU-Binnenmarkt "grenzüberschreitend" gehandelt.
Eine Auswertung des Grenzen überschreitenden Ferkelhandels innerhalb des EU-Binnenmarktes ergab für das Jahr 2014 eine erfaßte Gesamtzahl von 20,4 Mio. Tieren. Allerdings sind offene nationale Grenzen im Binnenmarkt heute kaum mehr geeignet, als sinnvolles Abgrenzungsmerkmal für den freien Markt zu dienen. In Ermangelung marktgerechterer Gebietseinteilungen wird man von den Gegebenheiten ausgehen müssen und die nationale Zuordnung nur als Hilfsmöglichkeit interpretieren.
Auf der Ausfuhrseite stehen Dänemark mit 11,3 Mio. und die Niederlande mit 5,8 Mio. Ferkeln unter 50 kg LG an der Spitze. Aus Deutschland heraus wurden rd. 2 Mio. Ferkel exportiert. Die übrigen Exportmengen blieben unter 0,2 Mio. Tieren.
Die dänischen Exporte gehen zu knapp 60 % nach Deutschland, allerdings ohne nennenswerte Steigerungen in den letzten Jahren. Rund ein Drittel der dänischen Ausfuhren landen mittlerweile in Polen. Die Tendenz steigt rapide an, weil die polnische Sauenhaltung mit ihren Kleinbeständen nicht in der Lage ist den wachsenden Ferkelbedarf für die Mast zu decken. Mittlerweile haben sich dänische Schweinemäster in Polen angesiedelt. Dänemarks Ausfuhren sind in den letzten Jahren zwischen 0,5 bis 1 Mio. Tieren je Jahr gestiegen.
Die holländischen Ferkelexporte gehen zu mehr als 50 % über die transportnahe Grenze in das nordwestdeutsche Veredlungsgebiet. Die weiteren Zielgebiete der niederländischen Ausfuhren sind breit gestreut und reicht von Belgien (0,6 Mio.) Polen (0,4 Mio.) Rumänien 0,3 Mio.) Spanien 0,47 Mio. bis nach Italien (0,25 Mio.) und Kroatien (0,23 Mio.). Das holländische Exportvolumen stagniert bereits seit rd. 4 Jahren
Trotz Nettoimportland werden aus Deutschland Ferkel nach Ungarn (0,56 Mio.), Polen 0,24 Mio.) und Rumänien (0,24 Mio.) geliefert. Im grenznahen Handelsaustausch werden auch deutsche Ferkel nach Holland (0,24 Mio.) geliefert.
Auf der Importseite steht Deutschland mit einer Jahresmenge von 9,81 Mio. eingeführten Ferkeln an vorderster Stelle. Stark aufgeholt hat Polen mit mittlerweile 4,5 Mio. Tieren. Während die deutschen Einfuhren seit knapp 3 Jahren stagnieren, legen die polnischen Importe jährlich um 15 bis 20 % zu.
Steigende Einfuhrzahlen sind auch für Ungarn und Rumänien nachzuweisen. Beide Länder zusammen entwickeln eine Nachfrage von 1,7 Mio. Ferkel je Jahr.
Trotz der weiten Entfernung werden dänische Ferkel zur Hälfte der Importmengen bis nach Norditalien gefahren. Ein weiterer Teil der italienischen Einfuhren stammen aus Holland.
Der zunehmende Ferkelhandel ist Ausdruck unterschiedlicher regionaler Standortbedingungen. In den beiden Ausfuhrregionen NL und DK stößt die Schweinehaltung seit Jahren an die Grenzen der Belastbarkeit. Die Ferkelerzeugung ist gegenüber der Schweinemast relativ wettbewerbsfähiger in der Ausschöpfung der begrenzten Produktionsmöglichkeiten. Dazu kommen kostengünstigere Haltungsstrukturen mit steigenden Leistungen durch Spezialisierung.
In den genannten mittel- und osteuropäischen Ländern sind die Ausgangsbedingungen der Schweinehaltung - insbesondere der Sauenhaltung mit kleinen Bestandsstrukturen und geringer Leistungsfähigkeit – ungünstig. Andererseits steht für die Schweinemast ausreichend Fläche und preiswerte Arbeit zur Verfügung. Die Umweltauflagen sind gering. Das notwendige Kapital stammt häufig von ausländischen Kapitalgebern.
Die deutsche Situation ist geprägt von der Konzentration auf das nordwestdeutsche Veredlungszentrum, das bei preiswertem Ferkelangebot aus den Nachbarländern sich stark auf die Schweinemast spezialisiert hat. Allerdings werden hier Tragfähigkeitsgrenzen immer deutlicher spürbar, so dass für die absehbare Zukunft kaum Entwicklungsmöglichkeiten in diesem Raum bestehen. Aber noch scheinen die Vorteile der Konzentration im Hinblick auf Ferkel- und Futterbeschaffung sowie Absatzmöglichkeiten aus der Verkaufsseite ausreichend groß, um am Standort fest zu halten. Die aktuellen Marktaussichten sind nicht geeignet, neue weniger belastete Regionen mit Aussicht auf Erfolg zu erschließen.
An einem Strukturwandel wird man in Zukunft nicht vorbei kommen.