40 % Outdoorhaltung für Sauen in Großbritannien - ein Vorbild für uns?
Mit dem Jahre 1998/99 wurden in Großbritannien verschärfte gesetzliche Vorschriften zur Tierhaltung erlassen. Dabei spielt die Freilaufhaltung eine dominierende Rolle. In Großbritannien werden u.a. rd. 40 % der Sauen in Hütten auf Freiflächen gehalten.
Die Tierhaltung konzentriert sich vornehmlich auf die trockeneren östlichen Regionen in England. In den niederschlagsreichen westlichen Gebieten istnur eine großräumige Haltung möglich, weil sonst die Flächen aufgrund der Wühlaktivitäten der Tiere verschlammen.
Für die arbeitsaufwendigere Haltungsform werden vorrangig Gastarbeiter aus Polen eingesetzt, weil in diesen Gebieten keine ausreichenden Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Mit dem Brexit wird es demnächst ein Problem der Zu- und Abwanderung geben.
Die höheren Aufwendungen für die Tierhaltung haben fast zu einer Halbierung der Schweinezahlen geführt. Die Leistungen der Tiere sind zurückgegangen. Erst in jüngster Zeit ist eine Stabilisierung der Bestände erkennbar.
Die britische Schweinehaltung konzentriert sich auf 1.000 Betriebe, die rd. 90 % der Schweinehaltung Großbritanniens ausmachen. Von diesen sind es wieder nur 10 Unternehmen, die 35 % der Schweine erzeugen.
Auf der Schlacht- und Vermarktungsseite bestehen nur noch 3 Unternehmen: Cranswick ist ein börsenbasiertes Aktienunternehmen mit einer wöchentlichen Schlachtkapazität von 50.000 Schweinen. Die Karro Food Group ist eine private Organisation, die aus mehreren Zukäufen zustande gekommen ist. Die wöchentlichen Schlachtungen werden mit rd 45.000 Tieren angegeben. Tulip ist Teil von Danisch Crown und schlachtet je Woche 30.000 Schweine.
Großbritannien importiert mittlerweile rd. 60 % bzw. knapp 1 Mio. t des im Inland konsumierten Schweinefleisches. 40 % sind Frischfleischeinfuhren, der Rest ist Verarbeitungsware wie Wurst u.ä.. Die Lieferungen stammen zu knapp 70 % aus den Ländern Dänemark, Deutschland und den Niederlanden. Allein Dänemark liefert 25 % der Importe.
Mit dem Brexit wird der Handel mit Schweinefleisch auf eine neue Bewährungsprobe gestellt. Auf der einen Seite müssten die Briten neue Lieferwege erschließen. Auf der anderen Seite stellt sich das Absatzproblem für die Lieferländer. Noch gibt es wenig Informationen darüber, wie das Problem im Gesamtzusammenhang mit anderen Handelsmengen gelöst werden soll.
In Anbetracht einer nicht auszuschließenden Afrikanischen Schweinepest stellt die Outdoorhaltung hierzulande kaum eine ernstzunehmende Option dar.
Mit zunehmenden Anforderungen an kostspielige Haltungsformen wird der Konzentrationsprozess in der Schweinehaltung zusätzlich beschleunigt werden. Großbritannien ist ein schlagendes Beispiel dafür.