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04.19
08:39

ASP in China und die Folgen

Chinas Einbruch bei der Schweinefleischerzeugung und die weltweiten Folgen in den nächsten Jahren

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) in China könnte je nach Schätzung 25 bis 35 % der dortigen Schweinefleischerzeugung kosten. Selbst wenn man die unterste Schätzvariante zugrunde legt, würden rd. 13,5 Mio. t Schweinefleisch fehlen. Zum Vergleich: in den USA werden 2019 12,6 Mio. t und in der gesamten EU 24 Mio. t erzeugt. Und noch eine Zahl zur Orientierung: auf Weltebene werden nur 8,3 Mio. t Schweinefleisch gehandelt.

Aus den vorstehenden Eckdaten wird deutlich, dass ein Ausgleich des chinesischen Fehlbedarfs aus Importen nicht gelingen kann. Daraus folgt, dass die chinesischen Verbraucher nach allen Möglichkeiten Ausschau halten, einen Ersatz für tierisches Protein zu finden.

Chinas Verbraucher konsumieren mit steigender Tendenz rd. 50 kg Fisch je Kopf und Jahr bzw. rd. 70 Mio. t. Der bisherige Schweinefleischverzehr beträgt rd. 38,5 kg je Kopf, Geflügelfleisch liegt bei 11 kg und Rindfleisch bei 5,5 kg je Kopf. Der durchschnittliche Eier-Verbrauch wird auf rd. 20 kg je Chinese veranschlagt.

Es ist davon auszugehen, dass fehlendes Schweinefleisch zu einem gewissen Teil durch Proteinalternativen ersetzt werden kann. Allerdings ist das entstehende Defizit im Schweinefleischsektor so groß, dass ein voller Ersatz in kurzer Zeit im eigenen Lande nicht geleistet werden kann.

Bleiben also die Importmöglichkeiten über alle Proteinträger. Geht man in einem ersten Anlauf vereinfachend davon aus, dass die Gesamteinfuhren der Proteinträger verdoppelt werden können, errechnet sich immer noch eine Restfehlmenge von 5 bis 7,5 Mio. t. Ein Konsumverzicht - in welcher Höhe letztlich auch immer - ist für einige Zeit vorprogrammiert.

Die Mangellage führt zu steigenden Preisen in allen betroffenen Sektoren und das weltweit. Die Schweinepreise sind jetzt schon in allen großen Exportstaaten erheblich gestiegen. Verschärfend wirkt sich die Sommergrillzeit mit saisonal üblichen hohen Konsum bei knappen Angebot aus.

Es ist zu erwarten, dass die bisherigen starken Preissteigerungen im EU-Schweinefleischmarkt noch nicht das letzte Wort sein werden. Fehlender Vorratsaufbau für die bevorstehende Grillsaison mangels ausreichenden Angebots und eine erkennbar steigende China-Nachfrage in den Sommer-/Herbst-Monaten eröffnen weitere Preisspielräume nach oben. In den USA notieren die Schweinepreise für die Liefermonate Juli/August 2019 an der Linie von umgerechnet 2 €/kg.

Der bisherige Abbau der chinesischen Schweineherde hat zunächst dazu geführt, dass mit den - aus Angst vor Wertverlust ohne Entschädigung - geschlachteten Tieren durchaus Fleisch zur Verfügung stand. Die Reduzierung der Sauenherde von rd 20 % macht aber deutlich, dass in den nächsten Monaten bis Jahren das zu mästende Ferkelmaterial fehlen wird. Das ganze Ausmaß an Knappheit steht also erst noch bevor.

Völlig offen ist die Frage nach einem Wiederaufbau der Bestände, weil die Bereitschaft zu investieren angesichts anhaltender Seuchengefahr gering ist. Das gilt nicht nur für die kleinen und mittleren Beständen sondern ist auch bei den Großkonzernen zu beobachten, deren Aktien voll in den Keller gefallen sind. Selbst wenn man den Mut hätte, umgehend den Bestand wieder aufzubauen dauert es mind. 1,5 Jahre angefangen von der Jungsauenremontierung bis zum ersten fertigen Mastschwein. Und dann besteht das Problem der Reinfektion mit der ASP immer noch, weil das Virus nicht ausgerottet ist.

Und letztlich sollte man die ASP in Europa nicht aus den Augen verlieren.

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